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6. September 2007
Test: Land Rover Freelander II, 2.2 Td4 HSE Automat Die boomende Nachfrage nach SUVs veranlasste Land Rover, ihrem Defender genannten Arbeitstier auch eine zivilere Variante zur Seite zu stellen, den Freelander. Er zählt nicht zu den je länger je mehr als "Stadtpanzer" verschrieenen Gross-SUVs, sondern eher zu den kompakteren SUV. Kaum jemand wird Land Rover […]

Test: Land Rover Freelander II, 2.2 Td4 HSE Automat

Die boomende Nachfrage nach SUVs veranlasste Land Rover, ihrem Defender genannten Arbeitstier auch eine zivilere Variante zur Seite zu stellen, den Freelander. Er zählt nicht zu den je länger je mehr als "Stadtpanzer" verschrieenen Gross-SUVs, sondern eher zu den kompakteren SUV.
Kaum jemand wird Land Rover die Kompetenz in Sachen Allradler absprechen. Nachdem nun kürzlich die zweite Generation auf den Markt gekommen ist, wollten auch wir wissen, wie alltagstauglich der Freelander 2 ist und testeten die exklusive Automatikversion.


Der Freelander II macht auf schmalen Bergsträsschen eine gute Falle.

Äusserlich verbindet wenig bis nichts den Freelander 2 mit dem Ur-Landrover Defender. Der nur 4,5 Meter lange Freelander gleicht da schon eher einem kleinen Range Rover (der vielen mittlerweile zu gross und zu teuer geworden ist). Markant, klar und durchaus repräsentativ wirken die Linien. Das Leergewicht von 2'015 Kg zeigt allerdings auch, dass der Freelander kein Kleinwagen ist.

Anfang 2007 kam der Neue mit 2,2-Liter-Turbodiesel und 6-Gang-Schaltgetriebe in die Schweiz zu Preisen ab Fr. 47'700. Nun kann der FL2 auch mit 3,2-Liter-Benziner (233 PS) bestellt werden (nur mit Automatik, ab Fr. 57'500).

Neu gibt's den 2,2-Liter Turbodiesel (Td4) auch mit 6-Gang-Automatik, etwas, das ihn von den Mitbewerbern abhebt. Die Preise für diese Version beginnen bei Fr. 50'700 und steigen, je nach Ausstattungsvariante, bis Fr. 65'500.

Unser Testwagen, ein HSE mit Automat (65'500), war ausserdem ausgerüstet mit einem Glas-Hebe-Schiebedach und Panoramadach (1'850), Metallic-Lackierung (950), dem Personal Telephone Integration System (700), einem Premium-DVD-Navigationssystem (2'900), ab B-Säule dunkel getönten Scheiben (600) und dem Sound-System, "Premium-Line" (1'450), was den Preis auf nicht mehr bescheidene Fr. 73'950 anhob.

Dabei darf allerdings die beim HSE schon ausserordentlich vollständige Serienausstattung nicht vergessen werden: 18-Zoll-LM-Felgen, Bi-Xenon mit Kurvenlicht, Parkdistance-Control hinten und vorn, Sitzheizung, Frontscheibenheizung, Klimaautomatik mit div. Sensoren und Filtern, Lederausstattung, sowie eine Vielzahl an "Drei-Buchstaben-Kürzel"-Elektronik, wie ABS, DSC (ESP), EBD mit BA, ETC, HDC, eine Vielzahl an Airbags und anderer Sicherheitsausrüstung, sowie alles heute sowieso Selbstverständliche machen den LR2 zu einer top ausgerüsteten Premium-Limousine und relativieren den eher hohen Preis.

Der 2179 ccm grosse Common-Rail-Diesel mit 1 Turbo, der so und in ähnlicher Form auch in den neuen SUV von Citroën (C-Crosser) und Peugeot (4007) zu finden ist, leistet 152 PS und verfügt über ein Drehmoment von 400 Nm bei 2000 U/min.

Naturgemäss muss bei einem hohen Allradler das Ladegut etwas höher als üblich angehoben werden. Für nur 4,50 Meter Gesamtlänge bietet der Freelander aber recht viel Platz im Laderaum; 755 Liter sind es hinter der hinteren Sitzreihe und mit abgelegten Rücksitzen sogar 1'670 Liter.
Der Länge hinter den Vordersitzen misst maximal 1,57 Meter, die maximale Breite 1,25 Meter (zwischen den Radkästen genau 1 Meter).


Der Laderaum bietet viel Platz (1670 Liter), hat aber eine hohe Ladekante.

Fahrer, Beifahrer und Passagiere auf den Hintersitzen sitzen ausserordentlich bequem (vor allem, wenn man sich Landrover aus den 60er und 70er Jahren gewohnt ist, wo man fast mit angezogenen Knien hinter dem Lenkrad sass).

Fummelig und absolut verbesserungswürdig ist das Starten des Motors. Ein "Zündkästchen" muss in eine hinter dem Lenkrad verdeckt (versteckt) angebrachte Öffnung gesteckt werden (auf die richtige Seite), damit dann erst der Startknopf gedrückt werden kann. Beim Abstellen des Motors muss nach Drücken des Startknopfs das Kästchen noch einmal ganz hinein gedrückt werden, damit man es heraus nehmen kann.

