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zuendung

6. Juni 2010

Schwarz, breit, stark

Volvo | 0 Kommentare

Diesen Slogan hatte zwar (und hat vielleicht noch) ein Reifenhersteller für seine Produkte eingeführt, aber er passt auf das Testfahrzeug, den Volvo V70 D 5 Summum im R-Design, dennoch wie die berühmte Faust auf’s Auge. Alternativ wäre auch noch „Der schwarze Panther“ in Frage gekommen, diese Variante schied jedoch nach kurzer Überlegung aus. Denn ein […]

Diesen Slogan hatte zwar (und hat vielleicht noch) ein Reifenhersteller für seine Produkte eingeführt, aber er passt auf das Testfahrzeug, den Volvo V70 D 5 Summum im R-Design, dennoch wie die berühmte Faust auf’s Auge. Alternativ wäre auch noch „Der schwarze Panther“ in Frage gekommen, diese Variante schied jedoch nach kurzer Überlegung aus. Denn ein Panther schleicht sich üblicherweise leise an seine ins Auge gefasste Beute heran – bei einem Fahrzeug mit einem Dieselmotor war dieser Vergleich dann wohl doch nicht ganz passend…


Geduckt wie ein Panther: der V70 D 5 Summum R-Design kommt ab Werk tiefergelegt

Dieser Diesel, der nicht nur mit seinen 205 PS, sondern vor allem mit seinem gewaltigen Drehmoment von 420 Nm zwischen 1500 und 3250 UpM die Spitze der für den V 70 erhältlichen Triebwerke markiert, ist ein bärenstarker Geselle – um einen weiteren Vergleich aus dem Tierreich heranzuziehen. Kraft in jeder Lage ist hier kein Thema und kein Problem, sondern geradezu eine Selbstverständlichkeit. Und der V70 ist bekanntlich kein leichtes (leer fast 1,7 Tonnen, mögliche Zuladung 615 kg und damit 2,31 t zul. GG) und auch kein kleines Auto: Länge 4,82 m, Breite ohne Spiegel 1,86 m, mit Spiegeln 2,11 m. Da heisst es aufpassen in engen Autobahnbaustellen, bei denen die linke Spur oftmals nur 2 m misst! Trotz (oder wegen?) seiner schieren Grösse ist der Volvo perfekt für lange Strecken und ein komfortables, nein: luxuriöses, Reisefahrzeug.


Innen gediegene Eleganz – und jugendlich/sportlicher Touch bei den Armaturen

Der Verbrauch, den die technischen Werksangaben mit durchschnittlich 6, 9 l/100 km beziffern, geht für ein Fahrzeug von diesen Ausmassen und Gewichten voll in Ordnung- auf 1500 Kilometern Fahrtest kamen wir auf tatsächliche Werte zwischen 6,6 und 7, 3 l/100km. In Verbindung mit dem 70 l- Tank kann man so auch lange Etappen ohne Stopp zurücklegen. Klar hört man, dass hier ein Dieseltriebwerk unter der Haube sitzt, der dezente , leicht grummelnde Sound wirkt aber angenehm und lädt zu entspannter Fahrweise ein. Das Drehzahlniveau tut ein Übriges: bei Tempo 120 km/ liegen etwa 2200 Touren an, bei 140 sind es erst 2500, um sich bis Tempo 200km/h langsam auf 3500 zu steigern. Einzig das Fahrwerk der R-Design-ausführung (vorne 20, hinten 15 mm tiefer gelegt), besonders in Verbindung mit den 245/40-18 ZR Pneus, ist für unseren Geschmack etwas zu hart abgestimmt. Zudem laufen die Räder bei geringer Geschwindigkeit durch diese extreme Breite willig jeder Spurrinne nach, so dass man korrigierend eingreifen muss.


Grosse Öffnung für vielerlei Gegenstände: nicht unbedingt schön, aber praktisch

Das R-Design als jugendlich wirkendes Trim setzt sich auch im Innenraum (z.B. bei den Armaturen) fort und verleiht dem V70 einen sportlicheren Charakter – der eine mag’s, der andere nicht. Trotz ASR „scharren“ allerdings die Vorderräder beim starken Beschleunigen – die Grenzen des reinen Frontantriebs sind bekanntlich eines der „ewigen“ Diskussionsthemen für Autofans.


