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zuendung

21. Juli 2005

Schiebung!

Peugeot | 0 Kommentare

Freitag, später Nachmittag, der Feierabend naht. An diesem Wochenende liegen gut 1.200 Kilometer, ein IKEA-Besuch und ein Open-Air-Festival vor mir. Mein Sherpa bei diesen Unternehmungen: Ein Peugeot 1007 Prémium HDI 70. Sperriger Name, ebenso sperriges Design. Ein bisschen verschroben wirken die Proportionen schon, ich muss unweigerlich an das Lancia Kappa Coupé denken. Beim Peugeot ist […]

Freitag, später Nachmittag, der Feierabend naht. An diesem Wochenende liegen gut 1.200 Kilometer, ein IKEA-Besuch und ein Open-Air-Festival vor mir. Mein Sherpa bei diesen Unternehmungen: Ein Peugeot 1007 Prémium HDI 70. Sperriger Name, ebenso sperriges Design. Ein bisschen verschroben wirken die Proportionen schon, ich muss unweigerlich an das Lancia Kappa Coupé denken.

Beim Peugeot ist es nicht das Missverhältnis von Radstand und Karosserieüberhängen, dass auffällt. Vielmehr wirkt der 1007 wie ein 807, dem man die Hecktüren direkt an die A-Säule geschweißt hat. Nur so aus Spaß, weil der Bordeaux vom Vorabend noch Wirkung zeigte. Daraus ergeben sich zwei Van-Vorteile beim nur 3,73 Meter langen 1007: Zum einen der einfache Einstieg durch die elektrischen Schiebetüren, zum anderen die hohe Sitzposition mit der üppigen Kopffreiheit. Nachteile: Beim ersten Entern durch die Sesam-öffne-dich-per-Fernbedienung-Portale stellt man sich an wie der erste Mensch. Keine aufschwingende Tür, an der man sich festhalten kann.

Irgendwie plumpst man dann in die fluffigen, etwas klein geratenen Sitze. Ich wähnte mich am folgenden Montag schon beim Orthopäden, doch auf keinem Kilometer musste mein Rücken leiden. Überhaupt ist der Langstrecken-Komfort des Wenn-ich-groß-werde-bin-ich-ein-Siebensitzer-Peugeot mehr als beachtlich. Doch dazu später mehr. Zunächst muss der Kleine bei einem großen schwedischen Möbelhaus seine … ach, IKEA wurde ja schon genannt, nun, seine Transportfähigkeiten unter Beweis stellen. Meine Schwester hatte den Kleiderschrank "Vestby" geordert, inklusive Transport und Montage. Im Gegenzug bot sie mir ein selbstgekochtes Menü sowie ein Besuch bei obengenanntem Open Air an. Etwaige Befürchtungen, dass diese Aktion an einem zu kleinen Transportmittel scheitern könnte, konterte der 1007 mit seiner Variabilität. Rechter Rücksitz und Beifahrersitz umgeklappt, Schrank durchgeschoben, fertig.

Wieder zurück auf der Autobahn, lullt der zufrieden und leise brummende 68 PS-Dieselmotor die Insassen mit jedem Kilometer mehr ein. Ein französischer Chansonier könnte das kaum besser. Zugegeben, überschäumendes Temperament ist etwas anderes als es 160 Newtonmeter zu leisten vermögen. Doch so zwischen 140 und 150 km/h dieselt man munter über den Highway, genießt die Rundumsicht aus den riesigen Fensterflächen und verbraucht dabei nur knapp sechs Liter – eine Wohltat bei einem Superbenzin-Preis von gut 1,25 Euro. Die Sitzposition hinterm Lenkrad ist nicht top, aber man kommt zurecht. Slalom steht sowieso nicht auf dem Programm. Die Fünfgang-Schaltung ist zwar gut abgestuft, allerdings etwas unpräzise in der Bedienung.

Vom Fahrwerk bekommt man so gut wie nichts mit, es federt und dämpft beinahe alles platt, was ihm unter die Räder kommt. Im Übrigen habe ich mir erspart, die Grenzen des Setups auszuloten. Nicht, dass ich dem Tocoma-gelben Peugeot nichts zugetraut hätte. Ich habe es schlichtweg vergessen, zu sehr hat mich der alles-easy-Charme des 1007 beeindruckt. Weniger beeindruckend ist hingegen das fettige Plastik im Interieur, die Oberfläche glänzt wie ein frisches Croissant. Und wenn schon Prémium, dann sollte die Klimaautomatik etwas feinfühliger agieren. Zuweilen stehen nur die Positionen "antarktischer Blitzkrieg" oder "finnische Sauna" zur Wahl. Als Alternative böte sich natürlich an, mit geöffneten Schiebetüren zu fahren. Es geht tatsächlich, man muss nur das Radio laut genug stellen, um das Warn-Gepiepse zu übertönen. Allerdings ist das Werksradio klanglich ebenfalls eine Zumutung.

So bleibt als Resumé die Feststellung, dass trotz des pfiffigen Konzepts die Detailschwächen den Testwagen-Basispreis von 16.000 Euro zu einer weitgehend sinnbefreiten Ausgabe degradieren. Hier bewegt man sich bereits auf dem Preisniveau eines neuen Opel Astra. Mein Wochenende war unterm Strich dennoch so sonnengelb wie der 1007-Lack. Schließlich muss ich den Wagen nicht bezahlen. Nächstes Wochenende steht übrigens wieder ein Open-Air auf dem Programm. Welcher fahrbare Untersatz diesmal dabei sein wird, steht demnächst hier auf www.zuendung.ch