zuendung

8. Februar 2008

Lasst mich in den Club, Mann!

Mini | 0 Kommentare

Clubs haben ja vor allem ein Problem und dass auch nur dann, wenn es so richtig cool ist, Mitglied zu sein. der neue Mini Cooper S Clubman schickt sich an, bald Member im Clubs der Kultautos zu sein. Die meisten Mitglieder sind schon uralt und gegenüber Neulingen sehr skeptisch. Sowohl Citroën 2CV, Renault R4 und […]

Clubs haben ja vor allem ein Problem und dass auch nur dann, wenn es so richtig cool ist, Mitglied zu sein. der neue Mini Cooper S Clubman schickt sich an, bald Member im Clubs der Kultautos zu sein. Die meisten Mitglieder sind schon uralt und gegenüber Neulingen sehr skeptisch. Sowohl Citroën 2CV, Renault R4 und VW Käfer, als auch Fiat Cinquecento und der ur-Mini beäugen den Neuankömmling. Daneben stehen die sportlichen Ikonen Porsche 911 und Chevy Corvette. etwas abseits, ganz wie es sich für diese Gattung gehört, schauen auch Jeep Wrangler und Land Rover Defender auf den wohl seltsamsten Fünftürer der Neuzeit. Abgesehen davon, dass sie alle sofort von jedem Kind erkannt werden, haben sie den Ruf "klassenlos" zu sein.

In jüngerer Vergangenheit sind immer wieder Autos mit dem Auftrag gescheitert, in diese Klasse der Klassenlosen vorzudringen. Krassestes Beispiel ist bestimmt der VW New Beetle, der von der illustren Schar nur abschätzig belächelt wird. Doch der Clubman hat einen entscheidenden Vorteil. Sein kürzerer Bruder ist bereits dabei und legt ein gutes Wort für ihn ein. Nun ist aber der Kultfaktor nur einer von vielen, der die Kaufentscheidung beeinflusst. Clubman-Interessenten dürften noch viele andere Argumente brauchen, um sich den längsten Mini aller Zeiten in die Garage zu stellen.


Markant: An den kontrasfarbenen Einfassungen des Hecks ist der Clubman sofort zu erkennen

Jenen, die Wert auf einen Stammbaum legen sei gesagt: Der Clubman hat sehr wohl einen historischen Vorläufer. Der hiess damals zwar nicht genau gleich, ein verlängerter Mini mit Schwingtüren am Heck war er aber auch. Und wo wir schon bei den Türen sind. Dieses Auto ist wohl das einzige, bei dem sich die Leute mehr für die Beifahrerseite interessieren. Tatsächlich hilft eine zweite kleine Tür, den Einstieg in den Fond angenehmer zu gestalten. Beim Ein- und Aussteigen gilt es aber immer auf zwei Dinge zu achten. Unten lauert der Gurt für den Beifahrer als Stolperdraht und oben hat es die Türverankerung auf unseren Schädel abgesehen. Erst einmal auf dem Rücksitz angekommen, geniesst man erstaunlich viel Ellbogenfreiheit und auch der Fussraum ist nicht zu knapp. Von innen lässt sich die hintere Türe nur dann öffnen, wenn die Beifahrertür bereits offen steht. Trotz lustigem Türchen nehme ich dann doch lieber vorne links Platz. Mühelos finde ich eine bequeme Sitzposition auf den serienmässigen Sportsitzen.


Schaltzentrale: Nach kurzer Eingewöhnung funktioniert die Bedienung einwandfrei

Im Interieur fällt mir sofort der unglaublich riesige Tacho in der Mitte des Armaturenbretts auf. Er ist gegenüber dem Vorgänger tatsächlich noch gewachsen und nimmt jetzt auch noch die Radiobedieneinheit auf. Obwohl mich die Geschwindigkeitsanzeige in der Mitte nicht stört, bin ich froh, dass man sie auch in digitaler Version direkt unterhalb des Drehzahlmessers anzeigen lassen kann. Der traditionelle Schlüssel wurde durch ein tellerförmiges Etwas ersetzt, das man in einen Schlitz schieben muss. Danach will noch der Startknopf gedrückt werden. Mehr wie ein Diesel klingt der neue Motor, den BMW zusammen mit PSA entwickelt hat. Der neue 1,6-Liter ist im Gegensatz zum Kompressor-Vorgänger mit einem Turbo ausstaffiert. 175 PS sind doch eine ganz ordentliche Ansage für ein relativ kleines Auto, das 1,3 Tonnen wiegt. Laut Werksangabe reicht die Leistung, um den Clubman in nur 7,6 Sekunden auf Tempo 100 zu beschleunigen. Schon beim Losfahren fällt die fein dosierbare Kupplung auf. Ist der Motor warm, überzeugt der Clubman Sparfüchse mit dem serienmässigen Start-/Stopp-System. Nimmt man an der Ampel den Gang raus, stirbt der Motor selbsttätig ab, geht der Fuss wieder auf das Kupplungspedal, ist die Maschine sofort wieder bereit zur Weiterfahrt. Weitere Features des bei BMW Efficient Dynamics genannten Ansatzes sind die Rückgewinnung eines Teils der Bremsenergie und die Schaltpunktanzeige. Da keine dieser Sparhilfen den Spass am Autofahren verdirbt, habe ich sie als sehr hilfreich empfunden. Der Verbrauch sollte sich bei etwa 7,3 Liter einpendeln.


