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zuendung

19. Dezember 2010

Kultkubus

Nissan | 0 Kommentare

Mein erstes Erlebnis mit dem Nissan Cube war wirklich erstaunlich. Als ich den Wagen in Zürich parken wollte, sah ich im Rückspiegel schon, wie ein Mann mittleren Alters gerade aus einem Hauseingang zu stürmen kam. Ich wähnte mich schon auf einem Rollstuhlparkplatz. Doch da war kein Schild. Was hatte ich wohl sonst verbrochen? "Der ist […]

Mein erstes Erlebnis mit dem Nissan Cube war wirklich erstaunlich. Als ich den Wagen in Zürich parken wollte, sah ich im Rückspiegel schon, wie ein Mann mittleren Alters gerade aus einem Hauseingang zu stürmen kam. Ich wähnte mich schon auf einem Rollstuhlparkplatz. Doch da war kein Schild. Was hatte ich wohl sonst verbrochen? "Der ist ja cool, kann man den jetzt kaufen?" Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. In nicht gerade auffälligem Dunkelviolett ist der Cube für die meisten Verkehrsteilnehmer einfach ein eckiges kleines Nutzfahrzeug.

Für den sympathischen Passanten und eine grosse Fangemeinde in Japan ist er aber viel mehr denn das. Betrachtet man den Cube genauer, ist er gar nicht so eckig. Optisch hat er viel mit dem Vorgänger gemein, den es allerdings nur in dessen Heimatland zu kaufen gab. Auf den zweiten Blick fällt die asymmetrische Gestaltung im Heckbereich auf: Während auf der einen Seite die Glasfläche um die C-Säule herumreicht, trifft man auf der Scharnierseite auf Blech. Im Gegensatz zu anderen Autos aus Japan geht beim Cube die Hecktüre auf die richtige Seite auf, so dass das Beladen vom Trottoir keines Umweges bedarf.

Obwohl er von aussen vielleicht ein wenig nach Transporterchen ausschaut, bleibt im Innern nicht enorm viel Kofferaum. 260 Liter sind es, wenn die Rückbank die für Passagier bequemste Position einnimmt. Maximal stehen 410 Liter zur Verfügung, wobei die Beinfreiheit auf der Rückbank dann praktisch gänzlich entfällt. Doch wir von zündung.ch sitzen ja ohnehin am liebsten vorne links. Dort angekommen drücke ich bequem auf den Startknopf. Was in anderen Fahrzeugen Sportlichkeit suggerieren soll, ist hier ein schlichtes Komfortfeature: Der Schlüssel bleibt in der Hosen- bzw. Handtasche.

Zum Komfortanspruch passen die Sitze, die manches Sofa hart erscheinen lassen. Seitenhalt war hier ganz bestimmt nicht das Entwicklungsziel. Es ist das loungeartige Design im Zusammenspiel mit der lichten Höhe des Innenraums, das mich irgendwie beruhigt. Selbst für das Glasdach haben sich die Ingenieure einen Luxus-Kniff erdacht: Eine japanischen Papierwänden nachempfundene Blende lässt angenehm sanftes Licht in den Kubus. Natürlich kann man diese auch für volle Durchsicht wegschieben oder mit einer ganz blickdichten Abdeckung ersetzen. Doch nicht nur das Mobiliar, auch die Elektronik macht mit beim Wellness-Ansatz. Drahtlos übernimmt das Audiosystem den Sound von meinem Iphone. Wunderbar, wenn nur der Akku des Apple-Gimmicks etwas stärker wäre. So ziehe ich dann doch die verkabelte Variante vor, die ebenfalls problemlos funktioniert.

Fahren tut der kultige Kleinwagen natürlich auch. Es liegt ihm aber fern, irgendwelche sportliche Ambitionen an den Tag zu legen. Und so gleite ich mit ihm durch den Alltagsverkehr und hege nicht einmal den Wunsch, den 1,6 Liter so richtig zu fordern. Das würde auch am sehr komfortabel abgestimmten Fahrwerk scheitern. Mit 6,6 Liter Benzinverbrauch geht der Cube nicht eben als Sparfuchs durch. Gut möglich, dass hier die nicht sonderlich strömungsgünstige Form einen Einfluss hat.

Es ist dieses herrlich entspannte Fahren, mit viel Luft, guter Musik und kuschligen Sitzen, das den Nissan Cube so liebenswert machen. Zudem überzeugt er mich mit seiner äusseren Form, wobei das ganz sicher Geschmacksache ist. Leider trifft der gute alte Spruch, wonach spezieller Geschmack viel kostet, mal wieder den Nagel auf den Kopf. Über 30'000 Franken muss man für den Testwagen berappen, der dafür sogar Gadgets wie eine Rückfahrkamera an Bord hat. Auf jeden Fall ein spezielles Auto, dass auch seine praktischen Seiten hat und zu einer entspannten Fortbewegungsweise animiert.