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1. Januar 2011

Leistung und Design

Infiniti | 0 Kommentare

Leistung und Design Test Infiniti G37x GT Premium Wer einen Infiniti fährt, will das Beste, will aber auch zeigen, dass er einen (andern) Lebensstil hat. Er fährt keines der etablierten Premiummodelle, nur weil er es vermag oder weil er im Mainstream mitschwimmen will. Die G-Modelle von Infiniti sind sozusagen die Einsteigermodelle dieser ungewöhnlichen Marke. Es […]

Leistung und Design

Test Infiniti G37x GT Premium

Wer einen Infiniti fährt, will das Beste, will aber auch zeigen, dass er einen (andern) Lebensstil hat. Er fährt keines der etablierten Premiummodelle, nur weil er es vermag oder weil er im Mainstream mitschwimmen will. Die G-Modelle von Infiniti sind sozusagen die Einsteigermodelle dieser ungewöhnlichen Marke.

Es gibt Leute, für die ein Auto mehr als nur ein Transportmittel ist, die gerne etwas mehr ausgeben für Schönheit, für Leistung und für Qualität. Es sollte aber trotzdem praktisch sein, sicher, zuverlässig, es soll’s aber auch nicht jeder haben. Und weil nur wenige Leute Ende Jahr einen Millionenbonus ausbezahlt bekommen, braucht es nur noch den Mut, die von den Fahrern starker Audi, 3er BMW oder potenter C-Klasse-Benzen gelegten Geleise zu verlassen und bei einem Infiniti-Center anzuklopfen.
Denn wer auch einen bayrischen 335er oder schwäbischen 350er in Betracht gezogen hat, sollte auch den G37 anschauen und fahren. Wir haben das getan und haben mit der Allrad-Topvariante G37x GT Premium den Sportwagen für den Winter getestet.

Infiniti, kurz gesagt die Nobelmarke des japanischen Grossserienherstellers Nissan, bietet tatsächlich mehr als nur einen andern Schriftzug am Heck. Infiniti-Kunden kaufen nicht nur ein Auto, sondern auch eine erstaunliche Lebenseinstellung. Die Infiniti-Philosophie lautet denn auch «Mehr als nur ein Auto». Man könnte auch das japanische Wort Adeyaka anführen. Es bedeutet Luxus, Eleganz, Klasse, aber auch die Möglichkeit zu haben, das eigene Leben auszuleben. Wer in Japan das Wort «adeyaka» ausspricht, lächelt. Adeyaka ist auch das Motto der Automarke Infiniti.

Facts
Weil aber auch ein Infiniti letztlich «nur ein Auto» ist, schauen wir den Testwagen G37x kühl und kritisch an: Im Moment gibt es die G-Modelle ausschliesslich mit dem 3,7 Liter-Benziner, der 320 PS leistet und ein bestes Drehmoment von 360 Nm bei 5‘200 U/min abgibt, was sicher noch verbesserungsfähig wäre. Der V6 ist ein Vierventiler mit VVEL. Die stufenlos variable Ventilsteuerung optimiert die Ventilöffnung, VVEL zusätzlich den Ventilhub. Das sorgt für hohes Drehmoment (naja) und besseres Ansprechverhalten bei niedrigerem Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen.


Kein Geländewagen, aber der Allaradantrieb beruhigt auf glitschigem Untergrund. Jedenfalls begauf.

Verbunden mit dem serienmässigen 7-Gang-Automatikgetriebe (autoadaptiv = erkennt Fahrstil des Fahrers) spurtet der G37x in 6.0 Sekunden auf 100 Km/h und erreicht 240 Km/h. Handgeschaltet und nur mit Heckantrieb wären es sogar 5,8 Sekunden und 250 Km/h. Aber das ist ja eh nur von akademischem Interesse. Aber nicht schlecht für 1‘780 Kg Leergewicht!
Er ist übrigens nicht nur schnell in der Beschleunigung. Die belüfteten Scheibenbremsen (320mm/308mm) sorgen auch für effiziente Verzögerung.

