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amadefries

29. Oktober 2016

Vierzylinder, anyone?

Ford | 0 Kommentare

Ja, es gibt den neuen Ford Mustang auch als Vierzylinder. Ja, der wäre viel vernünftiger, etwas günstiger und natürlich deutlich sparsamer als der V8. Ja, er ist mit dem Motor aus dem Ford Focus RS gut motorisiert, bringt es auf 315 PS. Nein, wir möchten ihn trotzdem nicht testen. Denn ein Mustang soll gar nicht […]

Ja, es gibt den neuen Ford Mustang auch als Vierzylinder. Ja, der wäre viel vernünftiger, etwas günstiger und natürlich deutlich sparsamer als der V8. Ja, er ist mit dem Motor aus dem Ford Focus RS gut motorisiert, bringt es auf 315 PS. Nein, wir möchten ihn trotzdem nicht testen. Denn ein Mustang soll gar nicht vernünftig sein. Er soll auch nicht durch seine Sparsamkeit überzeugen. Und er soll schon gar nicht klingen wie ein Hothatch. Wir wollen die V8-Dröhnung. Kriegen wir. Ladies and Gentlemen: The Ford Mustang GT 5.0.

Ford Mustang in Town

Seit 2005 erinnert sich Ford an die Mustang-Vergangenheit. Und genau seit jenem Jahr ist das Wildpferd auch hierzulande wieder beliebt geworden. Doch offiziell über den Ford-Händler lässt sich erst die aktuelle Generation beziehen. Was hat sie drauf, was ihren Vorgängern fehlte?

2einkauf
Beginnen wir beim Design. Ford hat damit aufgehört, eine vergangene Generation in die Neuzeit zu transportieren. Man hat zu einem ganz eigenen und trotzdem sofort erkennbaren Stil gefunden. Richtig sexy steht er nun in seinem RaceRed da. Vor allem das knackige Heck mit diesen herrlichen LED-Streifen sieht schon in der Serie grossartig aus. Die Fans werden sicher nicht nur dort ihre Wege finden, den ‚Stang noch weiter zu verschönern. Vorne gibt es kleinere Scheinwerfer, die erstaunlich ausdrucksstark in die Welt lugen. Die Fastbacksilhouette begeistert auch noch beim x-ten Hinschauen.

3front

Der Freudenspender unter der langen Haube zeigt sich schon ab Standgas erstaunlich drehfreudig. Der Klang ist nicht derart abartig, wie der des hier nicht angebotenen GT350, taugt aber durchaus zum Aufstellen der Fahrernackenhaare. Der darf nun endlich auch haptisch und optisch ein paar Ansprüche stellen. Der Innenraum mag noch nicht auf dem Niveau der Premiumanbieter sein, wirkt aber nicht billig und schaut durchaus ansprechend aus.

Und wie fährt er nun, der neue Mustang? Erstaunlich behände. Wer mit dem kräfteraubenden Kupplungspedal zurecht kommt, kann schon mal einen ansprechenden Start in den Asphalt brennen. Und: Er muss sich nicht vor der ersten Kurve fürchten. Der neueste Ami-Klassiker kommt mit Einzelradaufhängung hinten, gewürzt mit einer präzisen Lenkung. Die könnte ein bisschen mehr Rückmeldung bieten, passt aber grundsätzlich gut zur Attitüde des Sportcoupés. Und auch die Bremsen packen zu, wie es die Recaros gerne dürften. Auch in der neuesten Auflage bleibt klar: Der Mustang mag lieber die langgezogenen Schwünge als die engen Radien auf schmalen Strässchen.

Ford Mustang

Findet man sich trotzdem mal auf einer etwas verlasseneren Gegend wieder, kann man auch noch das überflüssigste aller Features ausprobieren: Line Lock. Voraussgesetzt man findet es in den Tiefen der Menüs und hält die notwendige Reihenfolge ein. Dann lassen sich herrliche Burnouts auf die Strasse malen. Man fragt sich dann fast, ob man nicht doch in die farbig rauchenden Pneus hätte investieren sollen. Hätte man nicht, denn die Funktion versteckt sich wohl nicht zufällig in den TrackApps. So richtig gesund kann das für das Auto nicht sein, oder?

6interieur
Hat man die temporäre Pubertät also wieder überwunden, blickt man mit Erstaunen auf das Preisschild. Für 53’600 Franken erhält man einen durchaus komplett ausgestatteten Cruiser, der es auch mal so richtig fliegen lassen kann. Der Basispreis für den V8 läge sogar nochmals 4000 Franken tiefer. Er wird aber durch die Positionen Navi, Recaro-Sitze und die Parddistanzsensoren hinten erhöht. Rücksitze wären zwar vorhanden, dienen aber typischerweise als grosse Ablageflächen. Der Kofferraum ist mit 408 Liter durchaus ausreichend.

Aber Moment, Mustang und Kofferraumvolumen? Jetzt läuft irgendetwas ganz falsch, oder? Ist er denn nicht mehr das ungezähmte Wildpferd, das uns mit seinem Charme in den Bann zieht? Ist er nicht die unvernünftige Wahl des Mitdreissigers, der noch eben zum Golf R Kombi rübergeschaut hatte? Jein. So spektakulär sein Äusseres, so verhältnismässig zahm gibt sich der neue Ford Mustang GT 5.0 im Alltag. Selbst der Testverbrauch von 11,8 Liter ist schon fast mehrheitsfähig, zumal er tatsächlich 1,7 Liter unter der Werksangabe liegt. Das ist zwar praktisch und auch erfreulich, nimmt ihm aber ein bisschen von der vormals so geschätzten Verschrobenheit. Man muss kein Lederjackentyp mit Weisskopfadlertattoo mehr sein, um ihn zu mögen und zu fahren. Der Mustang ist in der Normalität, ja im Mainstream angekommen. Und wie wir wissen, lauert dort immer schon die Beliebigkeit.

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Aber dann steigt man aus und schaut auf diese legendäre Form. Und es wird einem klar, das ist kein beliebiges Auto. Das ist einfach der beste Mustang, den es je gegeben hat. Er schaut nun nicht mehr nur gut aus, sondern fährt auch so. Mit zeitgenössischer Technik und einer durchaus akzeptablen Verarbeitung hat er den Abstand zur europäischen Coupé-Konkurrenz verkleinert. Dazu ist er preislich sehr attraktiv. Vor allem aber hält er den Mythos durch die Optik, den V8-Sound und die schiere Lust am Cruisen am Leben.