In sattem Orange erfrischte uns vor drei Jahren der Sportage. Jetzt ist er weiss geworden. Die erwachsenere Farbe steht ihm gut, finden wir. Und der Sportage bestätigt unseren ersten Eindruck auch beim zweiten Mal hinsehen. Nicht dass die Überarbeitung des Erfolgsmodells augenfällig wäre; selbst wenn das Urmodell von 2010 (Typ SL) nebendran stünde, man vermutete dasselbe Auto. Erst beim Türöffnen eröffnen sich neue Welten: Innendrin schliesst der Sportage mit dem neuen Interieur die Lücke zu den jüngsten Kia-Modellen. Schön verarbeitet, angenehm anzufassen und funktional. Silbergrau umrandete Instrumente für Drehzahl und Geschwindigkeit ersetzen das bisherige – etwas nüchterne – Kombiinstrument. Sie sprechen die neue, höherwertig anmutende Kia-Sprache.
Viele „Berührpunkte“ sind feiner geworden. Man spürt die Bemühungen der Südkoreaner, den Weg nach oben in die chice, sportliche Klasse zu erklimmen bei allen wichtigen Bedienelementen: Das Lenkrad ist griffiger geworden, Tasten klicken präzise, und die Tür fällt satt ins Schloss. Zwischen den Rundinstrumenten ein stimmig integriertes Display für Verbrauch und weitere Daten. Auch die Strasse wird anders „berührt“ als bisher: Wir empfinden den Allradler als nach wie vor sportlich und präzise, fühlen uns aber entspannter hinter dem Lenkrad. Frage an Freud: Ist das so, weil auch wir erwachsener geworden sind – oder ist es unser Hirn, das vom überarbeiteten Innenraum beeindruckt verzerrt wahrnimmt? Fakt ist, dass Kia das allradgetriebene Fahrwerk überarbeitet und verfeinert hat.
Den Zweiliter Diesel nehmen wir zwar leiser wahr als bisher, er entfaltet seine 184 PS jedoch noch immer mit demselben Willen wie zuvor. Man ist mehr als angemessen motorisiert, die Sechsgangautomatik lässt die Motorkraft rasch zu den Rädern vor. So fühlt sich das doch fast 1,8 Tonnen schwere Auto leichter an, als es ist. Traktionsprobleme löst der permanente Allradantrieb übrigens souverän, bevor sie entstehen. Ist die befestigte Strasse zu Ende, kommt der Sportage zwar weiter, etwa wenn Schnee liegt oder ein Feldweg befahren wird, taugt aber nicht für die groben Offroad-Ausflüge. Die geringe Achsverschränkung und das fehlende Redukitionsgetriebe verhindern das. Nicht weiter tragisch, fordert das Zielpublikm doch eher ein alltags- und vor allem strassentaugliches Spassgefährt, das sich gelegentlich auf dem Trottoir oder an der Böschung parken lässt
Einfach nur daher zu rollen ist für die meisten Anwender wohl beliebter, als im Kickdown-Betrieb oder abseits der Strasse unterwegs zu sein. Tieftourig und entspannt durch den (asphaltierten) Schweizer Alltag geht es auch, dabei verbraucht der Vierzylinder nach unseren Messungen etwa 7,4 Liter auf 100 Kilometer. Ganz ohne äussere Retouschen liess Kia den Sportage übrigens doch nicht davonkommen: Scheinwerfer und Nebellampen sind neu gestaltet, wie auch die – nun LED beleuchteten – Rücklampen. Der Kühlergrill entspricht nun der aktuellen „Tigernose“-Bildsprache. So schafft der Sportage den Anschluss an die Moderne, die Neuerungen sind gut ins immer noch attraktive Gesamtdesign eingebettet und wirken nicht wie aufgeklebt, wie das bei anderen Modellüberarbeitungen schon vorgekommen ist.
Gefällig kurz gestaltet Kia die Preisliste: In der Schweiz ohnehin nur mit Allradantrieb lieferbar, gibt es den Zweiliter Diesel (184 PS) oder den Zweiliter Benziner (163 PS). Sechsgang Handschaltung oder Wandlerautomatik. Drei Ausstattungslinien – und genau sieben mögliche Aufpreisposten, mit denen man sich eine Rückfahrkamera, das Panoramaglasdach, den Smart Key, die Einparkhilfe, die Klimaautomatik (bei Topversion serienmässig), verdunkelte Scheiben und die Metallic-Lackierung gönnen kann. Wir empfehlen den praktischen Smart Key sowie die Rückfahrkamera. Die Einparkhilfe erscheint wenig praxistauglich, braucht sie doch überdurchschnittlich grosse Parklücken, wie sie in unserer Umwelt wenig vorkommen. Einstiegspreis: CHF 33950. Unser Wagen enthält bis auf die Privacy Verglasung und die Metallic Lackierung alle Optionen und kostet gemäss Liste CHF 50450. Nach wie vor: Sieben Jahre Garantie.
Erhalten geblieben ist das praktische Element, das alle von uns getesteten KIA Modelle verbindet. Einsteigen, losfahren. Nichts fehlt, nichts stört. Und trotzdem durchbricht er automobile Schranken mit seiner unüblichen Gestaltung. Seit der Präsentation sind vier Jahre vergangen. Kia gelingt es mit der Überarbeitung nicht ganz, das Freche und das Radikale in die aktuelle Zeit zu transportieren. Wir denken aber, dass der findige Hersteller mit dem nächsten Modellwechsel den Sportage wieder von Grund auf überzeugend anders machen wird. Wir vermissen das ursprüngliche Modell jedoch nicht, das neue überzeugt mit handfesten Verbesserungen und wirkt höherwertig. Viel zu ändern wäre ohnehin gewagt, ist der Sportage doch beliebt und spricht auf dem Occasionsmarkt eine klare Sprache: Der günstigste Gebrauchte seit Modelljahr 2011 ist noch immer mit über 20000 CHF angeschrieben…