Unbezahlbar? Nein, ab 60‘990 Franken ist man dabei. Der Automat kostet 3‘200 Franken und der Allradantrieb noch einmal 2‘200 Franken. Dann bezahlt man für die höheren Ausstattungsvarianten GT und GT Premium noch 2‘600, resp. 6‘350 drauf und ist immer noch bei erst bei 76‘340 Franken angelangt, hat jetzt aber ein Auto, das praktisch keine Wünsche mehr offen lässt. Ein Glasschiebedach kann man noch kaufen (1‘600), eine handgefertigte Holz-Innenausstattung (500) oder eine Metallic-Lackierung (1‘200). «Alles debii, Infiniti» könnte man in Abwandlung eines bekannten Werbespruchs sagen.

Betrachtungen
Das Design des vor drei Jahren erschienenen G-Modells wirkt kraftvoll und dynamisch, gleichzeitig sehr harmonisch und darum unauffällig. Mit 4,78m Länge, 1,47m Höhe und 2 Meter Breite (mit Spiegeln) ist er aber ein ausgewachsener Kerl. Der G ist kein Blender, aber wirkt irgendwie selbstsicher. Nur der Kühlergrill erinnert irgendwie an den letzten Ford Scorpio …

Zum Öffnen und Schliessen der Türen kann man den «Schlüssel» in der Tasche lassen, denn selbstverständlich verfügt der G37 über «I-Key mit Smart-Access-Funktion». Für den Einstieg hat man auch daran gedacht, dass da vielleicht nicht nur gelenkige 20-Jährige ein- und aussteigen. Der Sitz ist also beim Abstellen des Motors zurück gefahren und fährt erst wieder nach vorn, wenn man das Bremspedal gedrückt und kurz den Anlasserknopf betätigt hat. Dann springt der grosse V6 mit kraftvollem Brummeln zuverlässig an. Das Cockpit ist relativ eng. Die Sitze sind aber gross, bieten trotzdem guten Seitenhalt, die Materialien der Sitze und auch die Farbgestaltung im ganzen Innenraum machen einen nüchternen und doch edlen Eindruck. Die Armaturen sind klar gegliedert und gut ablesbar, weil man erfreulicherweise auf allen Chichi verzichtet hat.


Das Cockpit ist nüchtern. Gegen wenig Aufpreis sind japanische Echtholzapplikationen erhältlich (empfehlenswert). – Das Analogührli gefällt.

Der Kofferraum fasst zwar gemäss Prospekt 450 Liter, gut zugänglich ist er aber nicht. Der Zugang ist eher schmal und weist dann eine Stufe von mindestens 10 cm auf, über die das Gepäck gehoben werden muss. Die Sitze sind nicht abklappbar, es besteht nur eine (zu) kleine Skiluke. Die 510 Kg Zuladung ermöglichen aber problemlose Fahrten zu Viert und mit schwerem Gepäck.

Autos in dieser Grössen- und Preisklasse sind (meistens) gut ausstattbar, der G37x hat das alles serienmässig und noch vieles darüber hinaus. Bi-Xenon mit Kurvenlicht, Reifendrucküberwachung, sechs Airbags (tw. als Vorhang), aktive Kopfstützen vorn, Licht- und Regensensoren, Geschwindigkeitsreglung, Geschwindigkeitsbegrenzer, zentrales Farbdisplay, Rückfahrkamera, Bluetooth-Technologie, die das Natel erkennt, Audiostreaming, Spracherkennung, Bose Premium Sound-System mit 10 Lautsprechern, ESP, ABS, EBD, Mulitmedia-Paket mit festplattenbasiertem Navi, CD-/DVD-Player und noch wesentlich viel mehr, das alles ist selbstverständlich im Preis inbegriffen.

Inbegriffen ist auch ICC, eine intelligente Geschwindigkeitsregelung mit dreistufig einstellbarer Abstandsregelung über den gesamten Geschwindigkeitsbereich, mit intelligentem Bremsassistenten. Der G37 bremst selbständig und beschleunigt auch wieder auf die vorgegebene Geschwindigkeit. Im dichten und schnellen Autobahnverkehr fährt man aber besser «von Hand».
Wer nicht nur stundenlang dahin gondeln will, kann die Gänge auch manuell einlegen, einerseits am Schalthebel oder an den Aluminium-Schaltwippen links und rechts vom Lenkrad.

Der Kofferraum fasst zwar 450 Liter, ist aber nur über eine hohe Kante erreichbar und der Zugang ist auch kein Hit.

