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amadefries

6. Mai 2023

Turbo-Boost

Cupra | 0 Kommentare

Wie Michael Knight in Notlagen einfach auf den Turbo-Boost-Knopf drücken und wahlweise davonfliegen oder -fahren. Das wär’s, oder? Den Turbo- oder nur schon den Boostknopf sucht man im Cupra Born vergebens. Trotzdem handelt es sich beim Testwagen um die schnellste Version, die sich Cupra Born 58kWh e-Boost nennt. Richtig, das ist der kleinere Akku, der […]

Wie Michael Knight in Notlagen einfach auf den Turbo-Boost-Knopf drücken und wahlweise davonfliegen oder -fahren. Das wär’s, oder? Den Turbo- oder nur schon den Boostknopf sucht man im Cupra Born vergebens. Trotzdem handelt es sich beim Testwagen um die schnellste Version, die sich Cupra Born 58kWh e-Boost nennt. Richtig, das ist der kleinere Akku, der die Zeit auf 100 km/h (theoretisch) nochmals um 3 Zehntel verkürzt, Gewichtsersparnis sei Dank.

Böser als ein ID.3, oder?

Doch was ist im Alltag davon zu spüren, dass ich hier die elektrische Speerspitze der sportlichen Spanier bewege? Zunächst ist da die Optik. Gegenüber den braveren Versionen hat man den e-Boost nicht abgegrenzt. Das ist ok, weil schon ein normaler Born keck ausschaut und den Bruder ID.3 etwas dröge wirken lässt. Der uni-graue Lack namens Vapor Grey ist einer von vier Farbtönen aus der Grauskala. Daneben gibt es nur noch Rot und das richtig hübsche Aurora Blue. Doch auch in Grau kommt der Born richtig gut, zumal er sportliche Felgen trägt und die Kupfer-Akzente schön zur Geltung kommen.

Früher Ausstattung, heute Marke, Cupra ist angekommen

Beim ersten Start werde ich dann aber gleich doppelt enttäuscht. Im Normalmodus spüre ich von der Mehrleistung gar nichts, doch der zweite Punkt wiegt noch deutlich schwerer: Bei Brugg gestartet, auf die Autobahn aufgefahren und auf Höhe Lenzburg schon einen Komplettausfall des Mediasystems zu beklagen, das muss man erst mal schaffen. Immerhin: Es startet von selbst neu, verbindet sich auch wieder mit meinem Mobiltelefon. Durchatmen, das kann passieren. Und tatsächlich, für den Rest der Testdauer blieben solche Ausfälle aus. Ich kann mich auf die bequeme Sitzposition auf dem hübsch gestylten Gestühl konzentrieren.

Aerodynamik: Trotz Windschlüpfrigkeit bleibt Raum für eigenständiges Design

Abseits der Autobahn wähle ich den Cupra-Modus, der neben einer sportlicher ansprechender Lenkung und einer spürbar knackigeren Fahrwerksabstimmung auch eine spitzere Gas- bzw. Stromannahme mit sich bringt. Die Rekuperation ist selbst in diesem Modus nicht so stark, dass man auf das Bremsen verzichten könnte. Trotzdem: Der Fahrspass ist allgegenwärtig. Der über 1,8 Tonnen schwere (in Zwickau gebaute) Spanier fliegt auf die Kurven zu und beschleunigt vor allem wieder schnell aus ihnen heraus. Nur in richtig engen Kehren ist der Heckantrieb in Form eines leichten Schwänzelns im sportlichen Sinne zu spüren. Übermässiges Untersteuern ist zum Glück aber auch nicht zu verzeichnen. Alles in allem eine stimmige Kombination, die auch für das Elektrozeitalter durchaus Lust aufs Fahren verspricht.

Yep, die Slider gibt’s auch hier…

Und wie schaut’s mit dem Stromverbrauch aus? Zum ersten Mal konnte ich den Testwagen in der heimischen Tiefgarage laden, weshalb die Fast-Food-Mittage an den Schnellladestationen entfielen. Für mich aber auch für die Born-Batterie bestimmt die gesündere Variante. Die 11kW an Ladeleistung (Wechselstrom) reichen, um über Nacht jeweils wieder auf 100% zu kommen. Im Test genehmigte sich der Born mit den 231 PS 18,2 kWh auf 100 Kilometer, womit er eine halbe Kilowattstunde über dem gemessenen Wert der 204 PS-Version zu liegen kommt. Wobei diese ebenfalls mit dem 58kWh-Akkupaket antrat. Der WLTP-Wert liegt mit 15,3 kWh deutlich tiefer, was aber auch keine Überraschung ist.

Born in the USA? Nein, in Zwickau wird der Cupra gebaut.

Im Alltag kommt die Mehrleistung nur selten wirklich zum Einsatz. Ein dynamisches Herausbeschleunigen da, ein Überholmanöver dort, that’s it. Wäre das mit dem „Boost-losen“ Born merklich anders? Eher nicht. Das Prestige, gegenüber dem ID.3 oder dem schwächeren Born 27 PS mehr unter der Haube zu haben, ist am Ende das Hauptargument. Reicht das, um die 2000 Franken Mehrpreis zu rechtfertigen? Again: Eher nicht. Vielleicht täte Cupra wirklich gut daran, einen Boost-Button, etwas optischen Zierrat oder andere verspielte Nettigkeiten zu integrieren. Sie würden durchaus auch zum Markenimage passen.

Kupfer: Die Trendfarbe findet sich bei Cupra an diversen Orten.

So bleibt der Born auch in der e-Boost-Variante dass, was er auch ohne Zusatzschub schon ist: Die frechere, hübschere und sportlichere Art, einen ID.3 zu fahren. Die Feedbacks sind durchwegs positiv, Design und Grösse kommen gut an. Der Preis ist mit 40’500 als Basis fair, steigt aber beim Testwagen mit Goodies wie dem Glasdach auf 48’550 CHF an. Kein Pappenstiel und doch muss man realistischerweise attestieren, dass der Born in dieser Form durchaus ein Erstauto für ein Paar oder sogar eine Kleinfamilie sein kann. Und dabei noch eines, dass richtig Spass beim Fahren macht.