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zuendung

6. November 2012

STn Martin

Ford | 0 Kommentare

Ok, der Titel ist nun wirklich gesucht. Aber schauen wir uns den Ford Focus ST von vorne einmal an. Auch wenn Aston Martin seit 2007 nicht mehr zum Ford-Konzern gehört, so erinnert die Form der Schnauze doch frappant an jene der englischen Edelsportwagen. Und auch von Volvo hat man sich bei Ford verabschiedet. Damit ging […]

Ok, der Titel ist nun wirklich gesucht. Aber schauen wir uns den Ford Focus ST von vorne einmal an. Auch wenn Aston Martin seit 2007 nicht mehr zum Ford-Konzern gehört, so erinnert die Form der Schnauze doch frappant an jene der englischen Edelsportwagen. Und auch von Volvo hat man sich bei Ford verabschiedet. Damit ging der schnaubende Fünfzylinder aus dem Ford Focus ST ebenfalls verloren. In der neuen Ausgabe sitzt ein Zweiliter EcoBoost unter der Haube, der es auf 250 PS und 360 Newtonmeter bringt. Neu ist zudem, dass die dreitürige Variante wegfällt, dafür aber zusätzlich auch der Kombi als ST bestellbar ist.

Von den konventionellen Focus-Versionen übernimmt der Sportler die Assistenzsystemarmada. Spurwechsel, Volllicht, toter Winkel, parken und die Aufmerksamkeit des Fahrers werden allesamt elektronisch überwacht. Selbst das Lesen der Verkehrsschilder übernimmt der gute Geist, damit man seine Augen auf Drehzahlmesser und Fahrbahn halten kann. Doch das mit den Vekehrsschildern kann auch mal daneben gehen: Bei manchen Ausfahrtsschildern auf Autobahnen stehen die Geschwindigkeiten, die man beim Verlassen der Schnellstrasse einhalten soll gleich mit auf dem Schild. Das führt in der Praxis dazu, dass auch mal Tempo 40 auf der Autobahn im Display erscheint. Da liegt also noch Verbesserungspotential.

Kaum verbessert werden können die Recaro-Sitze, die guten Halt und gleichzeitig auch ansprechenden Komfort zu bieten vermögen. Das passt bestens zum Fahrwerkskompromiss, den man bei Ford gewählt hat. Sportliche Naturen werden bemängeln, dass man doch noch ein bisschen härter hätte zulangen dürfen. Andererseits muss noch Platz für den RS bleiben. Und im Alltag ist man durchaus froh, wenn auch ein sportliches Fahrzeug gewisse Manieren kennt. Mit 7,2 Litern Werksverbrauch, den man im ST ohne Stopp/Start erreichen muss, soll er im Vergleich zum Vorgänger 20% weniger konsumieren – ebenfalls sehr manierlich.

Fast ein wenig zu anständig startet der Motor auf Knopfdruck. Da mag mancher Fan den Fünfzylinder schon vermissen. Das machen auch die hübschen Zusatzinstrumente ganz oben auf der Mittelkonsole nicht wieder gut. Überhaupt der Innenraum: Da gibt es einfach zu viele Knöpfe, zu viel gestalterische Unruhe und obendrauf einen zu kleinen Navibildschirm, als das man ihn als sehr gelungen bezeichnen könnte. Doch die Käufer von solchen Hot Hatches dürften vor allem am Fahren interessiert sein. Auf regennasser Fahrbahn kommt der Fronttriebler öfters an seine Traktionsgrenzen. Der Drehmomentverlauf ist eher auf bärigen Durchzug als brutale Spitzenleistung getrimmt. Die wunderbar direkte und feinfühlige Lenkung hilft, den Fünftürer auch bei Nässe dynamisch zu bewegen. Allerdings muss man wach sein: Der Focus hat ein leichtes Heck, das für übermütige Anfänger etwas zu sehr mitlenkt.

Dynamik suggeriert ja schon die leuchtend orangegelbe Lackierung. Oder wie es im Ford-Jargon heisst: Speziallackierung Tangerine Scream. Dazu den grossen optionalen Dachspoiler, rundherum muskulöse Schweller und natürlich das ST-Logo. Die Front ist zudem gegenüber den zivileren Focus-Versionen mit nur einem grossen Kühlergrill vorne ausgestattet, der wie angemerkt an Aston Martin erinnert. Nicht so glücklich ist der dadurch noch deutlicher sichtbar werdende Spalt zwischen Stossfänger und Motorhaube. Am Heck gibt es dazu eine Auspuffblende, die auch an einem Lamborghini nicht Fehl am Platz wäre.

Dass der ST aber nicht nur dynamisch kann, zeigt er nicht nur mit den für vier Personen bequemen Innenraum und dem gut nutzbaren Gepäckabteil (360 Liter). Richtig pragmatisch wird er nämlich, sobald man die Türen öffnet. Dann fährt (gegen 100.- Aufpreis) automatisch ein Türkantenschutz aus, der nicht nur die eigene Türkante, sondern auch die Tür des Nachbarn vor Blessuren schützt. So schlau, dass man sich Ähnliches in jeder Autotür versteckt wünschte.

In der teuersten von drei Ausstattungsvarianten kostet der Ford Focus ST 44'890 Franken. Die Assistenzarmada und einige andere Annehmlichkeiten lassen den Preis des Testwagens auf 52'090 Franken ansteigen. Da er mit 9,1 Liter Super auch nicht eben sehr sparsam mit dem Kraftstoff ausgeht, kann man nicht wirklich von einem Sonderangebot reden. Den hartgesottenen Sportfans dürfte der Neue etwas zu weichgewaschen sein. Sie mögen vielleicht lieber auf einen wahrscheinlich noch kommenden RS warten. So lange bietet der ST durchaus sportliche Performance mit einem auch auf längeren Strecken überzeugenden Komfort. Zudem kann er mit hilfreichen und praktischen Gimmicks punkten. Fast so wie damals das Fahrzeug eines gewissen James Bond…