Neuer Name, neuer Slogan, neues Konzept. Nach pandemiebedingter Pause startet die früher IAA Nutzfahrzeuge genannte weltgrösste Plattform für Transport und Logistik mit neuem innovativem Konzept.
Lag früher der Fokus auf leichten und schweren Nutzfahrzeugen, umfasst das neue Konzept die gesamte Bandbreite des Transports und der Logistik. Nutzfahrzeuge, ob klein oder gross, sind wichtige Säulen für eine funktionierende Wirtschaft, für Transport und Logistik.
Das neue Konzept stiess offenbar auf positive Resonanz. Es sind zwar nicht alle Hallen belegt, aber was man geplant habe, sei ausgebucht. Es ist ein höherer Anteil internationaler Aussteller zu verzeichnen. 1’400 Aussteller aus 42 Länder präsentieren ihre Innovationen. Infrastrukturanbieter, Bushersteller, Tech-Unternehmen, Startups und sogar Cargobike-Hersteller sind vor Ort. Wieder stark vertreten sind Anbieter von Aufliegern, Anhängern, sowie Zulieferer. Über 260 Anbieter von Anhängern und Ausbauten, die ihre Ausstellungsfahrzeuge meist im Freien haben, und 600 Zulieferer sind in der Messe zu besichtigen. Eine Halle ist reserviert für Probefahrten (IAA Test Drives). Wir haben zwar nur 1 grossen MAN-Sattelschlepper gesehen, es stünden aber insgesamt 22 schwere Nutzfahrzeuge zum selbst ausprobieren zur Verfügung. Dazu auch 39 leichte Nfz, die dort mit wechselnden Fahrern langsam ihre Kreise ziehen. 50 der 61 Fahrzeuge sind alternativ angetrieben, davon 90% vollelektrisch, 10% mit Brennstoffzelle und ein paar mit regenerativem Diesel.
Wir waren zuletzt vor 12 Jahren an der IAA. Noch immer ist das Messegelände riesig und es ist heute gar nicht möglich, das alles an einem Tag seriös zu besuchen/besichtigen. Gab es früher noch eine Halle VW, eine Halle Mercedes, eine Halle …, so ist heute alles gemischt. In einer Halle sind vielleicht noch drei Fahrzeughersteller und dazwischen und darum herum eine Vielzahl anderer Anbieter aus aller Welt. Man liest Namen, die man noch nie gehört hat, sieht kleine Fahrzeuge, die man noch nie gesehen hat und (vielleicht) auch nie mehr sehen wird, kennt die Zwecke nicht. Man fragt, erhält freundlich Auskunft (fast alles immer englisch), weiss aber u.U. nachher nicht viel mehr als vorher.
Generell ist eben nicht nur das Anschauen und Durchschlendern wichtig, nicht nur möglichst viel gesehen zu haben, sondern auch Networking, Gespräche mit Leuten, die interessieren.
In diesem Jahr werden «Guided Tours» angeboten, bei denen sich Besucher Produkte, innovative Lösungen und Dienstleistungen von maximal acht Ausstellern vorstellen lassen können. Verschiedene Themengebiete sind wählbar. Die Führungen finden auf Englisch und Deutsch statt.
Auf der IAA Startup Area stellen 68 junge, neue, innovative und kreative Unternehmen aus 14 Ländern ihre Transport- und Logistiklösungen für den emissionsfreien und effizienten Transport von morgen vor.
Es ist unmöglich, die ganze Bandbreite dieses weltweit grössten und wichtigsten Branchentreffs zu würdigen – und wenn’s nur ein halber Satz pro Thema wäre.
Aber wenn vorhin schon grad von emissionsfrei die Rede war: Wer noch nicht bemerkt hat, dass E-Mobilität, Emissionsfreiheit und alles, was damit zusammenhängt, bereits heute die die aktuelle Mobilität ist, der kommt spätestens hier auf der IAA Transportation auf die Welt. Alles, was 3.5 to und darunter ist, ist eh schon alles emissionsfrei, meistens batterieelektrisch und selbst bei den ganz Schweren ist die Senkung der Emissionen das Thema der Stunde. Auf vielen, wenn nicht den meisten Ständen ist oft kein einziges Auto mehr mit Verbrennungsmotor zu sehen.
Viele Anbieter wollen aber nicht einfach ein z.B. vollelektrisches Auto anbieten, sondern bemühen sich auch gleich um das «Zubehör», z.B. Wallboxen / Ladestationen. Alles aus einer Hand, ist die Devise. So ist an vielen Ständen auch zu sehen und zu hören, was für die allernächste, die nahe und die weitere Zukunft geplant ist oder vor der Einführung steht – und mit wem sie zusammenarbeiten.
