Renault Mégane E-TECH Electric
Mégane – c’est méga
Vor zehn Jahren hat Renault die vollelektrische ZOE lanciert und seither 400’000 Stück verkauft (10’000 davon in der Schweiz). Die Zeit ist seit 2012 nicht stehen geblieben und Renault hat sich nicht auf den Lorbeeren ausgeruht. Der jetzt vor dem Lancement stehende vollelektrische Mégane ist darum auf dem aktuellen Stand der (Elektro-)Technik. Wir meinen: Mega gemacht!
Die Akzente in „Warm Titanium“ an Frontspoiler und am Heck sind Geschmackssache.
Die Pressevorstellung des Megane E-TECH Electric, wie er mit vollem Namen heisst, fand zwar schon vor einigen Wochen im Ausland statt. Nun aber, genau einen Monat vor dem Lancement in der Schweiz bot sich den Schweizer Motorjournalisten die Gelegenheit, den neuen Megane in der Schweiz zu fahren.
Mit der nach zweijähriger Bauzeit vor einem halben Jahr eröffneten Autohalle in Andelfingen, einem (neuen) Mekka der Oldtimerszene, war nicht nur eine Location mit viel Autobezug gefunden worden, sondern auch ein sehr geeigneter Ausgangspunkt für Testfahrten.
Renault sieht sich als Pionier der Elektromobilität, man baut auf die Erfahrung mit zehn Milliarden Elektro-Kilometern aus über 400’000 verkauften Elektrofahrzeugen. Das Knowhow bezüglich Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Fahrzeugen, die Erfahrung und Dichte des Netzwerks, kombiniert mit dem Vorsprung in der Elektromobilität, bietet eine einzigartige Voraussetzung, um den Weg in die Elektromobilität zu beschleunigen – mit der professionellen Begleitung der Kunden, von der Beratung über die Wartung bis zur Reparatur der Fahrzeuge. Claudine Meyer, Managing Director von Renault Suisse, berichtet denn auch, dass 100% der Renault-Händler und dort über 30’000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mittlerweile geschult sind auf die Elektrofahrzeuge. Mit dem neuen und vollelektrischen Mégane betritt man also kein Neuland. Hingegen sieht und spürt man das grosse Know-how von Renault bei diesem ersten BEV der Generation 2.0. Er ist das erste Auto des «Renaulution-Plans». (https://www.renaultgroup.com/en/our-company/strategic-plan/).
Zum Auto: Der Mégane gehört zum C-Segment, also in die Kompaktklasse. Der Mégane wirkt grösser als die nur 4.20m Länge. Er hat einen Radstand von 2.70m und ist 1.50m hoch. Das Auto wirkt wesentlich grösser. Die Batterie ist nur 11 cm flach. Das bewirkt nicht nur kompaktere Aussenabmessungen, sondern auch vergrössertes Platzangebot und niedrigen Schwerpunkt (spürt man beim Fahren).
Renault hat sich alle Mühe gegeben, ein aerodynamisches und effizientes Fahrzeug zu bauen. Fliessende Dachlinie, hohe Gürtellinie, grosse Räder, breite Spur, versenkte Türgriffe, sind nur wenige Stichworte. Selber anschauen bringt mehr als Beschreibung.
Sechs Farben sind zurzeit lieferbar, auch zweifarbige Lackierung ist möglich. Die Akzente in «Warm Titanium» an Frontspoiler und am Heck sind dagegen Geschmackssache. Ebenso Geschmackssache sind die Lichtspiele wie «Lebhafte Begrüssung beim Näherkommen», «Elektrisierende Signatur» oder «Lichtanimation», die man aber (vermutlich) auch abstellen kann. Wichtig sind dafür die adaptiven Scheinwerfer, die aus sechs Reflektoren bestehen. Umschalten von Abblend- auf Fernlicht ist damit nicht mehr nötig. Aber ein Matrixlicht, wie man es von Mitbewerbern kennt, ist es nicht.
Der Mégane steht auf der CMF-EV-Plattform. Dank der Erfahrung und dem Studium der Wettbewerber hat Renault einiges weiterentwickelt. So ist die Lenkung direkter, 1:12 statt 1.14 wie die Konkurrenz, der Schwerpunkt ist tiefer (flache Batterie), er ist um die 100 Kg leichter als direkte Konkurrenten (1711 bis 1783 Kg gemäss Tech. Daten) und ist gut motorisiert, der Elektromotor leistet 160 kW / 220 PS und liefert 300 Nm Drehmoment und wiegt, inkl. Getriebe, nur 145 Kg. Der Standardsprint von 0 auf 100 ist in 7.4 Sekunden möglich.
In der „Postitasche“ links ist das Ladekabel.
