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15. Mai 2009

The Sixth Generation

VW | 0 Kommentare

Hier eine «Second Opinion» zur 6. Generation des VW Golf. Interessant die Unterschiede, aber auch die Deckungsgleichheiten der beiden Tester, auch wenn sie nicht mit den gleichen Ansprüchen an den Test heran gegangen sind. Test: VW Golf VI Comfortline 1,4 160 PS DSG Golf 6 wird er genannt, weil er die mittlerweile sechste Generation des […]

Hier eine «Second Opinion» zur 6. Generation des VW Golf. Interessant die Unterschiede, aber auch die Deckungsgleichheiten der beiden Tester, auch wenn sie nicht mit den gleichen Ansprüchen an den Test heran gegangen sind.

Test: VW Golf VI Comfortline 1,4 160 PS DSG

Golf 6 wird er genannt, weil er die mittlerweile sechste Generation des 1974 erstmals aufgelegten VW Golf ist. Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte, wurden doch seit dem Erscheinen des Golf I in 120 Ländern 26 Millionen Golf verkauft.
Frühere Neuauflagen des Millionensellers waren ab und zu «noch nicht ganz fertig». Ob VW dazu gelernt hat, wollten wir wissen.


Auf den zweiten Blick stellt man fest, dass sich der Golf VI doch wesentlich unterscheidet vom Golf 5.

Die Präsentation des neuen Modells im Herbst 2008, Golf Kongress Berlin genannt, fand in einem eigens für die Dauer des Kongresses errichteten Gebäude mit 9‘000 m2 Fläche statt. Während vier Wochen lernten 14‘000 Händler, Importeure und Grosskunden aus aller Welt, auch vom sffv, den Nachfolger des Golf V kennen.
Probefahrten in Berlin zeigten, dass der preislich praktisch unveränderte Golf in wesentlichen Teilen nochmals verbessert worden ist. Man war auch verblüfft, wie leise VW-Diesel laufen können. Kevin Gaskell, Präsident von Eurotax Glass’s, gab dem neuen Golf beste Aussichten bezüglich Wiederverkauf. In den fünf grossen europäischen Ländern sei der Golf gar «Best in class on TCO», also das in seiner Klasse bezüglich Kosten beste Auto.
Erfreulich auch, dass der Golf gegenüber dem Vorgänger nicht teurer geworden ist. Nach wie vor erhält man das Einsteigermodell, einen 1400er mit 80 PS, für 22‘900 Franken. Und auch nach wie vor gilt, dass, wer mehr will, auch mehr zahlt.

Ende Jahr startete die AMAG, Importeurin von Volkswagen-Autos, den sogenannten «Fleet Test Drive». Der sffv-Presseverantwortliche und Zündung.ch-Tester erhielt ebenfalls für drei Monate ein Auto, das fortan von verschiedenen Privatpersonen jeden Alters und auch von Firmen aus dem Bekanntenkreis gefahren wurde. Die Eindrücke, die die Testfahrer, darunter auch die sffv-Testgruppe sammelten, möchten wir in einem Testbericht zusammenfassen.


Die Bedienung des Golf ist einfach, das Interieur etwas zu sachlich.

Der Golf VI sieht nur auf den ersten Blick aus wie der Golf V. Beim näheren Hinschauen erkennt man, wie wesentlich und auch wie positiv sich das neue Modell vom Vorgänger unterscheidet. Das Design des neuen Golf erhielt von keinem der 15 Testfahrer/-innen schlechte Noten, wurde teils sogar explicit gelobt. Wertanmutung, Verarbeitungsqualität und die Gesamtbeurteilung fielen aber meistens eine Note besser als das Design, das als «brav» erachtet wurde. Die Golfschöpfer betrachten das Auto aber bereits als «Ikone».

Unser Testwagen, ein 1400 TSI der mittleren Ausstattungsstufe Comfortline, kostet ab 35‘800 Franken. Da ist schon viel inbegriffen, auch das moderne 7-Stufen-DSG-Automatik-Getriebe, die ganze Sicherheitsausstattung und schon viel Komfortausrüstung. Unverständlich, dass man beim Golf die hinteren zwei Türen immer noch separat bezahlen muss (+1‘220 Franken). Auch für z.B. Textilfussmatten sind 50 Franken extra hinzublättern. Die Climatronic ist für nur noch weitere 450 Franken zu haben, das Licht- und Sichtpaket ist die 280 Franken auch wert. Weitere Pakete (Technik, Winter, usf.) enthalten angenehme und nützliche Dinge. Letztlich kostet unser Testwagen dann aber happige 42‘210 Franken. Und den Sitz muss man dafür immer noch von Hand über drei verschiedene Hebel und Räder verstellen.


Der Kofferraum ist mit 350 Litern eher klein, mag mit 506 Kg aber etwas tragen.

Downsizing heisst das Zauberwort der aktuellen Krise. Unser Testwagen hat trotz einer Leistung von 160 PS (Drehmoment 240 Nm / 2000 Touren) nur 1390 ccm Hubraum, erfüllt aber die Euro5-Norm. Energieeffizienz A und 139 g CO2 sind weitere wichtige Eckdaten. Dank dem Leergewicht von nur 1‘354 Kg beschleunigt der 1400er in 8 Sekunden von 0 auf 100. Mit 4,20 m Länge, einer Breite und Höhe von knapp 1,80 und 1,50 m, ist der Golf effektiv kein kleines Auto. Das beweist z.B. auch die Ellbogenbreite von 1,45 m vorn und 1,42 m hinten oder der Meter Breite zwischen den Radkästen. Nur am Gepäckvolumen von 350 Litern merkt man, dass ihm der angehängte Kofferraum fehlt. Mit umgelegten Sitzen können aber trotzdem bis 1‘305 Liter Gepäck transportiert werden. Und mit 506 Kg Zuladung ist der Golf ein sehr brauchbares Auto.

