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zuendung

19. April 2008

Le Clubman

Peugeot | 0 Kommentare

Immer auf die Franzosen. Als ob das Gerangel um Herrn Sarkozy und seine Gattin nicht genug wäre, wird auch eines der interessantesten Autos, das die Grande Nation derzeit zu bieten hat, links liegen gelassen. Grundsätzlich stößt der Peugeot 207 durchaus auf Sympathie. Vor allem der CC bekommt noch immer Beifall, wenn er sich mehr oder […]

Immer auf die Franzosen. Als ob das Gerangel um Herrn Sarkozy und seine Gattin nicht genug wäre, wird auch eines der interessantesten Autos, das die Grande Nation derzeit zu bieten hat, links liegen gelassen. Grundsätzlich stößt der Peugeot 207 durchaus auf Sympathie. Vor allem der CC bekommt noch immer Beifall, wenn er sich mehr oder minder elegant seines Falt-Hardtops entledigt. Doch den 207 SW RC hat irgendwie niemand auf der Rechnung. Dabei handelt es sich um den heißesten Pampers-Bomber seit es Kombis im B-Segment gibt. Schließlich werkelt hinter dem aggressiven Löwen-Maul jener Turbo-Benziner mit 175 PS, der auch im Mini Cooper S für Begeisterung sorgt.


Kleiner Maulheld: Trotz aggressiver Front bekommt der 207 SW RC kaum Aufmerksamkeit.

Der Vierzylinder ist das Produkt einer Kooperation, dessen Existenz jeder halbwegs patriotische Franzose vehement bestreiten würde – die Gemeinschaftsentwicklung eines deutschen und eines französischen Konzerns. Die Tatsache, dass dieses Triebwerk in seinen drei unterschiedlichen Leistungsstufen auch noch in ein ur-britisches Automobil eingebaut wird, dürfte das geschundene französische Nationalbewusstsein kaum lindern. Ganz gleich, wer nun bei der Entwicklung federführend war, der Motor hat Dampf wie Zindedine Zidane, benimmt sich geschliffen wie Alain Delon und ist dabei fast so genügsam wie der Spatz von Avignon – nur die Stimmgewalt von Gilbert Becaud geht dem 1,6 Liter selbst in der Turbo-Version beinahe völlig ab. Einzig der üppig dimensionierte Sportendschalldämpfer sorgt für ein bisschen Musik in der Kombi-Bude. Neben der modifizierten Abgasanlage gehören 17-Zoll-Räder und ein etwas dick aufgetragener Heckflügel zu den RC-Erkennungszeichen. Die erforderliche Aufmerksamkeit des Publikums bleibt dem Kraft-Kombi aber auch in der Farbe Nevada-Rot verwehrt.


Flotter Flügel: Der Hekspoiler und der Sportendschalldämpfer sind typische RC-Insignien.

Das ist umso bedauerlicher, da der 207 SW RC den meisten Fahrzeugen, die sich auf Deutschlands Straßen herumdrücken, Kreise um die Außenspiegel fährt. Denn die 175 PS und 240 Newtonmeter maximales Drehmoment haben es mit verhältnismäßig bescheidenen 1,4 Tonnen zu tun. Das Werk verspricht 7,6 Sekunden für die Beschleunigung von Null auf 100 Km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 220 Km/h. Vielmehr interessiert jedoch, ob der Peugeot sich mit dem Mini nicht nur den Motor sondern vielleicht auch das geniale Fahrwerk teilt. Aber derart tiefgreifend geriet die Kooperation dann doch nicht. Mag die Grande Nation nun erleichtert seufzen, so sehr bedauert dies der Sportfahrer. Natürlich kann auch der 207 Haken schlagen, die Lenkung gewährt ausreichend Rückmeldung, auch wenn das hübsche Dreispeichen-Lenkrad etwas zu groß geraten ist. Zudem zieht Peugeot auf den RC ab Werk Bridgestone Potenza RE050 in der Dimension 205/45 R 17 auf. Der japanische Reifen ist zwar für seine Präzision und gutes Trockenhandling bekannt, der Komfort gleicht jedoch dem der Pariser Metro. Selbstverständlich gehört in einen sportlichen Kompaktwagen ein knackiges Fahrwerk und auch die Bereifung sollte nicht zu Komfort-orientiert gewählt werden. Der 207 SW RC hoppelt allerdings über Absätze mit derart lautem Plumpsen und Poltern hinweg, was einem Ritt auf einem Bordeaux-Fass über südfranzösische Provinzsträßchen gleichkommt.


Toller Turbo: Der 1,6 Liter-Motor mit 175 PS hat ordentlich Biss und geschliffene Manieren.

Aufgrund dieser Härte überrascht die relativ starke Seitenneigung in schnell gefahrenen Kurven. Dass es mit der Traktion des Peugeot, für den es leider kein Sperrdifferenzial erhältlich gibt, nicht allzu weit her ist, überrascht angesichts der Leistung hingegen kaum und stört im Alltag nicht so wirklich. Von dem viel zitierten Go-Kart-Handling des Mini ist der Franzose jedenfalls soweit entfernt wie Marseille von Manchester. Grundsätzlich ließe sich mit dem Setup des 207 leben, ein bisschen Feinschliff wäre aber wünschenswert – der Ausgewogenheit zuliebe. Und wenn die Techniker schon dabei sind: Ein Sechs- statt Fünfganggetriebe, das sich etwas präziser schalten lässt, sollte ebenfalls für die nächste Modellpflege in Erwägung gezogen werden. Grundsätzlich gibt es an der Getriebeabstufung nichts auszusetzen, doch ein Drehzahl-senkender sechster Gang würde längere Reisen etwas erträglicher gestalten.


Sonnige Stube: Im Innenraum gibt's viel Licht, gute Sportsitze und ausreichend Platz.

Denn die Passagiere sind durchaus gut im Interieur des Peugeot aufgehoben. Die Verstellmöglichkeiten der mit viel Seitenhalt versehenen Sportsitze und des Lederlenkrads dürften für die meisten Fahrer ausreichend sein, das Platzangebot im Fond geht für Mitreisende bis 1,80 Meter Körpergröße auch in Ordnung. Dank des serienmäßigen Glasdaches, das sich zwar nicht öffnen lässt, dafür aber bis über die Rücksitzbank reicht, herrscht eine angenehme Atmosphäre im Innenraum. Nette Details wie die Chrom-umrandeten Instrumente oder der Alu-Schaltknauf lassen den Peugeot trotz des eher nüchternen Layouts authentischer und deutlich weniger Matchbox-artig als den Mini wirken. Dazu kommen dann noch Nettigkeiten wie eine sich zur ebenen Ladefläche umlegbaren Rücksitzbank sowie ein separat zu öffnendes Heckfenster.


Klasse Klappe: Das separat öffnende Heckfenster ist ein nettes Gimmik.

Für den 207 SW RC ruft Peugeot glatte 22.000 Euro auf, in denen so ziemlich jedes Komfort-Feature enthalten ist. Garniert mit einer ordentlichen Portion Fahrspaß fällt es daher trotz der wenigen Disharmonien bei der Fahrdynamik leicht auf Lifestyle-Getue und Aufmerksamkeit zu verzichten. Dafür haben die Franzosen schließlich ihren Ministerpräsidenten – und dessen Madame Bruni.