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amadefries

5. März 2016

Vulkanrote Versuchung

Lexus | 0 Kommentare

Wow, was ist denn für eine Farbe?! Lexus bewegt sich definitiv weg vom Image der grauen japanischen Maus. Im schönen Winterlicht leuchtet das Vulkan-Rot herrlich. Der RC-F gibt sich gar nicht erst Mühe, nicht aufzufallen. Im Gegenteil. Ohne übertriebene Verspoilerung ist doch jedem Beobachter auf den ersten Blick klar: Hier kommt ein böses Auto. Vorne […]

Wow, was ist denn für eine Farbe?! Lexus bewegt sich definitiv weg vom Image der grauen japanischen Maus. Im schönen Winterlicht leuchtet das Vulkan-Rot herrlich. Der RC-F gibt sich gar nicht erst Mühe, nicht aufzufallen. Im Gegenteil. Ohne übertriebene Verspoilerung ist doch jedem Beobachter auf den ersten Blick klar: Hier kommt ein böses Auto.

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Vorne grüsst der Diabolo-Grill mit seinem grossen Maul. Mutig geschwungene Kotflügel führen zu einem richtig knackigen Hinterteil. Die Auspuffrohre sind gestapelt, was perfekt ins nach Aufmerksamkeit heischende optische Auftreten passt.

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Gerade ideal sind die Bedingen nicht für  einen Test eine heckgetriebenen Autos. Bei Minustemperaturen droht das V8-Coupé zur Heckschleuder zu werden. Doch bevor ich hier wild mutmasse, wird der 5-Liter zuerst mal zu Leben erweckt. Mit einem herrlich sonoren Brummen macht sich die altmodische Maschine bemerkbar. Altmodisch? Seien wir ehrlich: Wer baut heute noch reine Saugmotoren, die derart grossvolumig sind und sogar auf minimste Spritpargeschichten wie Start-Stopp verzichten? Eben. Aber irgendwie ist mir dieser Dino einfach sympathisch.

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Wer hinter dem Lenkrad Platz nimmt und den Sitz ganz nach unten stellt, wird sehen, dass er nicht wahnsinnig viel sieht. Die Wölbung der Haube, die hochgezogene Gürtellinie, der hochfahrende Heckspoiler, die breiten C-Säulen. Ein Übersichtswunder schaut anders aus. Aber wir wollen ja fahren. Den Schaltknüppel in D und losgerollt. Im RC-F lässt sich neben dem, was sich bei BMW Fahrerlebnisschalter nennt, noch ein weiterer Knopf zur Fahreinstellung drücken. Das Differenzial kann die Drehmomentverteilung für eine Slalomfahrt oder den Spass auf der Rundstrecke verändern. So liesse sich das Gefährt also noch weiter schärfen. Wer dann noch den Lexus Drive Selector auf Sport+ schaltet und ESP ausschaltet, begibt sich definitiv in den Hochrisikobereich. Bei den herrschenden äusseren Bedingungen habe ich mich weitgehend auf das Auskosten der Längsdynamik beschränkt. Immerhin würden 106’000 CHF fällig, würde der rot glänzende Zweitürer im Graben landen.

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Die 477 PS schieben gewaltig – wenn sie dann mal in die Gänge kommen. Es scheint fast so, als läge zwischen meinem Gasfuss und dem mächtigen Achtender eine flauschige Lage Pulverschnee. Selbst im Sport+-Modus hängt er nicht so am Gas, wie ich mir das wünschen würde. Klar, auf den Kickdown-Befehl geht es zackig voran, die Bissigkeit fehlt im ersten Moment aber total. Dann, wenn der Zeiger auf etwa 4500 liegt, wird es mit einem Mal viel lauter. So als würde ein Kleinkind mit dem Volumenregler spielen. Wenn das gutes Sounddesign sein soll, weiss ich auch nicht. Das kann man beispielsweise bei BMW deutlich besser.

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Aber zum Glück ist die fette 800-Watt Mark Levinson Audioanlage an Bord. Der gute Sound kommt also dann doch noch aus den Boxen. Finde ich jedenfalls. Schliesslich mag nicht jeder die Stimme von James Bay. Gemütlich cruisen und dabei jederzeit wissen, dass man könnte, wenn man denn wollte. Dabei geniesse ich die präzise Lenkung, das sportliche Fahrwerk mit angenehmem Restkomfort und die bequemen Sitze. Nicht ganz in die komfortable Landschaft passt das nicht mehr taufrische Infotainment. Grafik und Bedienung wirken angestaubt. Die Spotify-App wird nicht sauber erkannt. Das Touchpad funktioniert gut, wobei ich mich trotzdem frage, ob das Konzept an sich für die Fülle der Funktionen das richtige ist.

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Das Konzept des ganzen Autos ist mir irgendwie auch ein wenig schleierhaft. Auf der einen Seite ist da das extrovertierte Äussere, dann das fast schon kuschlige Interieur und obendrauf die etwas verschlafene Reaktion des Getriebes. Ein Sportwagen will der RC-F dem Vernehmen nach zwar irgendwie sein, am Ende fehlt es aber an der Konsequenz. Noch ein paar Klicks mehr an Komfort und man könnte von einem Juniorbentley reden. So wie er jetzt ist, erinnert er mich aber vielmehr an die älteren AMG vom Schlage eines E50 oder CLK55, die wiederum als sowas wie moderne Interpretation des Musclecar-Themas durchgehen.