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amadefries

7. Juni 2020

Mutprobe

Nissan | 0 Kommentare

Als der Nissan Juke 2011 zum ersten Mal durch das Team von zündung.ch getestet wurde, war er noch ganz frisch. Und es gab ihn mit 190 PS und Allradantrieb, wobei das Fehlen des letzteren im Testexemplar zu einer „amüsanten“ Fahrt über den schneebedeckten Julier führte. In der Zwischenzeit hatten wir die Ehre, ein Interview mit […]

Als der Nissan Juke 2011 zum ersten Mal durch das Team von zündung.ch getestet wurde, war er noch ganz frisch. Und es gab ihn mit 190 PS und Allradantrieb, wobei das Fehlen des letzteren im Testexemplar zu einer „amüsanten“ Fahrt über den schneebedeckten Julier führte. In der Zwischenzeit hatten wir die Ehre, ein Interview mit Designer Nakamura zu führen. Auf die Frage, was mit dem Design des zweiten Juke passieren müsse, meinte er, Nissan müsste sogar noch mutiger werden.

nissanjuke 117ps front

Als ich in Urdorf vor dem neuen Nissan Juke stehe, bin ich geneigt, Nakamuras Worte zu hinterfragen. Ist der neue wirklich mutiger als der kauzige erste Juke? Doch vielleicht meinte er nicht eine weitere Überzeichnung der gewagten Details, sondern die Proportionen. Denn da hat der Neue definitiv zugelegt. Er steht entschlossen da. Sein Dunkelrot lässt ihn nicht verspielt, sondern eher edel wirken. Am „schwebenden“ Dach erkennt man den Einfluss des neuen Micra. In den grossen Radhäusern stehen satte 19-Zöller.

nissanjuke 117ps interior

Innen ist er definitiv etwas erwachsener geworden. Gewichen ist die „motorradtankinspirierte“ Mittelkonsole, gekommen sind moderne Instrumente und auch der Hebel für das Doppelkupplungsgetriebe. Gerade mal 117 PS hat der Dreizylinder unter der immer noch reichlich konturierten Haube. Ob da Anspruch und Realität noch zusammenpassen?

nissanjuke 117ps rear 34

Es zeigt sich schon beim Auffahren auf den Westring: Selbst mit Kickdown wird der Junke nicht zum sportlich wilden Express-SUV. Zackig beschleunigt er auf die hier erlaubten 100 km/h. Ein Abstandstempomat hilft im wie meistens dichten Verkehr auf diesem Strassenabschnitt. Und es bleibt ein bisschen Zeit, die ausgeklügelte Audioanlage zu testen. Wie im Micra gibt es auch hier Lautsprecher in den Kopfstützen der Frontreihe. Tatsächlich ergibt sich ein erstaunlicher Raumklang, dem allenfalls bei Tiefen etwas die Power fehlt. Eine coole Ergänzung sind die Bose-Kopfstützenboxen aber auf jeden Fall.

nissanjuke 117ps detail c

Cool ist auch die dunkelrote Lackierung, die in der Frühsommersonne bestens geeignet ist, die scharf gezeichneten Bleckkanten zu betonen. Je länger ich den Juke betrachte, desto einiger werde ich mit Nakamura. Die mutige Linienführung hat auch zur Folge, dass man hinten eher wenig von der Aussenwelt mitbekommt. In einem solchen Mini-SUV dürften diese Plätze aber sowieso eher selten besetzt sein. Zuhinterst gibt es einen anständigen und gut beladbaren Kofferraum.

nissanjuke 117ps 360

Das hoppelige Fahrwerk hatten wir schon bei der ersten Generation gerügt. Es ist angenehmer geworden. Doch der kurze Radstand ergibt in Kombination mit den Niederquerschnittsreifen eine sagen wir: eher sportliche Abstimmung. Tatsächlich durcheilt er Bögen mit einer guten Portion an stoischer Ruhe, die man ihm nicht zutrauen würde. Der Testverbrauch von 6,8 Liter bewegt sich hingegen im Bereich des Erwartbaren. Nur auf den erste Blick teuer ist der Testwagenpreis: 28’500 CHF. Denn die Tekna-Ausstattung beinhaltet nun wirklich praktisch alles, was man an Assistenz und Luxus in einem Fahrzeug dieser Grösse erwarten kann.

nissanjuke 117ps 34

So gerüstet wird der zweite Juke nicht nur unter den Fahrerinnen der ersten Generation seine Fans finden. Er ist eine wohltuende Abwechslung im grauen Autobahnalltag. Dass er weder der Schnellste, noch der Sparsamste oder Praktischste ist: Geschenkt. Er fährt auf seiner ganz eigenen, etwas anderen Linie. Und das zum durchaus fairen Tarif.