zuendung

10. Juli 2006

Yeah Baby!

Ford | 0 Kommentare

Klar, wer seine Grossmutter regelmässig ausführt, schafft sich wohl besser keinen Mustang an. Es sei denn, die Grandma sei rockin' oder aber die Ausfahrten sollten ein baldiges Ende nehmen. Grossmütter sehen ihre Enkel und Enkelinnen lieber in VW Beetle, Twingo oder in anderer weisser Ware. Der Mustang aber wirft den Lenker in die böse-Jungs-Schublade. Allein […]

Klar, wer seine Grossmutter regelmässig ausführt, schafft sich wohl besser keinen Mustang an. Es sei denn, die Grandma sei rockin' oder aber die Ausfahrten sollten ein baldiges Ende nehmen. Grossmütter sehen ihre Enkel und Enkelinnen lieber in VW Beetle, Twingo oder in anderer weisser Ware. Der Mustang aber wirft den Lenker in die böse-Jungs-Schublade.

Allein die Farbe Schwarz zeugt ja nicht gerade von Unschuld. Auf die Form des 'Stangs aufgetragen, verliert schwarz jegliche Unschuld. Gut so, finden wir, und fühlen uns auch dann nicht schuldig, wenn die Reifen qualmen, der Auspuff bellt und Kurven mit kingsize Gegensteuer durchschwommen werden. Wo der Mustang GT anrollt, wenden sich die Blicke ab. Unser Test auf einem Schulhof beweist die Schuld, die dieser Legende ansteht: Wir bemühen uns den Wagen sanft und leise vor dem Schulhaus zu parken. Vergeblich. Eine Mutter, die gerade ihr Kind von der Schule abholt, nimmt dieses an der Hand und beschleunigt ihren Gang – weg vom Mustang. Eine andere Mutter hält schützend ihre Hand vors Kindergesicht. Wäre der Renault Scénic vom Hausabwart vorgefahren, niemand hätte sich darum geschert.

Der Mustang lebt in einer Nische. Er kommt nicht offiziell nach Europa, lediglich einige Händler, wie die Garage Bütikofer in Oberwinterthur bringen ihn auf unsere Strassen. Bütikofer hat den schwarzen Testwagen mit dem 4.6 Liter V8, 300 PS und Handschaltung geordert. Great Sportscar, denkt es sich beim ersten Rendez-vous. Der Achtzylinder mit je einer obenliegenden Nockenwelle pro Zylinderbank packt im unteren Drehzahlbereich ordentlich zu. Und sobald warm, zieht er auch bei höheren Touren. Passend ist der Sound dazu, für unseren Geschmack allerdings sitzt mindestens ein Schalldämpfer zu viel in der Leitung. Eine ordentliche Auspuffanlage nachzurüsten gäbe dem Mustang auch die akustisch "scharze" Erscheinung.

Der Grundschuld bewusst, fährt es sich nun richtig. Cruisen verboten. Nie einen zu hohen Gang einlegen, sonst schwindet die V8-Stimme. Beim Verlassen des Kreisverkehrs müssen die Reifen mindestens wimmern. Und um das Tüpfchen aufs i zu setzen: Beim Aussteigen in public gilt Tenue Lederjacke, Ray Ban und Gelglanz. Nur so lässt sich das fiese Image aufrechterhalten. Wir tun unser Möglichstes und schmeissen die 1,7 Tonnenmaschine von Ecke zu Ecke. Unvergleichbar mit M3 und Co., das Fahrgefühl ist very 60ies –

zum Beispiel aufgrund der hinteren Starrachse. Aber warum eigentlich daran rumnörgeln? Sie und andere echte Amizutaten verleihen ihm das originale, etwas schwammige Fahrgefühl. Die Pedale sind weit auseinander, die Schaltung braucht viel Bewegung, und das Lenkrad dreht leicht wie Butter. Up to European standards ist die Legene nicht. So sieht das Armaturenbrett zwar heiss aus, besteht aber aus billigen Materialien.
To hell with it, jeder von uns trägt ein Stück bad guy in sich. Um das auszuleben braucht's den Mustang. Und zwar in schwarz. Und genau das ist es, was den Mustang echt macht. Er ist eine Zeitmaschine, die einen für knapp 60'000 Franken in die geilste aller Autozeiten schiesst.