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28. Juli 2021

Sonderberichterstatter

Land Rover | 0 Kommentare

Gestatten, Sonderberichterstatter Fries! So fühle ich mich, als ich im schneeweissen Land Rover Defender unterwegs bin, die Stahlfelgen gleicher Farbe tragen das ihrige dazu bei. Ich stand kurz davor, mir grosse schwarze Buchstaben zu schneideplotten: U und N, selbstverständlich. Doch ernsthaft: Der neue Defender macht auch als „kurze“ 90er-Version einen mächtigen Eindruck. Kein Wunder, mit […]

Gestatten, Sonderberichterstatter Fries! So fühle ich mich, als ich im schneeweissen Land Rover Defender unterwegs bin, die Stahlfelgen gleicher Farbe tragen das ihrige dazu bei. Ich stand kurz davor, mir grosse schwarze Buchstaben zu schneideplotten: U und N, selbstverständlich. Doch ernsthaft: Der neue Defender macht auch als „kurze“ 90er-Version einen mächtigen Eindruck. Kein Wunder, mit einer Höhe von 197 Zentimeter und der gar nicht so kurzen Länge von 4,32 (4,58 mit Ersatzrad) ist er kein kleines Auto. Mit 1996 fehlen ausserdem nur gerade 4 Millimeter zur 2-Meter-Grenze an Breite.

Gegenüber der letzten Inkarnation des historischen Vorgängers ist er also 20 Zentimeter breiter und 30 länger.

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Und wie fährt es sich nun so als Sonderberichterstatter? Der Testwagen ist ein D200, also ein Diesel mit 200 PS. Der Vierzylinder hat fast 2,2 Tonnen zu stemmen. Das gelingt erstaunlich gut. Die 8-Gang-Automatik verhilft dem Brocken zu einer mit 10 Sekunden doch noch annehmbaren Sprintzeit auf 100 km/h. Subjektiv fühlt sich die Beschleunigung sogar noch etwas rassiger an.

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Andererseits: Wer will schon rasen, wenn er in einem Defender sitzt? Eben. Das erhabene Gefühl mit dem Blick auf all die SUV-Fahrer und Crossover-Pilotinnen gibt’s auch im Stand. Arroganz? Niemals. Einfach das Wissen ob des enormen Potentials dieses Fahrzeugs, auch wenn kein adaptives Fahrwerk, ein übertrieben starker Motor oder andere imageträchtige Extras verbaut sind. Dazu kommt ein doch recht angenehmer Komfort, der sicher auch den 70-er Reifen zu verdanken ist. Niederquerschnitt ist für die Cayenne-Jungs.

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Bei denen ist dafür auch die Wattiefe niedrig (50 cm). Hier reden wir von 85 Zentimeter. Mehr als anständig und in einem von Wetterkapriolen begleiteten Sommer vielleicht gar nicht mehr so unwichtig. Selbstverständlich hilft der hier verwendete Dieselmotor auch nicht, den Klimawandel aufzuhalten. Ganz ohne Elektrounterstützung gehört er heute schon fast zu den Exoten. Allerdings zu der laufruhigen und damit durchaus kultivierten Sorte. Mit nicht überschwerem Gasfus bringt einen der 85-Liter-Tank in Richtung 1000 Kilometer. Realistischer waren im Test Verbräuche um 10 Liter. Mit Blick auf die Stirnfläche, das Gewicht und die Pneus wenig überraschend, aber halt nicht mehr zeitgemäss.

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Zeitgemäss zu sein ist aber vielleicht auch der falsche Anspruch an ein Auto, dass seine Silhouette in wesentlichen Punkten mit einem Militärfahrzeug aus den 1960er-Jahren teilt. Denn auch wer für 67’800 einen Defender D200 in der Basisversion kauft, tut das kaum aus rein rationalen Erwägungen. Erstaunlich, wie es trotz massiv anderer Dimensionen gelungen ist, den Vibe des ursprünglichen Designs in die heutige Zeit zu transportieren. Die Daumen gehen praktisch alle nach oben. Als ich den Defender vor dem bei Petrolheads beliebten Ace Café in Rothenburg parke, bekommt er mehr Aufmerksamkeit als ein Aston Martin DBS Superleggera. Selbst die scheinbar unbeindruckten Harley-Biker wagen einen Blick, nicken anerkennend.

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Und auch die Passagiere auf der nicht ganz einfach zugänglichen Rückbank zeigen sich begeistert. Die gute Aussicht und die einigermassen bequemen hinteren Sitze lassen sie sogar die Abwesenheit von zu öffnenden Fenstern übersehen. Tatsächlich sind die Platzverhältnisse aufgrund der steilen Wände grosszügig. Die Kletterübung an den Vordersitzen vorbei kann man aber nicht allen zumuten. Und wer jetzt denkt, dass es dann für Kinder passen könnte, hat auch nur bedingt recht. Denn um die Zwerge anzugurten kraxelt man jeweils selber bergsteigergleich in den Fond.

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Mit Charme macht einen auch der neue Land Rover Defender nachsichtig, das hat er mit seinem Vorgänger gemein. Windgeräusche bei Autobahntempo, wohl vom Scheibenwischer oder auch den seitlichen Scheibenrahmen? Gehören dazu. Parkhausuntaugliche Höhe? Tja, das Abenteuer wartet nicht in der Tiefgarage. Nicht immer ergonomische Touchbedienung? Hey, man kann mit den Kameras sogar durch die Motorhaube schauen!

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Und so fällt das Urteil des Sonderberichterstatters Fries eindeutig und klar aus: Wer Defender fahren will, macht auch mit der zum Glück nicht karg ausgestatteten Basisversion mit dem 200 PS Diesel keinen Fehler. Er bringt das volle Feeling, die ganze Street Cred und damit auch immer die Bestätigung, etwas ganz Besonderes zu fahren.