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zuendung

10. Oktober 2005

Schwedischer Schönling

Saab | 0 Kommentare

Hallo! Mein Name ist Rolf S., ich bin 31 Jahre alt. Nach dem Architekturstudium in Zürich habe ich drei Jahre bei Huber&Huber Architekten gearbeitet, bevor ich mich vor einem Jahr mit meinem eigenen Büro bauing selbstständig gemacht habe. Weil ich vermehrt Kundenbesuche machen muss, beschloss ich, im Jahr 2005 den schon achtjährigen Opel Vectra zu […]

Hallo!

Mein Name ist Rolf S., ich bin 31 Jahre alt. Nach dem Architekturstudium in Zürich habe ich drei Jahre bei Huber&Huber Architekten gearbeitet, bevor ich mich vor einem Jahr mit meinem eigenen Büro bauing selbstständig gemacht habe. Weil ich vermehrt Kundenbesuche machen muss, beschloss ich, im Jahr 2005 den schon achtjährigen Opel Vectra zu ersetzen. Ein Arbeitstier, aber leider nicht repräsentativ genug.
Wenn ich ehrlich bin, dem Kauf habe ich mit gemischten Gefühlen entgegengesehen. Von der Technik verstehe ich nicht allzu viel und welche Marke jetzt die "beste" sei, ist für mich eine sinnlose Info. Ein neues Auto soll mich auf der emotionalen Ebene ansprechen, es muss mir gefallen und zu mir passen. Der Opel diente als bisher als günstige und rationale "Fahrmaschine", nun meldete sich auch der Bauch… Zudem hat sich auf dem Rücklagen-Konto auch ein hübsches Sümmchen angesammelt, das für mehr als einen Opel reichen dürfte.

*

So kam, was kommen musste, vergangenen März schleppte mich Mike, ein guter Kollege mit "Fachwissen", nach Genf an den Autosalon. Er führte mich zuerst zu BMW, wo ich den neuen Dreier anschauen sollte, danach zu Audi, wo er mir den A4 zur näheren Betrachtung empfahl. Aha, tolle Wagen bauen die. Sportlich, irgendwie dynamisch. Nachdem wir auch auf den Ständen von Ford und Alfa Romeo zu Besuch waren, kamen wir bei Saab vorbei. Diese priesen den 9-3 an, ebenfalls ein Wagen im Premium-Segment der Mittelklasse. Und da – zack! – ich habe "ihn" gesehen: Den Saab 9-3 SportCombi. Den musste ich näher ansehen!

© salon-auto.ch

Mike zupfte mich am Ärmel: "Hey, geht Dir gut, ein Kombi mit fettem Hintern???" Ich fragte zurück, wieso denn nur Coupés und Limousinen "schlank" sein sollten? Dieser Saab hatte einen Heckabschluss, der die dynamische Linie nicht zerstörte – ein dynamischer Keil und kein quadratischer Kasten. Mike meinte: "Hm, ein Saab ist doch nur ein verpackter Opel, Du wolltest doch etwas Besseres?" Aber ja, besser sah er allemal aus!
Leider war das Modell auf der Drehscheibe verschlossen, so musste ich wohl oder übel zu einem Händler. Mein Kollege schüttelte den Kopf und meinte, er gehe schon mal vor, er sei beim Stand von Mercedes. Nun gut, ich schaute mir die LED-Leuten nochmals an, liess die Farbe (Fusion Blue metallic) auf mich wirken und beim Anblick der zwei Endrohre zog ich Brauen und Mundwinkel in die Höhe.

*

Vor zwei Wochen war es plötzlich soweit. Nachdem ich den Autokauf etwas aufschob, erhielt ich aus heiterem Himmel eine Einladung von Saab zur Premiere des neuen Saabs. Mike war nicht dabei. Das war eine Sache zwischen mir und dem SportCombi. Nach einer Einführung im Showroom überliess der Verkäufer mir den Schlüssel – mein Adrenalinspiegel stieg leicht, aber merklich, als ich mich dem (leider schwarzen) Auto näherte.

Der Verkäufer fragte mich, in welche Richtung ich zu fahren gedachte. Ich zuckte die Schultern, also schlug er mir vor, ein Restaurant im Emmental anzusteuern, um dort eine Pause zu machen und danach wieder zurückzukehren. Er zeigte mir das Navigationssystem, in welchem die Route schon programmiert war. Toller Einfall!

Also los geht's! Den Zündschlüssel – eigentlich ist es mehr ein Stöpsel oder so – in der Mittelkonsole gedreht, schon erwachte der Motor zum Leben. Ein fast düsenartiges Säuseln drang ins Cockpit. Erinnerte mich an meine Zeit in der Studentenbude in Kloten. Ich legte die Fahrstufe D der Automatik ein und löste die Bremse. Ruckfrei und leise beschleunigte der Saab, der "Mann im Radio" wies mir den Weg.
Nachdem ich den Ort hinter mir liess und mich an die etwas nervöse Lenkung gewöhnt hatte, probierte ich die manuelle Schaltung aus und stellte den Wählhebel in die "M-Gasse". Ach herrje, die "fette Kiste" marschierte ja ab, der Wahnsinn! Entfernt erinnerte ich mich an den Verkäufer, der etwas von 250 PS und 350 Nm erzählte. Nun ja, jedenfalls muss der Opel daneben wie ein Betonklotz wirken.
So weit so gut, mein neues Auto müsste aber auch andere Qualitäten haben. Die Schaltpaddel sind eine nette Spielerei, die Bedienung des Radios vom Lenkrad aus hat da schon handfestere Vorteile. Die Mittelkonsole ist nämlich etwas übersät mit Knöpfen. Aber mit der Zeit käme das schon.

Ach ja, von wegen Qualitäten: Die Saab-Leute haben sich Mühe gegeben, nichts klappert, nichts rappelt oder knistert. Alles wirkt so …neu. Aber klar, der Testwagen hat auch erst gut 1000km zurückgelegt. Mich würde schon interessieren, wie es dann aussieht mit zwei Nullen mehr auf dem Tacho. Aber bis dahin fliesst noch viel Wasser die Emme hinunter, die ich eben überquerte. Heute bauen doch alle Hersteller gute Autos, oder?
Kurze Zeit später ein Hinweis: "Sie haben das Ziel erreicht.". Doch, ein schönes Gasthaus! Ich stellte den Saab hin und setzte mich auf der Terrasse hinter einen Caffé Latte. Direkt vor mir parkte ein rassiges, schönes Auto, das zwar etwas viel kostet, aber für meine Kundeneinsätze genau richtig scheint. Und meinen Geschmack trifft es sowieso.

Als ich übrigens nach meiner Rückkehr mit Mike telefonierte, fragte er mich unter anderem, wie viel Liter denn der Kofferraum fassen würde. Eine gute Frage, ich musste in den mitgebrachten Prospekt schauen: mindestens 419, maximal 1273. Nun ja, ich gebe es zu, einen Kombi brauche ich nicht unbedingt, da hat Mike recht, aber wenn das Heck so verführerisch und trotzdem elegant ist wie beim Saab 9-3 SportCombi?

Grüsse, Rolf