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zuendung

4. Oktober 2010

XXL-Kiste

Fiat | 0 Kommentare

Als in den Siebzigern der Fiat Panda auf den Markt kam, wurde er als die „freche Kiste“ beworben. Demnach träfe auf den vor kurzem erschienenen Fiat Doblo nur die Bezeichnung „freche Kiste XXL“ zu. Gerade wurde die Cargo-Version, die knapp einen halber Meter länger ist als die PW-Kombivariante (nämlich 4,74 Meter statt 4,39 m), zum […]

Als in den Siebzigern der Fiat Panda auf den Markt kam, wurde er als die „freche Kiste“ beworben. Demnach träfe auf den vor kurzem erschienenen Fiat Doblo nur die Bezeichnung „freche Kiste XXL“ zu. Gerade wurde die Cargo-Version, die knapp einen halber Meter länger ist als die PW-Kombivariante (nämlich 4,74 Meter statt 4,39 m), zum „Van of the year 2011“ gewählt. Grund dafür war unter anderem die Vielfalt der Ausführungen bezüglich Motorisierung, Radstand und Aufbau. Dies steht bei der PW-Version, die wir für einen über 2000 Kilometer umfassenden Testzeitraum zur Verfügung hatten, naturgemäss nicht in diesem Ausmass zur Verfügung, wählen kann man dennoch zwischen zahlreichen Ausstattungen und Motorisierungen. Der Testwagen kam mit dem derzeit stärksten lieferbaren Diesel (99 KW/135 PS) und hört auf den klangvollen Namen „ Doblo 2.0 JTD Mulitjet Emotion“.


Der Doblo als PW-Kombi zielt auf Familien und Freizeit(trans)sportler

Ein deutscher Kollege schrieb in einem der ersten Testberichte über den neuen Doblo, dass man mit ihm, vor dem Haus abgestellt, durchaus das Haus dahinter glatt verdecken könne. Nun, ganz so extrem ist es nicht – aber das Vorgängermodell wirkt gegen den neuen Doblo schon recht schmächtig.
Der Neue ist an die 1,90 m hoch und fast genau so breit – ohne Spiegel. So ist auch diese Breite das erste, an das man sich gewöhnen muss – zum Beispiel bei engen Parklücken. Ist das einmal gelungen, freut man sich über das luftige Gefühl innen, den vielen Platz, die übersichtliche Sitzposition und- vor allem – die enorme Ladekapazität. Denn der Doblo geht auch gewichtsmässig nicht so leicht in die Knie: einem Leergewicht von knapp 1,6 t steht immerhin noch eine Beladungskapazität von etwa 500 Kilogramm gegenüber – das reicht für den Grosseinkauf oder auch mal für das Sofa aus dem Möbelmarkt- sofern es nicht zu lang ist.


Auch das Ladeabteil kommt in „XXL“

Doch wie fährt er sich? 135 PS klingen schon mal ganz gut; auch 320 Nm max. Drehmoment bei 1500 Upm lassen auf bärige Kraft schliessen. Die ist wohl auch vorhanden, doch leistet sich der Diesel zunächst eine deutliche Anfahrschwäche und ist auch danach akustisch immer präsent. Das Sechsganggetriebe lässt sich ordentlich und bequem per Joystickknüppel durchschalten, die Bedienung erfolgt intuitiv und gibt keinerlei Rätsel auf. Einmal in Fahrt (Vmax. wird mit 179 km/h angegeben), fährt er sich problemlos, durch die kastenartige Karosserieform lassen sich natürlich Windeinflüsse (in Form von Geräuschen oder auch Seitenwindempfindlichkeit) nicht ganz vermeiden. Etwas störend wirkte beim Testwagen ein leichtes Ruckeln im Bereich zwischen 1500 und 2000 Touren – als ob sich der Turbolader nicht entscheiden könne, ab wann er denn nun aktiv werden und eingreifen solle. Bei normaler Fahrt auf gerader Strecke liegen bei 2500 Touren schon knapp 125 km/ h an- und das bei recht moderatem Verbrauch: auf der gesamten Testdistanz im gemischten Betrieb kamen wir auf ca. 6,8 l/100 km. Das liegt zwar deutlich über den vom Werk angegebenen 5,6 l im Schnitt (für den reinen Stadtverkehr werden 6,5 l angegeben), ist aber für ein Fahrzeug dieser Grösse und Ausmasse dennoch durchaus in Ordnung.


Fast quadratisch und gut zu beladen, die Abdeckung ist kein Rollo, sondern eine klappbare Platte

Sparsames Fahren möchte Fiat im Doblo unter anderem durch eine Start-Stopp-automatik sowie eine Hochschaltanzeige unterstützen. Diese fordert aber konsequent selbst dann noch zum Hochschalten auf, wenn der Fahrer instinktiv eher herunterschalten möchte, um die Zugkraft zu erhöhen – aber man muss das ja nicht sklavisch beachten…

Grobe Kritikpunkte fanden wir beim neuen Doblo nicht. Aussen fiel nur auf, dass es zwar eine umfangreiche und reichlich bemessene Kunststoffbeplankung gibt, aber keinen eigentlichen Stossfänger. Der Kunststoff setzt sich auch im Innenraum fort, wirkt allerdings etwas griff- und staubempfindlich. Ach ja, noch ein Wort zur Ablage über der Frontscheibe: prima gedacht (Ablagen kann man bekanntlich nie genug haben) – aber was hier an Kleinteilen verschwindet, findet man unter Umständen bis zum Verkauf des Fahrzeugs nicht wieder.


Reichlich Kunststoffbeplankung aussen

Der praktische Nutzen im Alltag steht beim neuen Doblo ganz klar ganz oben auf der Prioritätenliste. Bei der Optik scheiden sich die Geschmäcker: man mag ihn oder man mag ihn eben nicht. Der Testwagen stand mit 31.790 Franken zu Buche, inklusive Metalliclackierung, Parksensoren und vollwertigem Reserverad. Das ist durchaus nicht wenig – aber man bekommt dafür neben der stärksten Motorisierung auch ein grosses, geräumiges, familien- und freizeittaugliches Auto.

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