Ein bisschen scheint es, als seien bei JLR die kreativen Leute im Urlaub gewesen, als der Discovery Sport seinen Namen erhielt. Denn sportlich ist er mit seinen 2,1 Tonnen nicht wirklich und wie ein Discovery schaut er auch nicht aus. Ist er trotzdem mehr als einen Gedanken wert? Wir finden es im Test heraus. Wir schauen auf die leichten Veränderungen, die das Facelift gebracht hat. Anstelle der runden LED-Einsätzen in den Leuchten hat sitzen nun geradlinigere Designelemente. Noch immer ist die optische Nähe zum Evoque nicht von der Hand zu weisen. Und so fällt man auch auf einem Land-Rover-Treffen nicht negativ auf. Im Gegenteil, die Briten haben unter indischer Regie einmal mehr ein sehr gefälliges Auto gezeichnet, das einen gewissen Grad an Repräsentanz in sich trägt.
Das Testexemplar scheint wie gemacht für die Schweiz, jedenfalls wenn man auf die Farbe schaut: Eiger Grey. Und auch die Motorisieruung scheint zu passen: 250 PS klingen doch ganz anständig. Wer angeben will, lernt die komplette Bezeichnung auswändig: Land Rover Discovery Sport 2.0 Si4 AWD R-Dynamic SE. Aber weil wir nicht angeben wollen, fahren wir lieber los.
Mühelos fädeln wir in den Verkehr ein. Nur die sehr leichtgängige, recht indirekte und auch ziemlich gefühllose Lenkung irritiert. Ansonsten ist alles an Bord, was das Fahren angenehm macht. Bequeme Sitze, die auch schön anzusehen sind und die sich elektrisch verstellen lassen. Elektronische Assistenten halten den Abstand zum Vordermann, lenken in die Spur und helfen beim Einparken. So ausgerüstet landet man bei einem Testwagenpreis von 77’000 Franken. Verglichen mit anderen Fahrzeugen funktionieren die Helferlein hier teilweise etwas holprig. Wer bei der Fahrt mit Abstandtstempomaten Passagiere an Bord hat, warnt diese also besser vor. Es kann zu relativ abrupten Bremsmanövern kommen.
Ansonsten ist die Fortbewegung nicht mit dem Wort abrupt zu beschreiben. „Gemütlich“ würde es eher treffen. Natürlich kann man per Kickdown jederzeit die 250 PS abrufen, was dem Naturell des Discovery Sport aber widerspricht. Dazu passt das bequeme Gestühl, das nicht viel Seitenhalt bietet. Die Atmosphäre scheint sich dem Auto anzupassen: Aus den Lautsprechern klingt die samtene Stimme von Dean Lewis. Draussen wird es langsam aber sicher Herbst. Regen tröpfelt auf die beheizte Frontscheibe. Der Disco gibt einem das gute Gefühl, auch für viel härtere (Jahres-)Zeiten gerüstet zu sein.
Es bleibt die Frage, wer mit dem Discovery Sport so richtig glücklich werden soll. Und vielleicht ist genau diese Frage die falsche. Denn anders als ein Defender, ein Range Rover oder auch ein Evoque ist der Discovery Sport eben keine Ikone. Er ist ein konventioneller, mittelgrosser SUV, der als Land Rover daherkommt. Somit werden eher nicht die Hardcorefans mit einem Kauf liebäugeln, sondern jene, die bei anderen Premiummarken nicht fündig geworden sind.
Wer trotzdem ins Gelände möchte, kann das natürlich tun. Auch der Disco Sport hat Terrain Response. Ein kurzer Druck auf die entsprechende Taste und das „Lüftungsrad“ wird zur Wählscheibe für die verschiedenen Fahrmodi. Schnee, Matsch, Sand? Alles kein Problem. Da wir nicht davon ausgehen, dass es häufiger zu solchen Ernstfällen kommen wird, haben wir auf einen Test der Geländegängigkeit verzichtet.
Und so ist der Discovery Sport einfach ein hervorragender Begleiter im Alltag. Einer, der gut aussieht, der gut funktioniert, den man aber vor allem wegen seiner praktischen Vorzüge kauft. Er bietet genügend Platz für 5 Personen. Seine verschiebbare Rückbank lässt den Kofferraum bei Bedarf weiter anwachsen. Die Motorisierung ist jederzeit ausreichend. Da der Zweiliter auch bei anständiger Fahrweise immer 10 Liter Super trinkt, drängt sich dennoch die Frage auf, ob man nicht doch lieber den 200 PS Diesel wählen würde. Oder vielleicht doch lieber der neue PlugIn-Hybrid mit 300 PS? Diese Entscheidung ist dann definitiv mehr als einen Gedanken wert.