Der Kofferraum bietet 440 Liter Platz. Man erinnere sich, der Mégane ist nur 4.20m kurz. Für das Ladekabel stehe ein eigener Stauraum von 32 Litern zur Verfügung. In unserem Testwagen lag das Kabel allerding in einer Art Einkaufstasche im Laderaum selber. Einen Frunk unter der Fronthaube gibt’s leider nicht, obwohl doch der Mégane-Motor so klein und kompakt ist oder sein soll. Hingegen ist der Mégane gegen unten sehr gut isoliert. Eine Art Matte auf der Batterie dämpft und absorbiert Geräusche, sodass der Mégane tatsächlich ausserordentlich ruhig fährt.
Der Motor wiegt nur 145 Kg. Leider gibt’s da keinen Frunk, der das Ladekabel aufnehmen könnte.
Bezüglich Konnektivität, Elektronik und Assistenten im Cockpit hat Renault aus dem Vollen geschöpft. So sind 26 Assistenten verbaut (ADAS). Das Multimediasystem OpenR Link ist so intuitiv bedienbar wie ein Smartphone. Renault nennt den OpenR-Bildschirm im 24-Zoll-Cockpit ein Juwel. Google Automotive Services mit -Maps, -Assistant und -Play (über 40 Apps) ist für drei Jahre gratis. Mit der App MyRenault kann weiss Gott was alles abgerufen und verändert werden (Vorklimatisieren, Ladestand, Reichweite, Ladestationen, Planung, etc.). Spezifische Dienste für Flotten sind in Planung.
BEV-Fahrer interessiert natürlich und vor allem, wie weit sie denn mit dem Auto kommen. Der Mégane hat eine 60 kWh-Batterie, die knapp 400 Kg wiegt. An der Presse-Präsentation wurde eine WLTP-Reichweite von 300 Km genannt. In den Tech. Daten ist 415 Km angegeben. Selber ausgerechnet mit dem angegebenen Normverbrauch von 17.3 kWh auf 100 Km ergibt sich eine Reichweite von 346 Km, wenn die 60 kWh der Batterie voll ausfahrbar wären. Laden ist einphasig mit 11 kW möglich, dreiphasig mit 22 kW. Schnellladen mit Gleichstrom (DC) ist bis 130 kW möglich. So lässt sich der Mégane in 42 Minuten von 0 auf 80% laden, in 1:14h von 0 auf 100%.
Preise: Der «EV60 220PS optimum charge» ist in drei Versionen erhältlich. Glücklicherweise sind die «Fr. 19.95 – Preise» vorbei. Die einfachste Version, equilibre, kostet CHF 40’000. Die mittlere Variante techno kostet 43’000 Franken und die Topversion iconic kostet 46’000 Franken.
Natürlich kann jetzt aus dem Optionenkatalog noch viel, auch sehr Empfehlenswertes, dazubestellt werden. Sitzheizung, Lenkradheizung, automatische Lichteinschaltung, Wärmepumpe (1’100), Farben und Lackierungen von 0 bis 950 Franken, und und und … Wer wenig dazukaufen will, wählt am besten und am günstigsten gleich die iconic-Version.
Wir fahren: Gefahren sind wir natürlich auch mit dem neuen Mégane. Zuerst und am meisten überrascht hat die beiden Tester, die übrigens beide Elektroautofahrer sind, wie ruhig der neue Mégane läuft und abrollt. Zwar bedingt die Vielzahl an Einstell- und Auswahlmöglichkeiten etwas Studium. Wer mit seinem Smartphone klarkommt, hat aber bald auch den Mégane begriffen. Eine einstündige Testfahrt genügt da aber noch nicht ganz. Denn kryptische Angaben wie z.B. «Zündung aus, Motor läuft» bedingen etwas Zeit zur Abklärung.
Man sitzt gut, vorne wie hinten, die Übersicht ist auch gut, die Bedienelemente gut auffindbar und klar. Die Beschleunigung ist dank 300 Nm Drehmoment fulminant, das Rekuperieren kann an Lenkradpaddeln verändert werden. Das Fahrverhalten ist sicher (tiefer Schwerpunkt); wir haben nichts vermisst. Dass der Mégane auch noch gut aussieht, vor allem auch grösser als er effektiv ist, stört natürlich auch in keiner Weise.
Genau einen Monat vor dem Verkaufsstart liegen bereits über 600 Bestellungen vor, die alle – und noch viel mehr – noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Man rechnet bei Renault Suisse mit 14% Equilibre, 48% Techno und 32% Iconic. Bestellen kann man bereits, die Autos kommen dann ab Juni.
So bleibt nur zu sagen: C’est méga, la nouvelle Mégane!
Heiny Volkart, Andelfingen
- Mai 2022