Doppelt hält besser: An den zwei Rohren erkennt man den Cooper S

Wenn man sich öfter im per Knöpfchen aktivierbaren Sportmodus befindet, dürfte dieser Wert allerdings schwer zu erreichen sein. Die Lenkung wird dann etwas härter und der Motor spricht spontaner auf Gaspedalbefehle an. Ab 1700 Umdrehungen schnappt der Turbo zu, womit endlich auch die Soundkulisse stimmt. 260 Newtonmeter liegen nun konstant bis 5000 Touren an. Und dann wird aus dem kleinen Pseudokombi ein richtiger Sportler, der wie ein Süchtiger um die Ecken wuselt. Die supergenaue Lenkung passt ebenso wie die erstaunlich komfortable Fahrwerksabstimmung. Über die Traktion kann ich mangels Winterbereifung nichts Definitives sagen. Auf jeden Fall empfehlenswert ist die optionale Differenzialsperre. Ja, auf Passstrassen ist dieser wendige kleine Schuhkarton ein echter Sportwagenschreck. Das liegt auch daran, dass man dank den rundum steil stehenden Scheiben eine heute kaum mehr gekannte Übersicht geniesst. Nach hinten versperrt natürlich der mittlere Steg, der durch die zwei Türchen entsteht, ein wenig die Sicht. Doch ich finde, das wird von den zwei allerliebst an Synchronschwimmer erinnernden Scheibenwischerärmchen wieder wett gemacht. Genug der Verkleinerungsformen, schliesslich soll das Kofferabteil durch das Stretchen auf Mini-Kombilänge auch ein bisschen gewachsen sein. Tatsächlich stehen jetzt 260 Liter bereit. Das ist zwar wenig, aber immer noch etwa doppelt so viel wie im Standard Mini. Wird der ebene Ladeboden mitbestellt, so kann man sehr bequem auch grössere Dinge in den Kleinstkombi verladen.


Typical: Vorne grinst der Mini wie eh und je

Ein recht trauriges Kapitel in der Geschichte des New Mini ist jenes der Preise. Und das ist beim Clubman logischerweise nicht spassiger. Der nackte Mini Cooper S Clubman kostet 34'300 CHF. Das ist allerdings rein hypothetisch, da die MIni-Optionenliste den Fans schlaflose Nächte bereiten kann. Da gibt es so viele kleine Dinge, die man irgendwie einfach haben muss. Zum Beispiel das "Lichtpaket". Es umfasst verschiedene praktische Leuchten und ein paar farbige, die den Innenraum indirekt illuminieren. Dass man dann die Farben noch per Schalter ändern kann, macht dieses blödsinnige Feature endgültig zu einem Must-Have. Ich habe mir den Spass nicht nehmen lassen und meinen ganz persönlichen Mini Clubman zusammengestellt. Sagenhafte 46'300 Franken würde mich der Spass kosten. Dabei habe ich nicht sogar auf ein Navigationssystem verzichtet.


Clubdoor: Das kleine Zusatztürchen auf der Beifahrerseite hat sogar einen eigenen Namen

Wer dachte, der Mini werde durch die zusätzlichen Zentimeter zu einem Packesel, der wird sicher enttäuscht sein. Noch immer fasst der Kofferraum kaum mehr als ein paar Sporttaschen und das Interieur ist noch immer keine Kathedrale. Auch wer extremen Wert auf hochwertige Kunststoffe im Innenraum legt, wird nicht vollends befriedigt sein. Die echten Minifans dagegen dürften sich begeistert zeigen. Denn der Clubman bietet neben ein bisschen mehr Platz vor allem das ganz typische Mini-Feeling. Aber nicht nur der Fahrspass stimmt, dank Efficient Dynamics muss man sich auch nicht an übertriebenen Verbrauchswerten stören. Schon eher störend ist die Preispolitik. Doch auch die hat ihre Vorteile, ist doch der Mini wieder zum wertstabilsten aller Autos gekürt worden.

Und so dürfte auch die Aufnahme im Club der Kultautos nurmehr Formsache sein. BMW hat es in meinen Augen sehr gut verstanden, das Erbe des wahren Mini zu erhalten und gleichzeitig an die modernen Vorschriften und Bedürfnisse anzupassen.