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zuendung

13. Februar 2011

Was lange währt …

Nissan | 0 Kommentare

Nissan LEAF: Was lange währt … Der lange angekündigte LEAF, das Elektroauto von Nissan, kommt nun definitiv auf die Strasse. Er kann ab sofort reserviert werden und wird ab Mitte 2011 ausgeliefert. Über das Erscheinungsbild, das Design, kann man in guten Treuen streiten, aber der Leaf bietet Platz wie ein "normales" Auto. Bereits 1947 baute […]

Nissan LEAF: Was lange währt …

Der lange angekündigte LEAF, das Elektroauto von Nissan, kommt nun definitiv auf die Strasse. Er kann ab sofort reserviert werden und wird ab Mitte 2011 ausgeliefert.


Über das Erscheinungsbild, das Design, kann man in guten Treuen streiten, aber der Leaf bietet Platz wie ein "normales" Auto.

Bereits 1947 baute Nissan erste Elektrofahrzeuge. Seit 1996 erschienen viele weitere Nissan EV, zuletzt der LEAF. Und der ist jetzt fertig und soll in vorerst mal 50‘000 Stück pro Jahr verkauft werden.
Das vollwertige Fahrzeug mit Zero-Emission-Antrieb wird seit Dezember in Japan und den USA ausgeliefert, wo bis Oktober schon 26‘000 Vorbestellungen vorlagen. Die Schweiz wird ab Mitte 2011 als fünftes europäisches Land beliefert. In Europa gibt es 13‘000 Interessenten.

Auf den Schweizer Preis von 49‘950 Franken gibt es keinen staatliche Beitrag, in einzelnen Kantonen vielleicht eine vergünstigte Verkehrssteuer. In sehr vielen Ländern zahlt aber der Staat namhafte Vergünstigungen an den Kaufpreis, in der Regel um die 5‘000 Euro. Dort liegen die Verkaufspreise dann im Schnitt noch bei 30‘000 Euro.

Was ist das, der LEAF?
Der LEAF erfüllt die gemäss Nissan fünf wichtigen Kriterien positiv: sauber, Reichweite, sicher, Infrastruktur, erschwinglich.
Die 5-türige Schräghecklimousine ist 4,45 m lang, 1,55 m hoch und 1,77 m breit. Das Leergewicht von 1‘595 Kg ist relativ hoch, die Zuladung von 400 Kg aber sehr gut. Der Kofferraum fasst 330 Liter bis 680 Liter (VDA). Der LEAF entspricht punkto Ausstattung einem konventionellen Auto. Alles ist serienmässig, z.B. ABS und ESP, Radio, Heizung und Klimaanlage auch, schützende Struktur ist vorhanden. Die Sitze sind bequem, doch hinten möchte man nicht unbedingt lange zu Dritt sitzen.


So hängt der LEAF am der Ladestation – oder einfach an der Steckdose.

Angetrieben wird der LEAF von einem Wechselstrom Synchronmotor, der 80 kW (109 PS) leistet. Das maximale Drehmoment von 280 Nm (ab 0 bis 2‘730 RPM) verhilft dem relativ schweren Leaf zu ansprechenden Fahrleistungen. 11,9 Sekunden benötigt er für den Paradesprint von 0 auf 100, der Anzug beim Ampelstart oder beim Überholen im Stadtverkehr ist aber beeindruckend.

Die 48 Lithium-Ionen-Batteriemodule zu je 4 laminierten Zellen sind hinten unten angebracht, wo sie nicht stören. Die flache Gestaltung ermöglicht mehr Leistung bei weniger Grösse. Nach Ablauf der 5-jährigen Garantie sollen sie immer noch 80% der ursprünglichen Leistung abgeben und müssen noch lange nicht ersetzt werden.

Geladen wird daheim an jeder 230V/16A-Steckdose. Spezielle Schnellladestationen ermöglichen ein Laden auf 80% innert 30 Minuten. In Portugal, wo die Pressevorstellung des Leaf stattfand, gibt es bereits 1‘380 öffentliche Ladestationen und 50 Schnellladestationen. Nissan hat mit Regierungen und Städten auf der ganzen Welt bereits 80 Abkommen geschlossen bezüglich Infrastruktur.


Der Kofferraum ist etwas zerklüftet, bietet aber klassenüblichen Platz.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt völlig genügende 140 Km/h. Die Reichweite hängt von der gefahrenen Geschwindigkeit, der Topographie, Heizen und Kühlen und der Fahrweise ab. Die von Nissan genannten 160 Km können auch 220 Km sein oder nur 76 Km, wenn bei 35° Aussentemperatur mit laufender Klimaanlage ein 81 Km/h-Schnitt gefahren wird oder bei 20° Wärme und abgeschalteter A/C nur mit 60 Km/h. Die Realität ist dazwischen, aber auf den Testfahrten hat sich gezeigt, dass 120 bis 160 Km durchaus real sind.

Unsere Verbräuche im Stadtverkehr von Lissabon lagen je nach gefahrenem Parcours zwischen 18 und 22 kWh auf 100 Km, Go and Stop und über Stadtautobahnen. Gemäss Malo LeMasson von Nissan dürfte der LEAF durchschnittlich 23,5 kWh pro 100 Km verbrauchen (je nach Gegend kostet der Nachtstrom dafür 2 bis 3 Franken).
Batterie prüfen, Klimaanlage oder Heizung einschalten, wenn der Wagen noch am Netz hängt, kann man vom iPhone aus, damit spart man dann Energiebezug aus der Batterie und erhöht damit die Reichweite. Abgesehen davon, dass ein vorgekühltes oder vorgewärmtes Auto sehr angenehm ist.


Die sparsamsten Tester waren wir nicht. Aber nach rund 50 Km Lissaboner Stadtverkehr zeigte der Compi noch 126 Restreichweite, bezogen auf die bisherige Fahrweise (Verbrauch ca. 22 kWh/100 Km)

Kaufen oder Leasen
In Europa bietet Nissan interessante und unterschiedliche Finanzierungsmodelle an. In der Schweiz kooperiert Nissan mit LeasePlan, die über 100 LEAF kaufen und diese ihren Kunden in 13 europäischen Ländern, darunter der Schweiz, anbieten. Auch damit wird die Verbreitung des LEAF gefördert. Ein bescheidener Anfang, bezogen auf die 50‘000 Stück, die pro Jahr verkauft werden, aber immerhin macht einer der ganz grossen Player im Flottenleasing den Anfang.

Fazit
Der LEAF ist fertig und kann gekauft werden. Vollwertiges Familien- oder Geschäftsauto mit völlig genügenden Fahrleistungen und einer Reichweite, die den Bedürfnissen von 80 bis 90% aller Fahrten entspricht. Der vergleichsweise hohe Kaufpreis muss insofern relativiert werden, da die Betriebskosten sehr viel tiefer sind als bei einem konventionellen Auto. Allein die Treibstoffkosten betragen ja nur einen kleinen Bruchteil eines Benziners oder Diesels.

Text und Fotos Heiny Volkart
VOLKARTpress