Als Jaguar den F-Pace brachte, fragten sich nicht wenige, ob es neben den Range Rover-Modellen überhaupt noch Platz für weitere SUV aus dem Hause JLR geben würde. Aus dem Stand war die etwas hochbeinigere Katze aber derart erfolgreich, dass Insider nun schon vom mittelgrossen C-Pace und dem riesigen J-Pace wissen wollen.
Hier soll es nun aber um den kleineren der zwei Jaguar-Geländegänger gehen, um den E-Pace. Er steht auf der Plattform des künftigen Evoque-Nachfolgers und ist somit bei den kompakten SUV zu verorten. Die quer eingebauten Motoren sind mit bis zu 300 PS zu haben. Genau jene 300 Pferde starke Version steht uns zum Test zur Verfügung.
Betont gedrängt steht er da, edel und doch nicht protzig. Mangels Länge fällt es einem schwer, den Begriff Eleganz zu bemühen. Trotzdem ist ihm die Verwandtschaft zu deutlich grösseren F anzusehen. Kleine Fensterflächen bringen ebenso eine gewisse Sportlichkeit wie die prallen hinteren Kotflügel. Grosser Räder gehören natürlich ebenfalls zum guten Ton, 20 Zoll erscheinen nicht gerade riesig in den Radausschnitten.
Öffnet man die Türen, fällt ein Lichtkegel auf den Boden, der eine ausgewachsene und eine kleine Katze zeigt. Bleibt die Frage, ob der E-Pace sich selbst als Baby versteht. Im Innenraum zunächst nichts von Zurückhaltung: Leder wohin man blickt. Das typische Jaguar-Innendesign der letzten Jahre hat nichts von seinem Charme verloren, kann aber nicht mehr überraschen. Dass ein klassischer Automatikhebel den Platz des runden Drehknubbels einnimmt, ist aus Praktikersicht sicher kein Nachteil. Einzig auf die Show des elektrischen „Auftauchens“ des Hebels muss man so natürlich verzichten.
Verzicht ist nicht unbedingt das Credo der Jaguar-Kundschaft. Im E-Pace ist er aber Programm, wenn es um die Aussicht geht. Die kleinen Fensterflächen in Kombination mit dem allseits abgerundeten Design führt zu einer Unübersichtlichkeit, wie man sie bei Vertretern dieses Genres nicht kennt. Trotzdem wollen wir den E natürlich um die Kurven werfen und rausfinden, was er so kann.
Gleich beim ersten dynamischen Start fällt auf, dass Allradantrieb nur dann zum Einsatz kommt, wenn Schlupf herrscht. So pfeifen wir von Dannen, was irgendwie nicht ganz standesgemäss wirkt. Ist der kleine Jag mal in Bewegung, profitiert man von der typischen Lenkungsabstimmung nach Art des Hauses. Mit feinen Bewegungen dirigiert man ihn praktisch ohne Kraftaufwand zielgenau um Ecken und Bögen.
Weniger gefallen kann der Abrollkomfort. Natürlich helfen grossformatige Felgen nicht, doch dürfte man von einem Wagen mit der Katze am Heck mehr erwarten. Der E-Pace hoppelt teilweise eher wie ein Hase, als das er katzengleich geschmeidig abrollen würde. Der kurze Radstand ist sicher auch keine Hilfe. Am Ende liegt es aber an der dämpferseitig zu straffen Abstimmung.
Den stärksten E-Pace gibt es ab 62’000 Franken, in der Topausstattung R-Dynamic HSE sind dann schon 74’000 Franken fällig. Doch egal für welche Version man sich entscheidet, man erhält den sexiesten kleinen SUV auf dem Markt. In der 300-PS-Variante ist er mehr denn gut motorisiert und man hält auch mit dem Gros der Hot-Hatch-Szene mit. Wenigstens bist zur ersten Kurve. Womit wir bei den negativen Punkten wären: Das Fahrwerk schafft die Jaguar-eigene Smoothness nicht, ist zu hoppelig. Der Platz auf den Rücksitzen ist naturgemäss etwas knapp und mit 1,98 Meter ist er für ein kompaktes Auto schon fast unanständig breit. Trotzdem, man verzeiht ihm das sofort wieder, wenn man in diesem luxuriösen Cockpit Platz nimmt. Der E-Pace vermittelt trotz einigen Schwächen eine Souveränität, die es in diesem Segment nicht gibt. Zumindest bis die zweite Generation des Evoque bereit steht.