Die R-Designlinie bietet unter anderem eine andere Armatureneinheit

Einige Fragen zum Thema „Einsatz von elektronischen Bauteilen“ wurden aufgeworfen durch das werkseitig eingebaute Navigationssystem (kommt bei Bedarf elegant aus dem Armatruenträger), das mit schnell wechselnden Verkehrssituationen manchmal überfordert wirkte und bei Stau gerne mal ein Ausweichen auf noch stärker belastete Routen empfahl. Gewöhnen muss man sich auch an den hinteren Parkassistenten, der übersensibel reagiert und schon bei einem Abstand von ca. 30 cm zum Hindernis auf einen nervenden Dauerton schaltet – darauf kann man sich einstellen und ihn im Zweifelsfall einfach abstellen. Dafür ist der vordere Überhang durch die schräg zulaufende und abfallend gestaltete „Schnauze“ absolut nicht einsehbar und nur grob abzuschätzen – Zugeständnis an modernes Design und günstige Verbrauchswerte (Windschlüpfigkeit). Wer denkt da schon an die Vorgängermodelle des V70 wie den 740er zurück? Wenn man davon ausgeht, dass der/die Käufer eines Fahrzeugs dieses üblicherweise für mehr als 14 Tage nutzen, ist auch diese Hürde dank Gewöhnung und vorsichtigem „Herantasten“ mit der Zeit zu nehmen und kein echtes Problem. Plötzlich im Display auftauchende Fehlermeldungen wie: „ Kühlmittelstand zu niedrig- sicher anhalten“ machen dem Fahrer, egal, ob Eigner oder Testfahrer, da schon eher zu schaffen. Nach dem vorschriftsmässigen Anhalten und Abkühlen- lassen stellte sich allerdings heraus, dass sich nichts herausstellte: der Kühlmittelstand war deutlich über „Min.“ und damit OK, Nachfüllen nicht nötig. Die Fehlermeldung trat danach auch nicht mehr auf. In den Testzeitraum fiel übrigens auch ein Werks-Rückruf für die Volov-Fünfyzlinder-Dieselmodelle; bei einem zu hohen Motorölstand könne das Fahrzeug im ungünstigsten Fall „unkontrolliert beschleunigen“, so die Begründung. Davon war „unser“ Testwagen glücklicherweise nicht betroffen.


Der kraftvolle und bullige 2,4 l-Diesel wird durch eine monströse Plastikhaube vor neugierigen Blicken geschützt

Über den Gepäckraum muss man bei den Dimensionen dieses Fahrzeugs und der möglichen Zuladung eigentlich kein Wort mehr verlieren: er ist natürlich riesig! Transporte sowohl von Familien-Zubehör als auch von anderen Gütern sollten auch dank der weit öffnenden Klappe und der rechteckigen Ladeöffnung jederzeit gut vonstatten gehen- wenn nicht in einem Kombi vom Schlage eines Volvo V 70 – wo dann? Allenfalls die fummelige und recht dünn ausgefallene Laderaumabdeckung will nicht so recht zum Luxus-Image dieses 80.500 Franken teuren Nobelkombis passen (Testwagen mit Sonderausstattung, Grundpreis Summum R-Design: 70.300 CHF). Innen wiederum passt alles perfekt: gut konturierte Sitze, Bein- und Ellenbogenfreiheit satt, Fussraum für die „Hinterbänkler“ zum Beine- übereinander-schlagen – wie es sich für ein Langstrecken-Reisefahrzeug auch gehört. Ausssenspiegel und allgemeine Rundumsicht (Ausnahme wie erwähnt: vordere Fahrzeugabmessungen) ebenfalls perfekt. Das berühmte „Haar in der Suppe“ bildet innen nur die grosse und recht flach stehende Frontscheibe, die gerne und schnell beschlägt. Betätigt man dann den entsprechenden Schalter an der Lüftung, bläst einem ein mittelstarker Sturm um die Ohren. Die Zusatzausstattung“ Beschlagsensor“ gibt es demnach offenbar nicht ohne Grund.

Egal, ob nun eher „Bär“ oder „Panther“: der Volvo V70 ist ein fast perfekter Reisekombi, der seine Insassen komfortabel und sicher von A nach B bringt – und das noch erstaunlich verbrauchsgünstig.

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