Der Golf in der Praxis
Man sitzt bequem und komfortabel, vorne wie hinten. Das bestätigten alle Testfahrer mit einem Gut oder Sehr Gut. Die Bedienung wurde als einfach und sofort verständlich bezeichnet. Will man alle Möglichkeiten der vielen Knöpfe am Lenkrad nutzen, lohnt sich allerdings ein Blick in die Bedienungsanleitung.
Bei Radio/CD und Navigationssystem (+2‘530) gefiel die intuitive Bedienmöglichkeit. Weil der Test während der Wintermonate stattfand, wurden auch die gut auffindbare und schnell ansprechende Sitzheizung gelobt, als auch die differenziert schaltbare Lüftung, die schnell für Wärme am gewünschten Ort sorgte. Das Interieur des Golfs ist hochwertig und sieht gut aus, vermittelt aber etwas gar viel Sachlichkeit. Ein Farbtupfer (ganz zurückhaltend im Sitzstoff zum Beispiel) könnte Wunder wirken.


Das Design riss niemanden zu Begeisterungsstürmen hin, aber der Golf VI gefiel doch mehrheitlich.

Das Starten des Motors erfolgt normal über den ein-/ausklappbaren Zündschlüssel. Die sieben Gänge lassen sich entweder vollautomatisch schalten oder – über den Schalthebel – auch manuell (Tiptronic). Als dritte Möglichkeit gibt es für Fans die Schaltpaddelchen am Lenkrad. Einen Sinn erhält dieses manuelle Schalten allerdings nur bei steilem Bergabfahren, wenn man nicht dauernd auf der Bremse stehen will oder beim sportlichen Fahren. Letzteres kostet dann an der Tanksäule allerdings Expresszuschlag.

Dass das Direktschaltgetriebe im kalten Zustand und bei kaltem Wetter ruckt und auch das ganze Auto dann zum Ruckeln neigt, mag eine Eigenheit dieses Getriebes sein. Es verliert sich schnell und alle Testfahrer waren dann vom feinschaltenden DSG-7-Gänger überzeugt bis begeistert.
Es lag aber nicht nur am DSG. Generell wurde befunden, dass Getriebe, Motor, Lenkung, und Abstimmung des Fahrwerks sehr gut harmonieren. Das mag auch daran liegen, dass der Golf VI wohl sicher der leiseste Golf aller Zeiten ist. In den Testberichten standen Bewertungen wie «gediegenes Fahrvergnügen, bequem, ruhig, sportlich, springlebendig, lärmoptimiert, gediegen, macht Fahreindruck eines grösseren Autos, angenehm, positiv überrascht, bringt Fahrspass, sehr hoher Komfort,» usf. Die negativen Bewertungen sind weniger zahlreich. Mehrmals kritisiert wurde, ausser dem erwähnten Ruckeln, der Laderaum, z.B. die unebene Fläche mit heruntergelegten Sitzen, die Ladekante, die geringe Variabilität.

Sparsam bis durstig
Gemäss Werksangaben braucht der DSG-Automat weniger Benzin als ein Handschalter.
7,5 Lt. Städtisch, 5,2 Lt. Ausserstädtisch und genau 6 Liter Gesamtverbrauch ergaben die Werksmessungen. Dass dies meistens wenig mit der Praxis zu tun hat, wird auch hier wieder bewiesen. So unterschiedlich die Testfahrer (von 19 bis 66), so unterschiedlich der Einsatz und die Fahrweise. Bei den Normalfahrern lag der Testverbrauch bei 7,8 Liter. Kurzstrecken werden mit 9 Litern bestraft, Überland mit 6,8 Litern belohnt. Ein Fahrer machte sich die Freude, auch den Highspeed-Verbrauch zu messen: 8,2 Liter bei 150 Km/h und 9.4 Liter bei über 200 Km/h.
Zu erwähnen wäre noch, dass die Fahrten alle im Winter bei Minustemperaturen stattfanden und das Auto mit Winterreifen ausgerüstet war, die tendenziell einen höheren Verbrauch verursachen.

Fazit
Tatsächlich hat VW dazu gelernt und mit dem Golf VI den wohl besten Golf bisher abgeliefert. Nur bei der Garantie tut sich VW immer noch schwer; die 2 Jahre Neuwagengarantie sind heute nicht mehr zeitgemäss.
Von den sehr unterschiedlichen 15 Testfahrern hat niemand am Golf etwas Ernsthaftes auszusetzen gehabt. Aber es hat doch einige «Aber» oder «Zwar» dabei. Das nicht sehr progressive Design, der eher kleine Kofferraum, die Aufpreise und dann der resultierende hohe Endpreis, das Kaltruckeln des DSG, sind schon fast alles, was es zu kritisieren gab.
Die Harmonie der Komponenten, der ruhige Motorlauf, die einfache Bedienung, das Sicherheit vermittelnde Fahrwerk, die Hochwertigkeit, der Komfort, stehen dem gegenüber.

Zusammengefasst: Ein angenehmes Auto.

Im Namen der rund ein Dutzend Fahrer umfassenden Testgruppe
Heiny Volkart