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zuendung

18. Februar 2013

Pfostenlos glücklich

Ford | 0 Kommentare

Was müssen die Leute in Rüsselsheim erschrocken sein, als Ford seinen B-Max präsentierte. Die Show mit den gegenläufig öffnenden Türen des Meriva war entzaubert. Die Entwickler von Ford setzen mit Schiebetüren hinten, konventionellen Klapptüren vorne und keinem Pfosten dazwischen einen neuen Glanzpunkt in der Welt der kleinen Vans. Natürlich konnte die B-Säule mit Blick auf […]

Was müssen die Leute in Rüsselsheim erschrocken sein, als Ford seinen B-Max präsentierte. Die Show mit den gegenläufig öffnenden Türen des Meriva war entzaubert. Die Entwickler von Ford setzen mit Schiebetüren hinten, konventionellen Klapptüren vorne und keinem Pfosten dazwischen einen neuen Glanzpunkt in der Welt der kleinen Vans. Natürlich konnte die B-Säule mit Blick auf den Insassenschutz nicht völlig weggelassen werden. Sie ist in die beiden Türen integriert und wird beim Öffnen der Türen einfach mit diesen mitgenommen. Die so dargebotene Öffnung erleichtert insbesondere hinten den Einstieg und wirkt sehr einladend. Die Einladung zum Test eines in Nautical Blue gehaltenen Exemplars nehme ich dann auch gerne an.


Mehr als bloss ein Showeffekt: Ganz ohne B-Säule ergibt sich ein konkurrenzlos einfacher Einstieg.

Wenn es nach Ford geht, soll die Konkurrenz natürlich das blaue Wunder erleben. Der erste Schritt dazu ist bereits geschafft: Der 1.0 EcoBoost hat 2012 den Engine of the Year Award abgeräumt. Der Dreizylinder ist wie heute üblich aufgeladen und leistet im Testwagen 100 PS. Eine 120 PS Variante ist ebenfalls erhältlich. Start/Stopp ist bei beiden serienmässig. Diverse kleinere Anpassungen sollen das Aggregat besonders effizient machen. So ist beispielsweise der Krümmer direkt in den Zylinderkopf integriert. Ein Youtube-Video von Ford zeigt noch weitere Massnahmen. Das Verbrauchsversprechen liegt bei 4,9 Liter auf 100 Kilometer. Wie das wohl in der Realität ausschaut?


Ford: Das Design ist markentypisch dynamisch und gefällig

Optisch macht der B-Max schon mal eine gute Falle. Auf 4,08 Meter gelingt den Designern eine erstaunlich dynamische Form. Vorne lockt der inzwischen bekannte grosse Ford-Schlund, während die Seitenansicht natürlich von den hinteren Schiebetüren und der dynamisch ansteigenden Seitenlinie geprägt wird. Hinten erinnert der Fünfplätzer an seine grösseren Brüder C und S. Gerade im winterlichen Weiss steht ihm die blaue Farbe zudem ausgesprochen gut. Die Leuchten sind zwar ebenfalls modisch gestaltet, auf Kurven- oder Xenonlicht muss man aber verzichten. Immer dabei ist dafür der Tankeinfüllstutzen mit Fehlbetankungsschutz und ohne Deckel. Die montierten Felgen für den Winterbetrieb stammen aus dem Zubehör, stehen dem Van mit ihrem dunklen Farbon aber gut.


Kürze läuft: Trotz nur 4,1 Meter rollt er komfortabel ab

Innen geht es mit dem bekannten Ford-Stil weiter. Dazu gehört leider auch die Audio-Einheit von Sony mit ihrem Knöpfchenfriedhof. Dass man eine grosse Funktionsfülle auch in günstigen Kleinwagen ansprechend verpacken kann, zeigt aktuell Renault mit dem Clio und dessen Touchscreen-Einheit. Aber auch Ford wird da sicher bald eine ergonomisch bessere Lösung anbieten wollen. Dafür funktoniert die Smartphone-Anbindung für Musik und Telefon wunderbar. Die Sitze sind abgesehen von der Erhöhung am hinteren Ende der Fläche bequem. Eine angenehme Sitzposition ist schnell gefunden. Die Übersicht nach draussen stimmt abgesehen von den lächerlich kleinen Aussenspiegeln ebenfalls. Nun wollen wir den Dreier unter der Haube ein bisschen hören.


Hübsch aber leider nicht so einfach zu bedienen

100 PS sind nun wirklich nicht eben viel. Aber die Ford-Techniker haben es einmal mehr geschafft, ein astreines Fahrwerk unter ein gar nicht so sportlich ausschauendes Fahrzeug zu schnallen. Lenkung, Dämpfung, Federung, Gefühl, da stimmt einfach alles. Die Mamis und Papis, die diesen kleinen Van pilotieren, werden Spass daran haben. Auch die Fünfgangschaltung passt in dieses angenehme Fahrerlebnis. Der Klang des Dreizylinders ist speziell, aber nie nervig. Trotz kleinem Hubraum hat man nie das Gefühl ein Sparmobil zu bewegen. Und weil das maximale Drehmoment von 170 Nm zwischen 1400 und 4000 Touren bereit steht, hat man immmer genug Power zur Hand. Nur beim Anfahren braucht es vielleicht mal ein bisschen mehr Gas.


Eleganz: Der B-Max zeigt, das kleine Vans nicht hässlich sein müssen

Gerade weil ich vor lauter Spass auch mal ein wenig ausserhalb des typischen Ecodrive-Musters unterwegs war, kam der Durchschnittsverbrauch auf 6,8 Liter zu liegen. Also fast zwei Liter über dem NEFZ-Verbrauch. Schon ziemlich viel für eine derart revolutionäre Downsizing-Maschine. Ausserdem sind die Schiebetüren von innen nur schwer zu bedienen. Das sind dann aber, neben dem wie erwähnt nicht perfekten Bedienungskonzept, die negativen Punkte, die sich bei diesem kleinen Van finden lassen. Ansonsten überzeugt der B-Max 1.0 EcoBoost 100 PS auf der ganzen Linie. Er ist anständig ausgestattet, wobei das Testexemplar gegenüber der Ausstattungslinie Titanium zusätzlich noch über das Easy Driver Pack II, das Comfort Pack und das Sony Audiosystem verfügte. Diese drei Optionen lassen den Preis von 26'500 CHF zusammen mit der Metalliclackierung für 600 Franken auf 29'200 Franken ansteigen. Weil es aktuell bei Ford aber eine "Grüne Prämie" gibt, die beim B-Max satte 3000 Franken beträgt, landet man unter dem ursprünglichen Basispreis. Eine gute Sache, das werden auch die Leute in Rüsselsheim zugeben müssen.