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zuendung

4. Juni 2013

Liefert Kia eine optimale Vorstellung?

Kia | 0 Kommentare

Eigentlich ein wenig unfair, dass der Kia Optima Hybrid gleich als Nachfolger des Lexus GS 450h antreten muss. Denn obwohl die sehr ähnliche Aussenlänge das vielleicht suggeriert, spielen die beiden Limousinen nicht in der gleichen Liga. Konkurriert der Japaner mit E-Klasse oder 5er, sollte man den Südkoreaner eher mit Passat oder Mondeo vergleichen. Rein optisch […]

Eigentlich ein wenig unfair, dass der Kia Optima Hybrid gleich als Nachfolger des Lexus GS 450h antreten muss. Denn obwohl die sehr ähnliche Aussenlänge das vielleicht suggeriert, spielen die beiden Limousinen nicht in der gleichen Liga. Konkurriert der Japaner mit E-Klasse oder 5er, sollte man den Südkoreaner eher mit Passat oder Mondeo vergleichen.

Rein optisch tritt der Optima aber schon als richtig Grosser auf. Kein Wunder bei einer Länge von 4,85 Meter und einer Breite von 1,85 Meter. Chefdesigner Peter Schreyer, der unlängst in die Führungsetage von Hyundai beordert wurde, hat der Limousine einen selbstbewussten Auftritt ins Blech geschneidert. Von der angriffigen Front über die sehnigen Flanken bis zur Abrisskannte am Heck findet das Auge nichts, was an frühere koreanische Verbrechen erinnern würde.


Länge läuft: Auf beeindruckende 4,85 Meter streckt sich der Optima

Man vergisst nur zu gerne, dass es die Marke Kia war, die das Auge bis 2010 mit dem Opirus ziemlich herausforderte. Doch inzwischen entsagt man dem Kitsch auch im Innenraum souverän. Schwarzes Leder und ausnahmslos dunkle Kunststoffe sorgen für ein seriöses, wenn auch nicht sonderlich attraktives Bild. Etwas seltsam ist die Platzierung für die Taste der Sitzheizung des Fahrersitzes. Sie befindet sich im toten Winkel hinter dem Wählhebel. Und weil sie je nach Richtung auch die Sitzkühlung steuert, ist Blickkontakt Pflicht.


Kennzeichen: Abgesehen vom Schriftzug ist der Hybridantrieb nicht zu erkennen

Den Blickkontakt mit der Strasse kann man im Optima jederzeit gut halten. Mitunter ist daran auch die eher zu hohe Sitzposition Schuld. Ansonsten passt der Arbeitsplatz aber durchaus. Alles ist da, wo man es erwartet. Also Startknopf drücken und los geht's. Der Benzinmotor bleibt erst einmal stumm, doch die Anzeige "Ready" leuchtet auf, womit der Optima startklar ist. Wer einen federleichten Gasfuss hat, kann rein elektrisch beschleunigen. Doch soviel Geduld hat man höchstens, wenn man das System einmal ausprobieren möchte.

Denn auch wenn der Vollhybrid 40 PS zur elektrischen Fortbewegung zur Verfügung hat, die 1700 kg des Viertürers wiegen zu schwer, als dass man sie ganz ohne den 150 PS leistenden Vierzylinder bewegen möchte. Ist die Lithium-Polymer Batterie voll, sind 1,5 Kilometer ganz ohne den Verbrenner möglich. Einen vom Cockpit aus wählbaren Elektromodus gibt es allerdings nicht. Doch der Pilot ist dank zahlreichen trotzdem stets bestens im Bilde, was der komplexe Antrieb gerade veranstaltet.


Elegant: Vorbei sind die Tage des Opi(rus)-Design

Wer die Qualität seines Fahrstils hinsichtlich der Sparsamkeit gerne überprüfen möchte, kann eine spezielle Eco-Anzeige wählen. Dort blühen an einem Ast immer mehr weisse Blüten auf, je ökologischer man unterwegs ist. Wer mit der hübsch gemachten Animation nichts anfangen kann, findet darunter eine Reihe Sterne, die dasselbe aussagen sollen. Und für wen nur die nackten Zahlen zählen, dem sei gesagt, dass Kia 5,4 Liter Verbrauch angibt. Wie viel es im zündung.ch-Test tatsächlich war, wird bald verraten.

Doch zunächst noch zu den Fahreigenschaften des Optima. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt. Die Bremsen packen ordentlich zu. Das Problem dabei: Das Gefühl in den Pedalen fehlt. Sowohl Gas als auch Bremse lassen sich nur mit sehr viel Gespür präzise dosieren. Das Gleiche gilt leider auch für die Lenkung. Es ist mangels Gefühl sehr schwierig eine saubere Linie zu fahren. Echter Fahrspass kommt so leider nicht auf. Immerhin arbeitet die Automatik zuverlässig und kaum spürbar. Nur das etwas ruppige Startgeräusch des Benziners fällt jeweils auf, wenn die elektrische Kraft nicht mehr alleine ausreicht.


Blühend: Wer das Gaspedal streichelt, erntet weisse Blumen im Display

Das Beste am Optima Hybrid ist seine typisch koreanische Aufpreispolitik, wie man sie früher einmal kannte. Zum Basispreis von 47'950 kann nur noch das Panoramaglasdach 1950 Franken zum Testwagenpreis beisteuern. Damit ist ein Navi ebenso serienmässig, wie die Rückfahrkamera, Keyless-Go, Klimaautomatik, Xenonlicht, Leder und viele weitere Annehmlichkeiten. Was es nicht gibt, sind Assistenzsysteme, die den toten Winkel überwachen oder den Abstand zum Vordermann gleich halten. Er ist also einerseits ein All-inclusive-Angebot, aber andererseits halt eines, das im Sicherheitsbereich nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist.


Selbstbewusst: Die gefällige Front überzeugt selbst Korea-Zweifler

Eher auf der Höhe der Zeit liegt dann der gemessene Testverbrauch. 7,3 Liter sind fast 2 Liter mehr als von der Werksangabe versprochen. Wenn man bedenkt, dass man damit eine ausgewachsene Limousine mit grosszügigen Platzverhältnissen im Innenraum bewegt wird, geht der Durst gerade noch in Ordnung. Doch gemessen am Aufwand ist er eher eine Enttäuschung.

Unter dem Strich überzeugt der Kia Optima Hybrid also nicht vollständig. Kia ist sich mit dem Modell womöglich selbst nicht ganz sicher, wird doch nur die Hybridversion angeboten, obwohl es noch andere Motorisierungen gäbe. Gefallen die koreanischen Modelle in der Kompaktklasse inzwischen auf dem Niveau guter europäischer Konkurrenten, kann man das für diese Limousine noch nicht sagen. Aber wie man Kia, Peter Schreyer und den Hyundai-Konzern kennt, wird sich das in den nächsten Jahren bestimmt ändern. Gut möglich, dass dies noch innerhalb der Garantiefrist des Optima passiert; die beträgt nämlich wie bei allen Kia volle 7 Jahre. Dann wird dann auch ein Vergleich mit den Besten des Hybridfachs nicht mehr unfair sein.