Bei Übernahme des Testwagens lagen 25 cm Neuschnee und es schneite fröhlich weiter. Also ideales Wetter, um vom Allradantrieb auch zu profitieren. Ein durch simplen Knopfdruck zuschaltbares zentrales Sperrdiff verhindert, dass bei sehr glatter Fahrbahn oder im Tiefschnee bei zu viel Gas trotzdem die Räder durchdrehen, denn 320 PS und 360 Nm reissen da an den Rädern. Je nach Beschaffenheit der Unterlage verlagert sich der Antrieb mehr auf die Vorderräder, dank Elektronik nennt sich das dann intelligente Kraftübertragung.

Service?
Infiniti kauft man in der Schweiz in Genf, in Zürich oder in Basel. Und wenn was ist am Auto? Infiniti holt – im Umkreis von 250 Km, also eigentlich (fast) überall in der Schweiz – das Auto zuhause ab zu Service oder Reparatur und bringt es wieder zurück. Drei Jahre oder 100‘000 Km lang gilt das, alle 15‘000 Km oder alle 12 Monate muss der Infiniti zum Service. Inbegriffen sind auch Ersatzteile bei normaler Abnutzung. Zu bezahlen sind nur die Flüssigkeiten (ausser Bremsflüssigkeit bei Bedarf), die Reifen und einige Reparaturkosten. Infiniti bietet neben diesem VIP-Abholservice auch eine Touring Assistance, gültig «überall und jederzeit». Dazu 12 Jahre Garantie gegen Durchrostung.
Auch wenn ein Infiniti ein Infiniti ist und nicht nur ein Nobel-Nissan, ist man doch froh, dass im Hintergrund ein erfolgreicher und erfahrener Automobilkonzern steht, eben Nissan. Was kann da noch passieren?

Nicht mit dem Tropfenzähler
Der CO2-Ausstoss der G-Modelle liegt je nach Modell bei 246 bis 255 g CO2 pro Km, die Energieeffizienz-Kategorie bei den schlechtesten F und G. Das heisst im Klartext, dass der Gesamtverbrauch zwischen 10,5 und 11.0 Liter liegt, beim G37x bei 11.0 Liter.
Zwar viel, aber in Anbetracht von 320 PS und 360 Nm im Rahmen; die ungefähr gleich starke Konkurrenz säuft mindestens soviel. In Anbetracht der montierten Winterreifen, durchgehend Schnee und sehr tiefen Temperaturen ist unser Testverbrauch von je nach Fahrweise 10,2 bis 12,2 Litern sogar als sehr gut zu bezeichnen.

Alles Lack oder was?
Leider sind in den letzten Jahren in Wagenfarbe lackierte Stossstangen in Mode gekommen. Das mag zwar fürs Auge schön sein, praktisch ist es nicht. Der kleinste Rempler, beispielsweise in einer Parkgarage durch ein Einkaufswägelchen, verursacht Lackschaden, dessen Behebung mehrere Hundert Franken kostet! Mindestens aufgesetzte Gummileisten gegen unsorgfältig geöffnete Autotüren oder kleine Parkrempler wären zu empfehlen.


Der G37x macht von allen Seiten eine gute Falle, auch von hinten.

Zusammenfassung
Der Name Infiniti hat einen guten Ruf, aber er verkörpert nur wenig Prestige. Wer sich und sein Auto also nicht mit dem Namen einer bekannten Premiummarke schmücken muss, erhält für sehr viel weniger Geld (wir würden die Einsparung mal auf 10‘000 bis 20‘000 Franken beziffern) ein Topauto mit Topausstattung in Topqualität, mit Topfahrleistungen und –eigenschaften, einem sehr ansprechenden Interieur und einem kraftvoll-dynamisch-harmonischen Design. Wünschenswert wäre eine Start-/Stopp-Automatik, um weniger des immer teurer werdenden Benzins zu verbrauchen. Und Tagfahrlicht, um nicht immer mit dem „grossen“ Xenonlicht fahren zu müssen.

Dass der Wiederverkaufspreis eines so seltenen Autos nicht bei den Besten ist, ist schon klar. Nur sind auch die Restwerte der grossvolumig motorisierten etablierten Mitbewerber eher auf der schlechten Seite. Und vergessen wir nicht: Infiniti hat eine ganz ansehnliche Anzahl Fans! Und wer der Sache immer noch nicht traut: Infiniti verleast die G-Modelle auch.

Heiny Volkart, VOLKARTpress