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amadefries

9. August 2020
Es gibt wenige Autos, die sich ihre Frische über den ganzen Modellzyklus hinweg erhalten können. Dem Renault Zoe würde ich dies aber problemlos attestieren. Auch wenn wir jetzt hier vor der neuesten Variante stehen, so hat auch der allererste Zoe nichts von seiner optischen Attraktivität eingebüsst. Sie, die Kompaktheit und die Einfachheit der Bedienung im […]

Es gibt wenige Autos, die sich ihre Frische über den ganzen Modellzyklus hinweg erhalten können. Dem Renault Zoe würde ich dies aber problemlos attestieren. Auch wenn wir jetzt hier vor der neuesten Variante stehen, so hat auch der allererste Zoe nichts von seiner optischen Attraktivität eingebüsst. Sie, die Kompaktheit und die Einfachheit der Bedienung im Zusammenspiel mit der Möglichkeit den Akku zu mieten haben das Wägelchen zum erfolgreichsten kleinen Elektroauto gemacht. Während alle von Tesla sprechen, verkauft Renault quasi im Windschatten alleine diees Jahr schon über 1100 Stück davon (Tesla Model 3 ca. 1600). Der nächste elektrische Verfolger ist der BMW i3, von dem im gleichen Zeitraum gerade einmal 300 verkauft wurden.

Mit dem tiefgreifenden Facelift des Renault Zoe gelangte das hier getestete Modell „50“ erst ins Programm. Der Akku erreicht eine Kapazität von 52 KWh, was eine WLTP-Reichweite von 395 Kilometern ergeben soll. Soll, weil diese Zahlen eigentlich nie der Realität entsprechen. Renault hat diesen Umstand auf der Website spielerisch umgesetzt. So kann man dort eine realistischere Reichweite abhängig von diversen Faktoren errechnen lassen. Wer fährt bei 30° ohne Klimaanlage? Wer will auf den Fahrspass des lebendigen Motors verzichten und dauernd im Eco-Modus fahren? Wer möchte auf winzigen 15-Zöllern rumgurken? Eben… und wenn man diese Punkte anpasst, verspricht Renault noch 350 Kilometer. Auch das ist noch eine ziemliche Ansage. Ist sie erreichbar?

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Bequem erreichbar ist schon mal der Fahrersitz. Denn alleine die Annäherung an den weissen Testwagen reicht, damit dieser seine Türen entriegelt. Das gleiche Spiel beim Aussteigen. So einfach könnte es also sein. Die Einfachheit setzt sich im Innenraum schon alleine gestalterisch fort. Es gibt nur wenige Tasten, doch der Klimaregler ist (zum Glück) noch physisch. Nicht in die neue Welt geschafft hat es dagegen das Volumenrad. Wer mit verschiedenen Renault vertraut ist, hat sich für diese Funktion aber sowieso schon seit Jahrzehnten an den kleinen Lenkradsatelliten gewöhnt. Ein P-Position für den Schalthebel gibt es übrigens auch nicht. Also legen wir doch einfach D ein und flüstern los.

Unter 30 km/h macht sich der Zoe bei Passanten mit einem angenehmen Summen bemerkbar. das auch im Innenraum hörbar ist. Generell ist er aber elektrotypisch sehr leise. Auch die dadurch besser wahrnehmbaren Poltergeräusche der Aufhängung halten sich im Rahmen. Da dürften die Kinder auf den drei Isofix-Kindersitzen (einer auf dem Beifahrersitz) wesentlich lauter sein. Beim Fahren fällt dann vor allem auf, dass eigentlich nichts auffällt. Die Fortbewegung gelingt dynamisch und agil ohne nervös zu wirken. Dank des tiefen Schwerpunkts fühlt sich der Zoe auch im kurvigen Geläuf wohl. Auf der Autobahn geht ihm bei 145 fix vorprogrammiert der Schnauf aus, was in der Schhweiz sowieso unwichtig ist. Interessanter wäre hingegen, wenn Renault einen Abstandstempomaten ins Programm aufnehmen würde. Damit wäre das Fahren dann noch zwei Stufen entspannter.

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Ein weiterer Vorschlag zur Verfeinerung des schon sehr guten Gesamteindrucks: Den One-Pedal-Mode ermöglichen. Aktuell gibt es den B-Modus, der die Rekuperation zwar erhöht aber kein Bremsen bis zum Stillstand ermöglicht. Dazu kommt, dass man gerne mal aus Versehen beim Losfahren B wählt, wenn man doch eigentlich D möchte. Und man ist gerne unterwegs im Modus D, obwohl Renault den Zoe explizit als Stadtfahrzeug bewirbt. Darum verwundert es auch etwas, dass sich für weite Strecken ein Gleichstromanschluss (für bis zu 50kW) in der Aufpreisliste findet. Wer diese und alle anderen Optionen ankreuzt, landet bei einem Gesamtpreis von 35’000 Franken, wobei dann noch die monatliche Akkumiete (94 – 144 CHF) dazukommt.

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Und, wie weit ist der Zoe nun tatsächlich gekommen? Bei permanent sommerlichen Temperaturen resultierte ein durchschnittlicher Verbrauch von 17,5 KWh pro 100 Kilometer. Somit betrug die Reichweite im Test knapp 300 Kilometer. Das ist zwar weniger als von Renault versprochen, aber immer noch locker alltagstauglich. Wer zuhause oder bei der Arbeit jeweils über längere Zeit „tanken“ kann, muss sich nie Sorgen machen.

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Ein Eindruck, den ich vom Zoe generell gewonnen habe: Er vertritt das einstige Motto von Renault, er ist ein Auto zum Leben. Auch ein weiterer Claim passt gut: Créateur d’Automobiles. Denn es sind viele kleine gute Ideen an Bord, wie man es von den Franzosen kennt. Eine gute Idee der Person, die den Test-Zoe zusammengestellt hat, war die Bestellung des Gleichstromladeanschlusses. Und so musste dieser natürlich auch getestet werden. Die Akkuanzeige stand auf 20% und der Magen knurrte. Das kurze Mittagessen reichte locker aus, um die Batterie auf etwas über 80% zu füllen.

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Die Zufriedenheit mit dem Testwagen übersteigt jene 80% locker, auch wenn noch Spielraum für weitere Verbesserungen bleibt. Der Renault Zoe ist in der aktuellen Version ein so angenehmer Begleiter, dass man sich nicht nur schnell an ihn gewöhnt, sondern auch geneigt ist, den Verbrennern abzuschwören. Gut gemacht, Renault!