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zuendung

27. Juli 2006

ZZ – Ohne Top

Nissan | 0 Kommentare

Als Japaner hat man es nicht leicht. Man verliert ständig sein Gesicht, muss sich dauernd verbeugen, muss beim Essen mit albernen Stäbchen hantieren, und wenn man den erfolgreichsten Sportwagen der Welt baut, nimmt ihn keiner wahr. Zumindest nicht in Europa, erst recht nicht in Deutschland. Der Nissan 350Z kommt zwischen Schweden und Sardinien einfach nicht […]

Als Japaner hat man es nicht leicht. Man verliert ständig sein Gesicht, muss sich dauernd verbeugen, muss beim Essen mit albernen Stäbchen hantieren, und wenn man den erfolgreichsten Sportwagen der Welt baut, nimmt ihn keiner wahr. Zumindest nicht in Europa, erst recht nicht in Deutschland. Der Nissan 350Z kommt zwischen Schweden und Sardinien einfach nicht in Schwung. Zuendung.ch wollte wissen warum und hat sich einen 350Z besorgt – als Roadster, schließlich ist ja Sommer.


Offen: Die bevorzugte Aggregatszustand des 350Z Roadster.

Der Zweisitzer schaut schon ein bisserl nach Muckibude aus, weniger der durchtrainierte Athlet, eher der breite Bodybuilder. Sogar die 18 Zoll großen, Gewichts reduzierten Rays-Leichtmetallräder verstecken sich geradezu japanisch-schüchtern unter den üppigen Kotflügel-Wölbungen. In kräftigem Z-Blau-Metallic gewandet – ja, die Farbe heißt wirklich so – bleiben jedoch so manche Blicke der europäischen Langnasen am Nissan kleben wie die Frühlingsrolle am Gaumen. Ach ja, ein Verdeck hat er ja auch, eines aus Stoff sogar, wie es sich für einen Roadster gehört. Kinderleicht per Knopfdruck und Zentralverschluss-Griff zu bedienen und in Anbetracht von Außentemperaturen jenseits der 30 Grad weiterhin keinerlei Erwähnung wert. Zudem gelingt der Einstieg bei geöffneten Dach für große Fahrer (und Beifahrerinnen) weitaus würdevoller als mit übergezogener Kapuze.


Geschlossen: Ein richtiger Roadster trägt Stoffmütze.

Die mit einem netzartigen Stoff bespannten Sportsitze passen wie ein guter Turnschuh und auch der Verstellbereich von Sitz und Lenkrad ist ausreichend bemessen. Gestartet wird mit einem klassischen Zündschlüssel, der obendrein auch noch wie einer aussieht – Dörrpflaumen und Starterknöpfe gibt's im Z nicht. Viel wichtiger ist, was eine Schlüsseldrehung in Gang setzt: Den auf mittlerweile 301 PS gepushten 3,5 Liter großen V6. Allein die Klangkulisse im Leerlauf lässt das serienmäßige Bose-Soundsystem völlig vergessen. Ein tief spratzelndes Brummen quillt aus den beiden dicken Endrohren hervor. Noch audiophiler wird's freilich beim Beschleunigen. Wenn die sechs Gänge durchgerissen werden, ebenfalls ganz oldschool, so richtig mit Kupplung und so, trompete es aus dem Heck, als säße eine Hundertschaft Alphornbläser im Kofferraum.


Kraftwerk: Der V6 ist ein Sauger nach klassischem Strickmuster.

Laut Werk müssten wir nun nach 6,3 Sekunden die 100 Km/h-Marke passiert haben. Glauben wir es Nissan. Vielleicht sind es auch 6,5 Sekunden, Leistung hat der 350Z für einen offenen Zweisitzer jedenfalls reichlich. Der Frontmotor dreht zudem gerne und viel, selbst wenn man einmal das Schalten vergisst, steht mit 353 Newtonmeter eine gute Portion Drehmoment parat. Durch fleißiges Schalten und Walten bekommt man jedoch die volle Sound-Bandbreite zu Gehör und auch das letzte Quentchen Leistung presst der V6 eben erst jenseits der 6000 Umdrehungen aus seinen Brennräumen. Dabei trötet der Sechsender so Herz zerreißend vor sich hin, das jede Faser der Sitze vibriert. Herrlich. Und außerdem ist der Z-Roadster ein Sportwagen. Deshalb verzeihen wir ihm auch den nicht wirklich seidenweichen Motorlauf. Das Getriebe indes dürfte schon ein wenig leichter zu bedienen sein, allein um der Schaltgeschwindigkeit willen. Die Sechsgangbox gebärdet sich zuweilen etwas kratzbürstig.


Kommandostand: Die Materialien sind nicht besonders hochwertig.

Etwas härtere Saiten zieht Nissan natürlich auch beim Fahrwerk auf. Landstraßen dritter Ordnung erschüttern den Aufbau bis ins Mark, die 18-Zöller poltern munter von Schlagloch zu Schlagloch. Auf weniger kariösen Straßen legt das Setup allerdings genau jene Portion Straffheit an den Tag, wie es ein Sportler nach klassischem Zuschnitt – Motor vorn, Antrieb hinten – braucht. Die Abstimmung der Feder-Dämpfer-Einheiten lässt eine gute Rückmeldung zu und ermöglicht so einen gezielten Gasfuß-Einsatz. Die Servo unterstützte Zahnstangenlenkung lässt hingegen jene extra Prise Präzision vermissen, die den Z zum kurvengeilen Slotcar macht.


Metall: Hinter den Rays-Felgen stecken Vierkolben-Brembos.

In diesem Punkt verliert der Japaner beispielsweise einem BMW Z4 gegenüber sein Gesicht. Das gilt im Übrigen auch für die Haptik der verwendeten Materialien. Der BMW ist hier weißgott nicht der letzte Schluss, doch das Plastik im Z geht gar nicht. Zumal Nissan auch gut 40.000 Euro für den Roadster aufruft. Möglicherweise ist das einer der Gründe, warum der deutsche Roadster-Käufer den 350Z nicht auf seiner Einkaufsliste stehen hat.