Ok, die Testfahrt war kürzer als 5 Kilometer. Eindruck hinterlassen hat sie aber trotzdem. Warum? Weil der Opel Rocks-e einfach so ein kleines lustiges Kerlchen ist, das trotz Maximaltempo 45 Spass machen kann.
Im Rahmen der Präsentation des neuen Opel Astra erhielten die Journalisten die Gelegenheit, das kleine Elektromobil Rocks-e anzutesten. Schon der Einstieg gestaltet sich ulkig. Die beiden Türen öffnen unterschiedlich. Während es also auf der Fahrerseite eine Suicide Door gibt, öffnet man gegenüber ganz konventionell. Das kommt von der hier auf die Spitze getriebenen Gleichteilestrategie. Reduce to the max heisst das Zauberwort, das damals der etwa gleich kleine erste Smart geprägt hatte.
2,41 Meter lang, 1,39 Meter breit und 1,52 Meter hoch. Ja, es kommt auf jeden Zentimeter an, den er nicht benötigt. Trotzdem sitzt man innen mit genügend Platz, dafür aber sehr hart. Da ist manche Parkbank weicher gepolstert. Aber neben minimalen Massen geht’s auch um minimale Masse. So kommt der Winzling auf 471 Kilo. Vollbeladen bringt er es auf immer noch leichte 700 kg. Zwei weitere wichtige Zahlen gefällig? Voilà: 4,7 kWh nutzbare Akkukapazität ergeben eine theoretische Reichweite von 75 Kilometer.
Wir fahren wie gesagt nur ein paar wenige Kilometer. Für einen ersten und durchaus intensiven Eindruck reicht es aber locker. Hier gibt es noch einen Zündschlüssel, den man drehen muss. Danach links neben dem Fahrerhintern die Fahrstufe (D, N, R) wählen und los geht’s. Die superdirekte Lenkung gefällt, der intexistente Federungskomfort weniger. Die auf der Teststrecke reichlich vorhanden Absätzchen kommen ungefiltert an. Wer auch ungefiltere Luft mag, klappt die unteren Teile der Seitenfensterchen hoch. Ja genau: Wie damals in der Ente. Opel als Mitglied des Stellantis-Konzern durfte hier nämlich den Citroën Ami praktisch 1:1 übernehmen, womit die Enten-Assoziation auch erklärt wäre.
Die maximal 9 kW (oder sagen wir 12 PS, klingt nach mehr) haben bergab leichtes Spiel. Da erreichen wir temporär sogar atemberaubende 48 statt nur 45 km/h. Die Angst vor dem eigenen Mut wird grösser, ich gehe vom Gas. Bergauf geht’s dann auch mit Rückenwind, Heimweh und allem Mut nicht wirklich schnell. Je steiler es wird, desto langsamer wird der Floh. Derweil habe ich Zeit, die Aussicht zu geniessen. Die Übersicht ist dank steilen Aussenwänden und grosszügigen Glasflächen inklusive Panoramadach sehr gut. Man sitzt relativ weit hinten im Fahrzeug, was ein luftiges Gefühl erzeugt.
Wie weit uns der Rocks-e tatsächlich gebracht hätte, ist nicht zu klären. Allerdings ist die Reichweite in den angepeilten Grosstädten wohl eh nicht matchentscheidend. Wichtiger: Der Kleine kann an jeder Haushaltssteckdose aufgeladen werden, sein Akku ist in 4 Stunden wieder gefüllt. Und so hoppelt man dann zufrieden vom Eiffelturm zur Sacre Coeur und von dort hintunter zum Louvre. Ferien- oder Grossstadtfeeling, beides passt irgendwie zum kleinsten Testwagen des Jahres. Die Werbekampagne kommt frech daher: If you don’t understand it, it’s not for you.
Er will der City-Stromer für eine neue Zeit sein. Hat er das Zeug dazu? Ich bin ehrlich: In der Schweiz wohl eher nicht. Das liegt aber nicht an ihm, sondern an unseren Cities, die verglichen mit jenen in anderen Ländern eigentlich gar keine sind. In Paris, Madrid, Mailand oder Berlin sehe ich den Opel Rocks-e absolut. Ob als putziges Pizza-Delivery-Wägelchen, als Mini-Mietwagen für die Stadtrundfahrt in trauter Zweisamkeit oder auch als Pendlermobil, das einem vor Wind und Wetter geschützt ans Ziel bringt. Der Preis ist noch nicht bekannt, soll aber unter 10’000 Franken zu liegen kommen. Während er im Ausland teilweise bereits ab 15 Jahren gefahren werden darf, liegt die Hürde hierzulande bei 18 Jahren. Ein weiteres Argument dafür, dass der kleine Kerl ein Erfolg werden könnte, halt einfach nicht in der Schweiz.