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13. Februar 2011

Inspired Performance

Infiniti | 0 Kommentare

Test Infiniti EX30d GT Premium SUV? SAV? Crossover? –> EX! Die grossen SUV-Panzer werden heute oft als Dinosaurier apostrophiert und passen nicht mehr in die heutige Autolandschaft. Der Trend geht zu kleineren SUV, die heute auch als SAV (Sports Activity Vehicle) bezeichnet werden. Wenn Sie mehr Anklänge an einen Personenwagen als an einen Kastenwagen haben, […]

Test Infiniti EX30d GT Premium

SUV? SAV? Crossover? –> EX!

Die grossen SUV-Panzer werden heute oft als Dinosaurier apostrophiert und passen nicht mehr in die heutige Autolandschaft. Der Trend geht zu kleineren SUV, die heute auch als SAV (Sports Activity Vehicle) bezeichnet werden. Wenn Sie mehr Anklänge an einen Personenwagen als an einen Kastenwagen haben, nennt man sie Crossover. Infiniti hat den Ausdruck Crossover-Coupé erfunden und nennt das Modell EX «Das erwachsenste Coupé auf dem Markt». Das wollten wir genauer wissen.

Schon beim Test der Infiniti-Limousine G37x haben wir festgestellt, der 3,7-Liter-Benziner sei nicht mehr ganz zeitgerecht. Bei dauerhaft steigenden Treibstoffpreisen wünschen die Kunden sparsamere Triebwerke, wollen aber nicht auf Leistung verzichten.
Infiniti, Japans jüngster Premiumhersteller, der dem Hause Nissan angehört, hat die Zeichen der Zeit erkannt und den EX, seinen SUV-C, im Sommer 2010 mit einem 3,0-Liter-V6-Diesel ausgestattet. 238 PS (175 kW) sind eine vernünftige Ansage und 550 Nm Drehmoment bei 1‘750 U/min lassen schon beim Lesen Freude aufkommen.

Auch wenn man kein Freund von SUVs ist (Säuft Unheimlich Viel, Sehr Unnötiges Vehikel), viereckig, schwer, wenig Platz innen, … muss man dem Infiniti EX zugestehen, dass sein «dynamisches Coupé-Crossover-Styling», wie Infiniti es selber nennt, sich wohltuend abhebt von der Konkurrenz. Infiniti vergleicht den EX30d mit dem Audi Q5, dem BMW X3, Mercedes GLK und dem Volvo XC60, mit denen er in jeder Beziehung sehr gut mithält oder gar über¬legen ist.
Von der aussergewöhnlich umfangreichen Serienausstattung – Standard bei Infiniti – wollen wir doch auch noch kurz reden. Alles was bei andern Premiumherstellern zwar erhältlich ist, aber teuer extra bezahlt werden muss, ist beim EX schon serienmässig dabei: Intelligenter Allradantrieb, 7-Stufen-Automatikgetriebe, Spurhalteassistent, Abstandsradar, Leder, Xenon mit Kurvenlicht, … einfach alles selbstverständlich. Alles debi, Infiniti!

Und während in aller Regel die Dieselmodelle teurer angeboten werden als die Benziner, verlangt Infiniti für den 30d gleich viel, nämlich ab 73‘773 Franken inkl. MwSt. Und weil ja alles schon inklusive ist, wird die Aufpreisliste wie üblich recht kurz: handgefertigte Holz¬innenausstattung (500), Metalliclackierung (1‘370), Bose-Soundanlage (1‘250), eine Dach¬reling (500) und ein Glasschiebedach (1‘600) ist alles, was man überhaupt bestellen kann – aber nicht unbedingt braucht.


Alles debi, Infiniti!
Auch das Analogührchen darf nicht fehlen.

Unser Testwagen, ein EX30d in der besten Ausstattung, GT Premium, kam mit allem Zubehör auf 86‘640 Franken zu stehen. Bei der Konkurrenz müsste da doch schon ein sechsstelliger Betrag in die Hand genommen werden.

Im Moment und noch bis Ende März 2011 bietet Infiniti übrigens ein europaweit auf 150 Stück limitiertes Sondermodell namens «Black Beauty» an. Auf den Bruttopreis von CHF 90‘821 werden 12% Rabatt gewährt. Wer ihn leasen will, kommt mit 2,9% Leasingzins davon. Da Infiniti zu Nissan gehört und die wiederum mit Renault «verbandelt» sind, wird das Leasing von Renault Credit (RCI) Finance angeboten.

Wir fuhren keine Black Beauty, sondern eine dunkelblaue Blue Beauty (Blue Slate), das mit dem hellen weizenfarbigen Lederinterieur wunderbar harmonierte. Übrigens auch eine Eigenheit von Infiniti-Automobilen, die Harmonie von Farben und Materialien.

Auch wenn unser EX30d ein besonders schönes Auto ist, so ist er doch auch und primär ein zwar etwas schwer geratenes (leer 1‘995 Kg), aber doch recht potentes und sehr spurt¬starkes «SUV-Coupé».

