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zuendung

11. November 2012

Jetzt geht’s up!

VW | 0 Kommentare

Phaeton, Touareg und CC – bei einigen Modellen von VW wirkt der ausgeschriebene Markenname ausserhalb von Monaco irgendwie absurd. Die Erben des Käfers sind zudem allesamt in höhere Preisgefilde abgewandert. Zudem ist der Retronachkömmling nur noch ein lifestylige Abklatsch auf Golfbasis. Das Feld der Kleinwagen im A-Segment hat man nach dem Ableben des Lupo mit […]

Phaeton, Touareg und CC – bei einigen Modellen von VW wirkt der ausgeschriebene Markenname ausserhalb von Monaco irgendwie absurd. Die Erben des Käfers sind zudem allesamt in höhere Preisgefilde abgewandert. Zudem ist der Retronachkömmling nur noch ein lifestylige Abklatsch auf Golfbasis. Das Feld der Kleinwagen im A-Segment hat man nach dem Ableben des Lupo mit dem Brasilien-Import Fox beackern wollen. Daraus wurde, nicht zuletzt aufgrund von Währungsschwankungen, nie wirklich etwas. Derweil wurde im Hintergrund längst an einem Nachfolger für den Lupo gearbeitet. Wie der legendäre Käfer und der Kleinwagen-Revoluzzer Smart sollte er über Heckmotor und -antrieb verfügen. Doch das Konzept liess sich so nicht umsetzen, weshalb der erste Spross der "New Small Family" genannten Fahrzeugsparte nun ganz konventionell gebaut wird. Nun steht er als up! vor uns, L und O hat man weggelassen – reduce to the max, sozusagen.

Designmässig passt das schon mal gut: Auf Chrom-Firlefanz und Retro-Chic wird gezielt verzichtet. Trotzdem ist VW auf Anhieb ein Look gelungen, der den up! sofort erkennbar macht. Vorne kein grossflächiger Kühlergrill und monströse Scheinwerfer, wie das heute üblich geworden ist. Oben nur ein schmaler Spalt, der das VW-Logo perfekt betont, unten im Stossfänger eine Blende, die den Kleinwagen grinsen lässt. Seitlich gibt es eine tiefliegende Chromleiste und beim Dreitürer einen Knick in der Fensterlinie als Designelemente. Dazu gibt es äussert leckere Alufelgen, die mit einer weissen Blende zudem die Wagenfarbe aufnehmen. Hinten sorgt eine Heckklappe ganz aus Glas dafür, dass man den Wolfsburger von seinen Brüdern Skoda Citigo und Seat Mii auf einen Blick unterscheiden kann.

Akustisch unterscheidet sich der Testwagen schon mal von den meisten gängigen Fahrzeugen: Unter der Haube werkelt ein Dreizylinder. Der Einliter bringt es immerhin auf 75 PS und soll 4,7 Liter verbrauchen. Das Aggregat ist auch mit BlueMotion Technology erhältlich, wodurch sich der Normverbrauch um weitere 0,5 Liter senkt. Benzinverbräuche, wie sie in der Praxis normalerweise nicht zu erreichen sind. Bislang verzichtet VW auf den Einsatz von Dieselmotoren. Und auch Turboaufladung ist momentan noch kein Thema. Da die 95 Newtonmeter auf ein Gewicht von nur 930 Kilo treffen, ist man auch mit der Sauger-Technik nicht nur im Kriechgang unterwegs. Als er jedoch mit der Maximalbesetzung auf die Autobahn auffahren soll, ist Geduld gefordert. Selbst im optimalsten Fall würde er 13,2 Sekunden brauchen, bis Tempo 100 erreicht sind. Nicht auszudenken, wie lange er benötigen würde, um die Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h zu erlangen.

Natürlich ist der Kleine vor allem im Stadtverkehr zuhause. Dort punktet er mit seinem Wendekreis von nur 9,8 Meter. Wendiger sind nur wenige. Und sollte es einmal eng werden, so hat der Test-up! die City-Notbremsfunktion an Bord. Sie bremst das Fahrzeug dank Laserabtastung des Verkehrs im Notfall bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h ab. Die Fahrfunktionen tun ihren Dienst, wie man das von anderen Modellen der Marke kennt, auch im normalen Verkehr vollkommen tadellos. Nicht ohne Tadel bleibt die Sitzposition. Wie man das von anderen Exponenten in diesem Segment kennt, ist das Lenkrad nur höhenverstellbar. Dieser Umstand und Sitze dünn wie zwei Ausgaben einer Boulevardzeitung sind für eine nicht gerade ideale Haltung verantwortlich.

Ideal ist dafür die Positionierung des beim getesteten "white up!" serienmässigen Navigationssystem zuoberst auf der Instrumententafel. Es weist nicht nur den Weg, sondern ist auch Screen für die Parkdistanzkontrolle und Multimediaanwendungen. Letztere überzeugen nur eingeschränkt: Zum einen ging im Test die Verbindung (per Bluetooth) zum iPhone immer wieder verloren, zum anderen übertönt der interne Lautsprecher des aufgesteckten Navis bei leise eingestellter Lautstärke die fix eingebauten Boxen, was zu einem doch stark getrübten Klangerlebnis führt. Auch die Verbrauchsdaten lassen sich auf dem Bildschirm ablesen. Im Test lagen sie jeweils um 5,0 Liter, wobei der gemessene Wert mit 6,3 Liter dann doch nochmals deutlich höher ausfiel.

Ziemlich hoch fällt auch der Preis für den Testwagen aus: 21'600 Franken. Hat sich VW bei der Rückbesinnung auf frühere Werte verirrt? Nicht wirklich, denn der up! ist auch als take up! mit identischer Motorisierung bereits ab 16'250 Franken zu haben. Dann fehlen aber einige Dinge, die das Leben so angenehm machen, dass kaum ein schweizer Kunde darauf verzichten möchte. Zentralverriegelung, Klimaanlage, elektrische Fensterheber oder ein Radio zum Beispiel.

Die attraktive Schale, das sichere Fahrverhalten und die gewohnt hohe Qualität werden dafür sorgen, dass wir den VW up! in Zukunft sehr oft auf unseren Strassen sehen werden. Schön auch, dass auch im Interieur noch Platz für ein freundliches und eigenständiges Auftreten war. Preis, Verbrauch und einzelne Kleinigkeiten lassen aber auch noch deutlichen Raum für Verbesserungen. Raummässig (Kofferraum 250 L) lässt der neue Kleine aber nichts anbrennen – auf 3,54 Meter geht es nirgends sonst so up!