Wurde man vor 12 Jahren im Vorfeld der Messe noch bombardiert mit Mails von Anbietern schwerer Nutzfahrzeuge aus China, doch einen Interview-Termin mit dem CEO zu vereinbaren, der vor Ort sein werde, sind diese jetzt völlig ausgeblieben. Der Datenschutz hat halt auch sein Gutes! Aber, wie gesagt, der Fokus liegt nicht mehr allein bei den (schweren) Fahrzeugen, sondern auch bei den vielfältigen Zulieferern, ums in einem Wort zu sagen.
Die IAA Transportation 2022 in Hannover findet/fand vom 20. – 25. September statt. VOLKARTpress / Zündung.ch hatte Gelegenheit, auf Einladung von Renault, die IAA bereits am Tag vor der grossen Eröffnung, am Pressetag, zu besuchen.
Wir verzichten hier auf einen «Salonrundgang». Nur was uns grad so «in der Nähe» aufgefallen ist.
Während die zur chinesischen Saic gehörende Marke Maxus in der Schweiz nun doch schon länger eingeführt ist (auch wenn sich die Verkäufe noch in Grenzen halten), ist Maxus in Deutschland erst seit gut einem Jahr präsent. SAIC/Maxus ist aber mächtig am Präsentieren von Neuigkeiten. So haben wir neben den bekannten Lieferwagen einen 7.5-Tonner entdeckt, vollelektrisch natürlich. Das Châssis ist 5.85m lang, die Batterie leistet 128 kWh, er läuft 90 Km/h schnell und kommt mit einer vollen Ladung 213 Km weit. 33.8 kWh sei der Normalverbrauch auf 100 Km.
An der Pressekonferenz wurde ein neuer MPV namens MIFA 9 vorgestellt. Er ist kein Billigmodell, wie man es von Chinesen vielleicht erwartet. Der 5.27m lange Edelkreuzer mit Ledersitzen und jeder Menge Assistenten hat 3.30m Radstand, sein Gepäckraum misst bei voller Belegung 1’010 Liter, plus 55 Liter Frunk. Preis noch unbekannt. Ebenso der Zeitplan für die Einführung in Europa (wann und wo). Da ist uns der Geschäftsführer Maxus Deutschland, Gerald Lautenschläger, leider durch die Lappen.
Auch bei Ford drehte sich fast alles um «Alles aus einer Hand». Vor allem die neuen Ford E-Transit / E-Transit Custom waren in allen möglichen Konfigurationen zu sehen. Und auch hier: Wallbox, resp. Ladestation wird gleich mitgeliefert. Aber alles nur für AC.
MAN bietet ja nicht nur schwere Lastwagen an, sondern auch Lieferwagen, z.B. den MAN TGE. Den gibt’s auch vollelektrisch. Er leistet als 3.5-Tonner 136 PS und kostet 70’200€. Als 2.0-Liter Turbodiesel mit 177 PS und 4×4 war er ausgestellt und kostet ab 78’000€.
Auffallend: Haben früher die Anbieter, auch wenn sie Riesenflächen zur Verfügung hatten, möglichst viele ihrer Fahrzeuge in die Halle «gequetscht», gilt heute wohl «Weniger ist mehr». So stehen auf grossen Standflächen, vor allem bei den schweren Nutzfahrzeugen, nur wenige Fahrzeuge. Das ermöglicht einer grösseren Anzahl Besucher, das Fahrzeug gut zu sehen, dem Standpersonal, das ja auch aus verschiedenen Ländern kommt, bessere Möglichkeiten für Erklärungen, vor allem Kunden aus ihren Herkunftsländern.
Das muss reichen als Salonrundgang. Aber wir wären hier nicht bei Zündung.ch, ohne ein ganz spezielles Auto zu erwähnen, den bei Ford entdeckten SuperVan. Nicht als 8-, 10- oder 12-Zylinder, nein, vollelektrisch! 1’471 kW Leistung (2’000 PS), 1800m Nm Drehmoment, 320 Km/h Spitze. Bei Renntempo sei die Reichweite 35 Km.
Wir sprachen kurz mit den beiden Engländern, die bei dem ausgestellten Fahrzeug «Wache» hielten. Auf die Erwähnung, daheim einen elektrischen Jaguar zu fahren mit 700 Nm und 400 PS, meinte einer trocken, da hätten wir beim SuperVan an jedem Rad so einen Jaguar, haha. Allgemeines Gelächter. Humor muss ja auch an einer Messe für berufliches Publikum und B2B nicht zu kurz kommen.
Heiny Volkart, VOLKARTpress
Hannover, 19. September 2022