Gespannt waren wir auf die Fahreigenschaften, aber der Achsabstand von 2,66 Meter verleiht dem ja nur 4 ½ Meter langen FL2 sehr gute Geradeauslauf-Eigenschaften und die 18-Zöller bieten erstaunlich guten, ja sehr guten Fahrkomfort. Die Motor- und andern Fahrgeräusche sind angenehm niedrig.
Nun fängt man zu schätzen an, dass der Freelander 2 beim Fahren all das bietet, was grosse Premium-Limousinen an Komfort und Annehmlichkeiten auch bieten.

Der Fahrkomfort ist exzellent, die Fahrbahnausleuchtung (Bi-Xenon mit Kurvenlicht) ist vorbildlich und die umfassende Serienausstattung macht einen vergessen, dass man in einem hochbeinigen SUV sitzt.

Man kann den FL2 als normalen Automaten fahren, und das sehr angenehm, denn von einer vielfach bemängelten Anfahrschwäche ist beim Freelander kaum etwas zu spüren. Man kann den 6-Gang-Automaten aber auch in der CommandShift – Stellung manuell hoch und niederschalten.

Für das Navi mit Touch-Screen braucht man kaum eine Bedienungsanleitung, es ist selbsterklärend, mindestens in den Grundfunktionen.

Die meisten Freelander 2, ja generell die meisten sogenannten Offroader, werden wohl überwiegend auf normalen geteerten Strassen gefahren. Die Lenkung des FL2 geht fast zu leichtgängig, trotzdem funktioniert der "Popo-Meter" beim Jurabergsträsschen hochjagen wie im heckgetriebenen Sportwagen.


Da ist der LandRover Freelander 2 im Element.

Landrover ist wohl einer der kompetenteren Allradanbieter auf dem Markt. So bietet denn auch der Freelander eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten für jedes mögliche Terrain. Das Terrain-Response-System oder die Bergabfahrhilfe – als Beispiel – können auch vom Fahrer genutzt werden, der nie abseits befestigter Strassen fährt. Allein schon für das Fahren im Winter ist der FL2 bestens gerüstet.

Bei einem Leergewicht von gut 2 Tonnen und einer Zuladung von knapp einer halben Tonne möchten wir lieber nicht wissen, wieviel Benzin der 3,2-Liter-6-Zylinder wirklich säuft.
Für den Td4 mit Automat nennt LR Verbräuche von 11,0 und 6,8 Liter (Städtisch / Ausserstädtisch) und 8,5 Liter als Gesamtverbrauch.

Ohne Geländefahrten beliefen sich die Testverbräuche der sffv-Testfahrer auf 9,5 und 10,24 Liter, im gewogenen Mittel 9.82 Liter.
In Bezug auf Gewicht und Fahrleistungen darf das als guter Verbrauch bezeichnet werden.

In der Energieeffizienz ist der Landrover Freelander 2 in der Kategorie D eingeteilt, der CO2-Ausstoss beträgt 224 Gramm pro Kilometer.

Für die Spezialisten einige Angaben zu was möglich wäre: Vorderer Böschungswinkel 31°, hinten 34°, Rampenwinkel 157°, Wattiefe 50 cm, Wendekreis 11,3 Meter, Bodenfreiheit mindestens 21 cm (Vorderachse), max. Anhängelast 2000 Kg.

Zusammenfassung
Mit einer Gesamtlänge von nur 4,50 Meter ist der Freelander 2 tatsächlich sehr kompakt, bietet innen aber viel Platz für Fahrer und Mitfahrer, wie auch für Ladegut (bis 1'670 Lt.).
Der Turbodiesel und das automatische Getriebe (mit Handschaltmöglichkeit) harmonieren sehr gut. 11,2 Sekunden von 0 auf 100 sind genügend; mehr ginge nur auf Kosten des Verbrauchs, der mit 9.82 Liter für ein Fahrzeug dieser Grössen- und Leistungsklasse angemessen ist.

Die Fahrstabilität ist dank des in Bezug auf die Gesamtlänge relativ langen Radstandes (2,66 m) gut, die 18-Zollreifen bieten guten Fahrkomfort.
Die Sitze sind für alle Insassen ausgezeichnet, die Ausrüstung des Fahrzeuges sehr reichhaltig und vollständig.
Verbesserungswürdig ist das Motorstart- und Abstellprozedere.

Sicher ist der Landrover Freelander 2 nicht das Fahrzeug für den normalen Aussendienstler, aber bei heute rund 40% Incentive-Autos (also Geschäftsautos für Leute, die eigentlich gar keinen Geschäftswagen benötigen), finden sich immer mehr Leute, für die dieses Trendmobil genau das Richtige ist.


Der LR FL2 beherrscht sein Metier.

Schlusswort
Erstaunlich: Da wollen junge Grüne die als "Stadtpanzer" apostrophierten Offroader sogar per Initiative verbieten lassen. Über den vor der Garage des zündung.ch-Testers stehenden Freelander 2 haben aber unabhängig voneinander drei junge Damen (ca. 18) verlauten lassen: "Es lässigs Auto!" und "Sag Deinem Vater, er habe ein geiles Auto". J

Für Zündung.ch: Heiny Volkart, Pressechef des Schweizerischen Fahrzeugflottenbesitzer-Verbandes (sffv)

Heiny Volkart betreibt Fleet-Consulting und ein Pressebüro (VOLKARTpress) in Aarburg (h.volkart@bluewin.ch