Seite wählen

zuendung

16. Mai 2013

Im Dienste ihrer Mobilität

Kia | 0 Kommentare

„Er rollt gut, auf der Autobahn fühlt er sich aber etwas träge an“, urteilt der professionelle Kilometerfresser. Mit Automatikgetriebe, Dieselmotor und Kombiheck scheint der Kia für den Aussendienst wie geschaffen. Im Feldtest mit zwei Vertretern, die jährlich gegen 60‘000 Kilometer abspulen, äussern sich die Fahreindrücke wortreich. Das ist wohl nicht gerade berufsuntypisch, wobei das Eingangszitat […]

„Er rollt gut, auf der Autobahn fühlt er sich aber etwas träge an“, urteilt der professionelle Kilometerfresser. Mit Automatikgetriebe, Dieselmotor und Kombiheck scheint der Kia für den Aussendienst wie geschaffen. Im Feldtest mit zwei Vertretern, die jährlich gegen 60‘000 Kilometer abspulen, äussern sich die Fahreindrücke wortreich. Das ist wohl nicht gerade berufsuntypisch, wobei das Eingangszitat genügt, um es auf den Punkt zu bringen: Langstreckenzutaten wie Tempomat, bequeme Sitze oder das eingebaute Navigationssystem bewegen den C’eed angenehm über die Landeshauptachsen – auch wenn man mit 128 Diesel-PS nicht dauernd zur Lichthupe greifen muss.

Unser Testwagen wirkt im modischen „Cassa White Solid“ stilsicher. Wo andere Wert auf südländische Blechgestalter legen, betont Kia im Prospekt, dass der C’eed in Deutschland von Peter Schreyer und seinem Team entworfen wurde. Auch dass er nicht in Korea, sondern in der Slowakei gebaut wird, heben die Koreaner hervor. Nicht übersehen kann der Prospektleser die siebenjährige Garantie. Ganz zu Recht, ist das Qualitätsversprechen von Kia in der Branche doch immer noch einmalig. Blicke unters Blech stützen Kias Bestreben: Im Motorraum hat alles seinen Platz und ist ordentlich verschraubt. Lose oder halbbatzig mit Isolierband zusammengeklebte Kabel gibt es nicht. Wie gut er wirklich ist, wird sich zeigen. Von bisherigen Modellen hört man jedenfalls nichts Schlechtes.

Hinten angefangen besticht der Sportswagon durch ein hübsches Gepäcksystem. Im Kofferraumboden eingelassene Aluschienen und ein verstellbarer Bügel halten Lasten bei Lenkmanövern und beim Bremsen an Ort. Aussendiensttypische Güter wie Koffer oder Demoapparate fahren also problemlos mit. Auffallend geräumig ist die hintere Sitzbank. Ein 1,9 Meter-Mitfahrer kann hinter dem 1,9 Meter-Fahrer sitzen, ohne die Knie ins Lenkrad oder in die Rücklehne zu rammen. Bei einer Aussenlänge von 4,5 Metern und 5 Millimetern ist das beachtlich. Vorne sitzt es sich bequem, die Sitze lassen sich elektrisch verstellen. Der Seitenhalt könnte besser sein, wobei so auch breitere Rücken angenehm Platz finden. Zudem gleitet der Kompaktkombi zwar zügig, giert aber nicht nach Kurven.

Drei verschiedene Lenkeigenschaften kennt die elektrische Servolenkung. Wie im New Sorento schon moniert, ist der Umschaltknopf für die selten gebrauchte Umschaltung an griffgünstiger Stelle am Lenkrad montiert. An dem Platz wünschten wir uns eine häufiger gebrauchte Funktion. Etwa den praktischen Spurhalteassistenten oder das Einparksystem. Letzteres funktioniert im richtigen Leben übrigens mit erstaunlich kleinen Parklücken. Nur der Mann von nebenan, der seit 53 Jahren einen Fahrausweis besitzt, will die Geschichte vom selbstparkenden Auto nicht glauben. „Was es nicht alles gibt!“ staunt er, als das Lenkrad wie von Geisterhand den Wagen gekonnt in die Lücke dreht. Auch die Rückfahrkamera und das beheizbare Lenkrad scheinen ihm unvorstellbar, lief sein Wagen doch vor gut 20 Jahren in Rüsselsheim vom Band. Damals bestand das Verwöhnaroma aus elektrischen Fensterhebern (vorne) und einem Schiebedach mit Handkurbel. Dass die C’eed-Tachonadel nicht echt ist, sondern nur auf einem kleinen Bildschirm dargestellt wird, glaubt er nicht und möchte es mit den eigenen Fingern ertasten. Auch bei starker Sonneneinstrahlung lässt sich die Geschwindigkeit ablesen. Die Tachonadel wirkt täuschend echt.

An Komfort mangelt es nicht. Bei Autobahntempo rollt der Kia angenehm leise. Auch die Wandlerautomatik passt zur gelassenen Gesamtwirkung. Sie schaltet die sechs Gänge ohne zu ruckeln. Den Kickdown-Befehl setzt sie rasch um. Der 1,6-Liter Turbodiesel dreht hoch und knurrt bei Maximalleistung. Ampelstart und Landstrassen gehen flott. Ab etwa 100 km/h wünschten wir uns aber mehr Power, um entspannt über die Autobahn zu reisen. An Steigungen oder bei Überholmanövern ertüchtigt die Automatik die maximalen 260 Newtonmeter Drehmoment mit Zurückschalten. Das wirkt etwas nervös und passt nicht zur entspannten Art des Wagens. Interessant wäre, den Wagen mit derselben Motorisierung, jedoch mit dem eben vorgestellten Doppelkupplungsgetriebe zu probieren. Es dürfte die 128 Pferdestärken des an sich modernen Diesels besser zur Geltung bringen. Vorerst ist es jedoch nur in Verbindung mit dem Benzinmotor erhältlich.

Unsere Vertreter aus dem Feldtest mögen den Kia. Bis alle Zutaten entdeckt und ausprobiert sind, dauert es eine ganze Weile. Sie freuen sich über das beheizbares Lenkrad, die elektrische Handbremse, Distanzwarner, Smart Key und Startknopf, Xenon Scheinwerfer, Ledersitze – und wenn es mal ernst würde: Sechs Airbags. Den Preis wollen sie schwarz auf weiss sehen; dass unser Testwagen für CHF 38‘877 in der Preisliste steht, überrascht sie positiv (Basispreis Diesel und Automatik: CHF 29‘377). Als weitere Optionen gäbe es noch ein Panoramaglasdach (CHF 1‘750) und Lackierungen in Metallic-Optik (CHF 590). Die Werk- und Mobilitätsgarantie von sieben Jahren oder 150‘000km macht den Kombi in Golfgrösse zum Sorglospaket. Zuguterletzt: Der Verbrauch hat sich bei knapp 6,5 Litern auf 100 Kilometer eingependelt (verschiedene Fahrer, viel Stadtverkehr, Winter, Leergewicht 1509 kg). Bei 60‘000 Kilometern Fahrleistung kassierte die Zapfsäule somit etwa CHF 7‘000 pro Jahr. Vorausschauende Fahrweise und das hoffentlich bald erhältliche Doppelkupplungsgetriebe liessen bestimmt noch die eine oder andere Hunderternote einsparen.