Praxis
Genug der Präliminarien, wir wollen fahren mit dem Ding – und zwar in die Skiferien:

Zum Öffnen der Türen genügt ein Druck auf das Knöpfchen an der Türfalle, das Zünd¬kästchen kann also in der Tasche bleiben. Vorne steigt man ein wie in jeden Pkw, es ist kein Hinaufklettern nötig wie bei Panzern. Das Cockpit bietet keine Überraschungen, wer schon einmal einen Infiniti gefahren ist, findet sich sofort zurecht. Sitze (auch Beifahrersitz) und Lenksäule sind elektrisch verstellbar. Auch im EX findet sich übrigens in der Mitte ein nostalgisches Analogührchen.

Der Kofferraum ist dann die erste Enttäuschung. Die Heckklappe öffnet nur so weit, wie man will, sie schlägt also nicht ungewollt am Garagetor an. Aber die Ladefläche ist hoch ab Boden, die Koffern müssen also recht weit hochgehoben werden. Zum andern ist er relativ klein. Bis zur Gepäckabdeckung sind es 340 Liter. Aber die Rücksitze lassen sich 1/3 oder 2/3 abklappen, elektrisch (!) vom Fahrersitz aus (!) und dann misst der Laderaum doch 1‘175 Liter. Auch mit nur einem abgeklappten Rücksitz (kann man auch von Hand und einhändig machen) reicht das dann, um zu Dritt in die Ferien zu fahren. Die Zuladung von 450 Kg ist aber auch nicht gerade übertrieben.

Der Motor startet auf Knopfdruck; wenn’s sehr kalt ist, nach einigen Sekunden Vorglühen. Das Dieselgeräusch ist auch in kaltem Zustand nicht sehr ausgeprägt, vielmehr erklingt sonorer Sechszylinder-Sound. Die serienmässige Rückfahrkamera erleichtert das Rück¬wärtsfahren. Dann prescht der 2-Tonner bei Bedarf vehement los. Auch auf Schnee. Denn das elektronische System errechnet permanent die ideale Drehmomentverteilung und leitet über eine Zentralkupplung das Drehmoment jeweils so zur Vorder- und Hinterachse, dass auf rutschigem Untergrund alle Räder ausreichend Grip haben und auf trockener Strasse mehr Moment zur Hinterachse kommt. Das System lässt sogar zugunsten einer sportlichen Fahrweise ein leichtes Übersteuern zu. Infiniti nennt das «begeisternde Fahrdynamik». Uns hat’s gefallen.

Der EX30d ist knapp 4,65m lang, 1,58m hoch und ohne Spiegel 1,80m breit (mit Spiegeln 2,04m). Deshalb wirkt er auch nicht so schrank- oder panzerartig wie gewisse Mitbewerber.

Einmal warmgefahren hört man bei Autobahngeschwindigkeit nur noch das leise und tiefe Brummeln des V6. Bei wenig Verkehr setzt man nun Tempomat und Abstandsradar und dazu auch gleich noch den Spurhalteassistenten. Diese Lane Departure Prevention nutzt eine im Spiegel eingebaute Kamera zur Erkennung der Fahrbahnmarkierungen. So erkennt das Auto ein Verlassen der vorgegebenen Fahrspur und warnt den Fahrer optisch und akustisch und wenn der Fahrer dann immer noch nicht reagiert, korrigiert das Auto selb¬ständig zurück. Wenn man zum Überholen allerdings sehr sanft ausschert und zurückfährt, wird man jedesmal angebipbipbipt und schaltet das Ding dann aus. Der Abstandsradar aber ermöglicht – bei lockerem Autobahnverkehr – ein fast automatisches Fahren. Weil er korrekte Abstände zum vorderen Fahrzeug einhält und nicht so nah auffährt, wie man das „von Hand“ macht, muss man bei dichterem Verkehr doch eingreifen, weil einem sonst dauernd «ein Trottel» dazwischen fährt und den EX zum u.U. brüsken Abbremsen zwingt.

Besonderen Spass machte aber die Strecke von Sion hinauf nach Les Collons / Thyon 2000. Genau 100 Haarnadelkurven seien es, sagte jemand, der sie gezählt hat. Die Beifahrerin war zwar nicht so begeistert wie der Fahrer, aber bei einer beruflich bedingten Talfahrt und späteren Bergfahrt, nun allein an Bord, konnte das Potential der 550 Nm erfahren werden. Die Sicherheit, vor allem auch das sichere Gefühl, das sich schon nach wenigen Kurven einstellte, war erstaunlich.


Ganz auf die Skipiste haben wir uns dann doch nicht getraut. Ein Geländewagen ist der EX nämlich nicht.

Die Rechnung komme dann an der Tanksäule? Weit gefehlt! Während für den EX-Benziner ein Durchschnitt von 11,3 Litern genannt wird – was bei der Fahrweise sicher nicht gereicht hätte, nennt Infiniti für den Diesel 8,5 Liter kombiniert.
Der Bordcomputer wollte 8,7 Liter weismachen für die ganzen 1‘300 Tes-Km, effektiv waren es über die ganze Testdistanz 9,34 Liter. Erstaunlich wenig. Auf einzelnen Abschnitten waren es echte 9,15 und 8,91 Liter, bei verkehrsbedingt ganz zahmer Autobahnfahrt sogar einmal nur 7,67 Liter. Das sind doch in Anbetracht des Fahrspasses, den man mit dem EX30d haben kann, sehr erfreuliche Werte.

Design, Technologie, Sportlichkeit: Infiniti, «Inspired Performance»

Text und Fotos Heiny Volkart,
(der eigentlich noch immer kein SUV-Freund ist, aber für den EX eine Ausnahme macht. .)