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zuendung

8. März 2011

Teurer Tourer

BMW | 0 Kommentare

Der Dreier ist BMW. Schon sehr lange steht die bayrische Mittelklasseoption für den Erfolg der Marke. Freude am Fahren ist mit ihr bekanntermassen nicht bloss ein Marketingversprechen. Doch was ist dann der Fünfer? Insbesondere in der Kombiversion, die sich natürlich Touring nennt, ist er eine stattliche Erscheinung. Von seinem Vorgänger unterscheidet er sich durch eine […]

Der Dreier ist BMW. Schon sehr lange steht die bayrische Mittelklasseoption für den Erfolg der Marke. Freude am Fahren ist mit ihr bekanntermassen nicht bloss ein Marketingversprechen.

Doch was ist dann der Fünfer? Insbesondere in der Kombiversion, die sich natürlich Touring nennt, ist er eine stattliche Erscheinung. Von seinem Vorgänger unterscheidet er sich durch eine gewisse Ruhe im Design. Seit Chris Bangle nicht mehr für die Optik der Bayern verantwortlich ist, sind die Formen zwar gefälliger, aber auch verwechselbarer geworden. So ist auch der Oberklassekombi ein schönes Auto, das aber durch seine zurückhaltende Linie nicht gerade zu wilden Designdiskussionen Anlass gibt. Andererseits hatte BMW von letzteren vielleicht ein wenig genug, wenn man sich an den Launch der 7er-Limousine vor einigen Jahren erinnert.


Knackig: Adrian van Hooydonk hat auch am Heck für stimmiges Design gesorgt.

In dieser Zeit hat sich ohnehin einiges geändert, steht die Marke BMW heute doch auch für das Efficient Dynamics genannte Ökopaket, das die unterschiedlichsten Ausprägungen kennt. Während aber bei den Modellen mit Schaltgetriebe inzwischen eine Start-/Stopp-Automatik Serie ist, muss man im Fünfer mit 8-Gang-Automatikgetriebe auf diese sinnvolle Funktion verzichten. Im getesteten 523i beschränkt sich der sichtbare Teil der Spritspartechnik auf einen blauen Balken unterhalb des Tourenzählers, der die via Rekuperation zurückfliessende Energie anzeigt.


Efficient Dynamics: Hinter den typischen Nieren verstecken sich die für bessere Aerodynamik schliessbaren Lamellen.

Bekanntlich sind die BMW Modelle nicht primär für ihre Sparsamkeit berühmt. Die Freude am Fahren wird in den Vordergrund gestellt. Doch funktioniert das mit einer nach Familienkutsche aussehenden über 1800 Kilo schweren Fuhre auch? Dafür starten wir nun endlich den Reihensechser, der über Direkteinspritzung und verstellbare Nockenwellen verfügt. Der Dreiliter kommt ohne Aufladung aus und bringt es auf eine Leistung von 204 PS. Übrigens starten alle Fünfer neu auf blossen Knopfdruck. Das ist zwar nett, macht ohne Komfortzugang, der natürlich nochmals satte 1200 Franken verschlingt, nur sehr beschränkt Sinn. Zur Aufpreispolitik aber später mehr.


Hübsch: Auch vor einem nicht so hübschen Hintergrund macht der grosse BMW Kombi eine gute Figur.

Die Beschleunigung erfolgt ansatzlos und sanft. Da drückt kein Turboschub in den Rücken und auch auf das Schiffsmotoren-Drehmoment grossvolumiger Motoren muss man verzichten. Und doch ist der Antrieb überaus angenehm, weil er ruckfreies Fahren begünstigt und ihm auch die sportliche Gangart nicht völlig fremd ist. Immerhin dreht er vibrationsfrei bis weit über 6500 Touren. Dem Standard angemessen ist die Geräuschdämmung. Nur schade, dass man darum den kultigen Reihensechser-Sound nicht hören kann. Gut zu spüren ist dafür die Arbeit der bayrischen Fahrwerksingenieure. Wunderbar, wie geschmeidig sich der grosse Wagen durch Kurven lenken lässt. Für meine Spiele mit dem Gaspedal ist er dann aber zu schwer oder zu schwach, je nach Sichtweise. Dafür bleibt das ESP praktisch arbeitslos. Gerade im Vergleich zu seinem kleineren Bruder ist das komfortable Abrollen eine wahre Wohltat. Ein Fahrwerk also, das sowohl auf der Autobahn wie auch bei der Pässetour überzeugen kann.


Moderne Welt: An den Joystick für das Getriebe und den iDrive-Knopf hat man sich inzwischen gewöhnt.

Einmal mehr ein dunkles Kapitel bei einem BMW: Die Aufpreise. Steht der 523i Touring mit einem Basispreis von 66'200 Franken in der Liste, fahre ich ein Auto für 96'600 Franken. Nach Adam Riese sind hier also 46% an kostenpflichtigen Mehrausstattungen verbaut. Natürlich sind allerlei nützliche Dinge dabei. Aber gerade das Xenon-Licht (1810.-) oder die Parkdistanzkontrolle (1220.-) sollten bei einem Fahrzeug dieser Preisklasse serienmässig an Bord sein. Seinen Aufpreis definitiv Wert ist indes die aktive Geschwindigkeitsregelung, die das Fahrzeug bis zum Stillstand abbremsen kann. Als willkomene Hilfe habe ich die Spurwechselwarnung (930.-) empfunden, die mit einem orangen Dreieck im Aussenspiegel vor Fahrzeugen im toten Winkel warnt.


Schlicht: Im Gegensatz zur Konkurrenz verzichtet man bei BMW auf riesige Kühlerschlünde oder verspielte Tagfahrlichtbänder.

Der BMW 523i Touring ist also ein sehr gutes, aber auch teures Auto. Das Gros der Verwöhnausstattung will separat bestellt und bezahlt werden, was den 203 PS Kombi in eine Preisregion um die 100'000 Franken schiesst. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass der Motor nicht die absolute Power-Maschine ist. Im Test überzeugt der Bayer mit einer praktisch selbstätig wegfahrenden Gepäckraumabdeckung und einem angemessenen Verbrauch. 9,5 Liter Benzin sind aber wie gewohnt deutlich mehr als es die Werksangabe mit 7,8 Liter vermuten lässt. Im Vergleich mit dem 3er gefällt der 523i neben seiner äusseren Eleganz und Ruhe mit einem guten Platzangebot und einem komfortablen Fahrwerk.