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zuendung

12. Juni 2005

Arbeiten? So machts Freude!

Saurer | 0 Kommentare

Es soll schon vorgekommen sein, dass Chauffeure ihren linken Fuss verloren haben. So streng geht die Kupplung des L4C. Zumindest kommt einem dieser Gedanke, während man mit gedrückter Kupplung über längere Zeit in einer Kolonne warten muss. Ein gezielter Ruck mit der linken Hand lässt den ersten Gang einrasten. Der Ganghebel kennt kein Spiel, erfordert […]

Es soll schon vorgekommen sein, dass Chauffeure ihren linken Fuss verloren haben. So streng geht die Kupplung des L4C. Zumindest kommt einem dieser Gedanke, während man mit gedrückter Kupplung über längere Zeit in einer Kolonne warten muss.

Ein gezielter Ruck mit der linken Hand lässt den ersten Gang einrasten. Der Ganghebel kennt kein Spiel, erfordert dafür beherzte Schaltmanöver. Der CT2D-Sechszylinder heult auf. Jeder einzelne Kolbenschlag produziert so viel a) Lärm, b) Vibrationen und c) Vortrieb, dass es eine Freude ist. Mit Zwischenkuppeln und einem weiteren Gangwechsel geht es zügig vorwärts. Dann folgt der Halbgang. Den gusseisernen Hebel am Lenkrad nach unten ziehen wählt den halben Gang vor. Beim nächstem Mal Kuppeln klickt er in Aktion – und wieder Gas, und wieder schalten, bis die 8 Gänge bei 72 km/h ausgereizt sind.

Bei Maximaltempo nageln die sechs Töpfe willig vor sich hin. Wie laut sie wirklich ihre Arbeit verrichten, stellt sich erst nach einer längeren Fahrt heraus. Dann nagelt es im Kopf noch lange weiter, selbst wenn man bereits im Bett liegt…
Gütigerweise staffierte der Erstbesitzer bei der Bestellung im Jahre 1950 den Lastwagen mit einer Lenkhilfe aus. Das macht den Dreh am weissen Lenkrad jedoch noch lange nicht zur Übung für den kleinen Finger, Muskelkraft ist gefragt. Der Überländer ist wendig, gerade weil er nur 2,3 Meter breit ist und nicht so lang wie seine modernen Verwandten.

Auf Steigungen bleibt das Gaspedal bald ganz unten. Das lässt den Auspuff eine klare Sprache reden. Einerseits akustisch, andererseits optisch mit einer leichten schwarzen Fahne. Erstaunlich ist jedoch, dass sich die wenigsten Passanten daran stören. Der Anblick des schön restaurierten Saurers von 1950 bereitet ihnen Freude. Gut so, schliesslich wurde der Saurer bei seiner Restaurierung vor etwa zehn Jahren bewusst im modernen "Wegmüller Minzgrün" lackiert und mit Werbeaufschrift versehen.

Bergab ergeben sich keine Probleme. Die Motorbremse verzögert effektiv, toller Brummsound inklusive. Stellt man sich allerdings vor, auf der Ladebrücke lägen einige nasse Holzpakete, und hinten am Haken hinge ein genauso schwer beladener Zweiachsanhänger, ginge die Bergabfahrt wohl etwas gemächlicher vor sich. Speziell auf Passfahrten wie zum Beispiel über den Brünig wäre Schritttempo wohl eher angemessen, um die Radbremsen nicht zu überhitzen. Die Fussbremse verlangt ohnehin bereits im unbeladenen Zustand starken Druck. Im Saurer L4C ist noch ein konventionelles, mechanisches Fusspedal verbaut. Erst in späteren Modellen kamen dann reine Luftbremsen mit leicht zu bedienendem Trittplattenventil zum Einsatz.
Darf Saurerfahren aufgrund der kraftaufwändigen Bedienung somit als Sport gewertet werden?
Ich bin für ja, schliesslich macht es ja auch riesig Spass!