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zuendung

4. November 2006

Roadster? Yes!

YES! | 0 Kommentare

Ja, oui, si, inzwischen haben schon viele Europäer yes gesagt zum Yes! Roadster. Seit kurzem wird er auch in die Schweiz importiert, was für zündung.ch fast schon eine Aufforderung zur Probefahrt war. Auto Vogel in Kriens bei Luzern übernahm erst im September den Yes!-Verkauf und kann sich schon über eine grosse Schar an Interessenten freuen. […]

Ja, oui, si, inzwischen haben schon viele Europäer yes gesagt zum Yes! Roadster. Seit kurzem wird er auch in die Schweiz importiert, was für zündung.ch fast schon eine Aufforderung zur Probefahrt war. Auto Vogel in Kriens bei Luzern übernahm erst im September den Yes!-Verkauf und kann sich schon über eine grosse Schar an Interessenten freuen. Kein Wunder, wird jeder einwenden, der schon einmal einen Yes! bewegt hat. Das Young Engineers Sportscar ist soeben in zweiter Generation erschienen und vertraut nun auf einen VR6, während im Vorgänger noch das bekannte 1.8T-Herz aus dem VW-Konzern schlug. Die lauten sechs Töpfe kennen wir bereits aus dem Golf R32, klangmässig kann man also einiges erwarten.


Star: Der YES! Roadster ist für den ganz grossen Auftritt prädestiniert

Zuerst müssen aber mal die Türen geöffnet werden, nach oben notabene. Aber nicht so, wie man es mittlerweile von jedem getunten VW Lupo zur Genüge kennt, keine billigen Lamborghini-Style-Doors, die dann klapprig nach oben wackeln. Die YES!-Türchen sind klein und an einer massiv wirkenden Halterung befestigt. Unser Testwagen wartet mit lederbezogenen Vollschalensitzen auf, die sich heizen lassen. Ausserdem ist ein Navigationssystem an Bord und auch eine Klimaanlage fehlt nicht. Diese Goodies sind alle aufpreispflichtig, weil die YES!-Manufaktur das Gewicht getreu dem Leitsatz "Pure Driving Pleasure" möglichst tief halten will. Mir sind diese Spielereien sowieso egal, interessant ist nur der grosse rote Knopf, der in einer herrlich echten Aluminiumkonsole oben auf dem Armaturenbrett thront. Engine Start steht darauf.


Charakterdarsteller: Nur auf den ersten Blick sieht er dem TT ähnlich

Nachdem ich die etwas mühsame Wegfahrsperre überlistet habe, klingt es hinten so, wie es klingen muss. Der Sechser scheint fast ganz frei atmen zu können, so herrlich frech bollert er aus seinen zwei Endrohren. Kupplung und Lemkung gehen erwartungsgemäss streng, was im Stadtverkehr wohl recht mühsam ist. Also schnell raus aus Luzern und hoch in Richtung Eigenthal. Hier ist der YES! Roadster zuhause. Enge Biegungen, schmale Holzbrücke und kurze bewaldete Geraden. Das superknackige Getriebe muss kaum geschaltet werden. Im zweiten Gang läuft der silberne Powerkeil satte 120 Tacho. Das Fahrwerk vermittelt eine enorme Nähe zum Strassenzustand. Oder anders gesagt: Es ist bretthart. Nur so ist wohl ein sehr lange neutrales Fahrverhalten zu erreichen. Mittelmotortypisch beisst das Biest schlagartig zu, bis dahin schiebt der handgemachte Renner teilweise sogar über die Vorderräder. Wer beim Zurückschalten nicht sauber Zwischengas dosiert, wird mit einer blockierenden Antriebsachse bestraft.


Sounds good: Kehliger V6 Sound entweicht den beiden dreieckigen Endrohren

Gerade in Extremsituationen wünscht man sich eine bessere Lenkung. Ich hatte beim gefahrenen Roadster das Problem, dass sie in der Mittellage recht leichtgängig war, sich dann aber sehr stark verhärtete. An einer seltsam eingestellten Servo kann's nicht liegen, der YES! hat keine. Auch die Brembos werden ohne Servohilfe betätigt, was auf die Verzögerungsleistung freilich keine Einwirkung hat: Die italienischen Zangen kneifen gnadenlos zu. In der Schweiz kommt der Renner übrigens serienmässig mit sehr sportlich abgestimmtem ABS, aber natürlich ganz ohne den Rettungsanker ESP. Für den allerschlimmsten Fall sind in der Schweizer Version auch zwei Luftsäcke an Bord.


Handwerk: Ob bei Dresden oder Luzern, gute Handarbeit macht Freude

Zum Abschluss der Testfahrt kann ich mir eine Runde durch Luzern nicht verkneifen. Einerseits ist die Innenstadt immer einen Abstecher wert, andererseits möchte ich auch einfach mal den Kopfverdrehfaktor des YES! Roadster erfahren. Und tatsächlich: Schon an der ersten Ampel kommen die ersten neidischen Blicke aus einem dunklen SUV hinunter in die ostdeutsche Spassmaschine. Trotz unaffälliger silberner Lackierung verursacht der Roadster einige Verwirrung in den Strassencafés. Die sonst so todesmutigen Stadtvelofahrer gönnen sich eine kurze Pause, um das Kraftpaket zu bewundern und einen Blick auf das Logo zu erhaschen. Kaum einer weiss, was da an ihm vorbeiröhrt. Dass die Kunststoffkarosserie auf einem Aluminium-Space-Frame Chassis sitzt und das ganze Fahrzeug in einer kleinen Manufaktur auf Kundenwunsch gefertigt wird, ahnt ebenfalls niemand. Nahe Dresden baut ein Sechserteam die bestellten YES! von Hand auf. Ein Grundpreis von 90'000 CHF kann aufgrund dieser Exklusivität wohl niemanden erstaunen.


YES!: An neugierige Blicke muss man sich gewöhnen…

Der Preis ist auch angesichts der Fahrleistungen (0-100 in 4,9 sec) sicher vertretbar. Wer ihn fährt wird sich auch an der enormen Aufmerksamkeit nicht stören, sondern ab und zu aus Spass noch einen klangvollen Gasstoss mehr durch die dreieckigen Aktivboxen im Heck jagen. Die winzigen Unsauberkeiten, wie die kleine Falten werfende Lederverkleidung der Armaturen, erfreuen den Eigner des handgebauten Gefährts. Schliesslich geben einem genau solche kleine Fehlerchen das Gefühl, etwas Einzigartiges zu fahren.

Im Gespräch mit Herr Vogel (YES!-Importeur Schweiz) erfahre ich mehr über die Kundschaft. Meist seien es Leute, die fahraktive Leichtgewichte lieben, die sich für den YES! Roadster interessieren. Auch für ihn und seine Familie sei das Auto eben mehr als bloss ein Fortbewegungsmittel. Man könne fast sagen, das Auto sei sein Leben. Und gerade mit dem Yes! Roadster 3.2 macht dieses Leben besonders viel Spass.