Wer braucht den heute noch einen Verbrenner? Das Elektroautoangebot wird quasi täglich grösser. Gerade bei den SUV ist die Auswahl gross. Aber einen geländegängigen 7-Sitzer gibt es nirgends. Ist das der einzige Grund, den Land Rover Discovery näher anzuschauen? Das sehen wir uns an.
Er ist und bleibt eine mächtige Erscheinung. Vor mir steht der Land Rover Discovery D300 R-Dynamic. Gegenüber den Verwandten mit Range-Rover-Badge wirkt er eher hoch und schmal. Doch das täuscht. Mit 199 fehlen nur noch 2 Zentimeter, um ihn in Autobahnbaustellen auf die rechte Spur zu verbannen. Dafür ist er mit 188 zwar hoch, aber nicht so hoch, dass er in kein Parkhaus mehr passen würde. In der Länge kommt er bis auf 4 Zentimeter an die 5-Meter-Marke heran.
Netterweise senkt sich der Discovery bei aktiviertem Komforteinstieg auf eine angenehme Höhe herab, damit man ohne Steigeisen auf den Fahrersitz kommt. Der ist natürlich elektrisch verstellbar und sehr bequem. Die gute Übersicht gehört ja bekanntlich zu den meistgenannten Gründen beim SUV-Kauf. Die gibt’s hier tatsächlich. Nur nach hinten versperrt die mittlere Kopfstütze den Blick durch den Rückspiegel deutlich. Doch nun soll es vorwärts gehen.
Ja, das ist tatsächlich der Klang eines Reihensechsers, den ich da vernehme. 300 PS, 650 Nm, 3 Liter Hubraum – Das sind die eindrücklichen Eckwerte des Dieselaggregats. Es scheint tatsächlich so, als sei der Verbrennere nun zum Zeitpunkt seiner Ablösung auf seinem Höhepunkt angekommen. Man soll ja gehen, wenn’s am besten ist. Richtig gut ist es, wenn man das Gaspedal voll durchtritt und der 2,7 Tonnen schwere Discovery in Richtung Horizont stürmt. Dass er nach Euro 6d sauber ist, mag die Elektrofundis nicht überzeugen, ist aber auf jeden Fall erwähnenswert. Im Test verbrauchte der Siebensitzer mit 7,8 Liter auch nicht übetrieben viel des schwarzen Goldes.
Spätestens wenn es dann ums Bremsen geht, wird jeder Fahrer:in bewusst, was für einen Brocken sie hier pilotiert. Zwar beissen die Stopper anständig zu, doch die Physik bleibt die Physik und als solche eben unaustricksbar. In Kurven hält sich die Wankneigung in Grenzen, was jedoch mit einer nicht kuschelweichen Abstimmung des Luftfahrwerks erkauft wird. So bietet der Disco zwar Komfort, jedoch nicht auf dem Niveau eines Range Rover. Dafür hat selbst der Siebensitzer 630 Liter Kofferraum zu bieten, wo es im noblen Range Rover fast 200 Liter weniger sind.
Wie sein luxuriöser Bruder kraxelt auch der Disovery überaus talentiert. Und das notabene mit normaler Strassenbereifung. Sollte es mal etwas enger werden, stehen im Terrain Response System verschiedene Modi bereit, die einen aus kniffligeren Situationen befreien. Doch seien wir ehrlich: Das Kofferraumvolumen dürfte für das Gros der Discovery-Käuferschaft wichtiger sein als die Kletterfähigkeiten.
Und dann ist da natürlich der Komfort. Grosse Glasdächer, schönes Leder, hinterschäumte Kunststoffe, schon optisch und haptisch gibt der Innenraum einiges her. Dazu gesellt sich eine tolle Meridian-Soundanlage, ein einfach zu bedienendes Navi und eine Vierzonenklimaanlage. Die Luft wird gefiltert und ionisiert. Dass dieses Niveau an Verwöhnausstattung nicht für lau zu haben ist, überrascht niemanden. Sie hebt den Basispreis von 92’800 auf die 105’000 Franken für den Testwagen.
Teuer? Ja. Aber alles ist wie immer relativ: Der zwar längere aber auch 25 PS schwächere Mercedes GLS 350d startet bei 112’000 Franken, der 40 PS stärkere BMW X7 40d beginnt gar bei fast 119’000 Franken. Natürlich ist der Discovery kein Sonderangebot, im Marktumfeld scheint sein Preis aber durchaus zu passen. Zumal er auch das entsprechende Image mitbringt, was man von der US-amerikanischen Konkurrenz weniger behaupten kann. Mit jenen teilt er sich die Bedienung via Touchscreen, die inzwischen in der neuesten Generation als zufriedenstellend bezeichnet werden kann. Praktisch auch, dass man zum Beispiel die Fahrzeugmasse per Fingertipp aufrufen kann. Somit sollten böse Überraschungen in Parkhauseinfahrten künftig ausbleiben.
Keine Überraschung ist auch, dass man heute praktisch immer gefragt wird, ob es sich um einen Hybrid handle, wenn der Vortrieb schon nicht gänzlich elektrisch erfolgt. Dabei ist die Mildhybridtechnik heute ja praktisch Standard. So gibt es auch hier einen 48 Volt-Startergenerator. Tatsächlich ist der Verbrauch wie oben bereits erwähnt erstaunlich zeitgemäss. Wenn man dann noch die hochanständige Laufruhe, den tollen Durchzug und den angenehmen Klang in die Betrachtung miteinbezieht, muss man feststellen, dass die Verbrennerentwicklung hier tatsächlich auf einem Höhepunkt angekommen ist.
Und so steht man vor der Entscheidung, sich einen der letzten grossartigen Verbrennungsmotoren in die Garage zu stellen. Dass man rundherum ein ausgereiftes, praktischhe und komfortables Auto erhält, hilft bei der Entscheidung womöglich. Oder aber man wartet, bis es Ähnliches mit rein elektrischem Antrieb zu kaufen gibt.