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zuendung

21. Juni 2012

Hübscher Sparer

Lexus | 0 Kommentare

Als ich vor mehr als zehn Jahren regelmässig mit einem VW Lupo 3L unterwegs war, lernte ich die Faszination des Spritsparens kennen. Klar, der kleine Wolfsburger hatte keine Servolenkung, die Scheiben musste man manuell betätigen, die Spiegel ebenso. Dass keine Klimaanlage an Bord war, konnte im Sommer zu schweisstreibenden Innenraumtemperaturen führen. Und doch: Mein Blick […]

Als ich vor mehr als zehn Jahren regelmässig mit einem VW Lupo 3L unterwegs war, lernte ich die Faszination des Spritsparens kennen. Klar, der kleine Wolfsburger hatte keine Servolenkung, die Scheiben musste man manuell betätigen, die Spiegel ebenso. Dass keine Klimaanlage an Bord war, konnte im Sommer zu schweisstreibenden Innenraumtemperaturen führen. Und doch: Mein Blick fand sich immer wieder verwundert auf dem Bordcomputerdisplay wieder, wo ich um jeden Zehntelliter Verbrauchssenkung kämpfte. Stopp/Start-Automatik, diverse aerodynamische Optimierungen, Leichlaufreifen und ein ruckliges automatisiertes Schaltgetriebe halfen mir dabei.

Der Lexus CT200h ist kein Diesel, kein Verzichtsmobil und doch versucht auch er, beim Spritsparen zu faszinieren. Bei so einer Modellbezeichnung mag man sich zwar fragen, wie das gelingen mag. Und auch auf Bildern wirkt der erste kompakte Lexus nicht gerade wie ein begeisternder Herzensbrecher. Steht man dann aber vor ihm, ist mit einem Mal die Begeisterung da, allermindestens erntet seine Schale Zustimmung. In der Tat: Den Japanern ist eine Form gelungen, die eine gewisse Eigenständigkeit wagt, ohne dabei kauzig zu wirken. Man attestiert dem Wagen sogar Sportlichkeit, obwohl es sich dabei doch um einen nicht selten als Spassbremse verstandenen Hybriden handelt. Genau genommen ist er sogar nur eine Art "verkleideter" Toyota Prius.

So erklärt sich auch die totale Systemleistung von 136 PS. Wie beim Prius kommt ein Vierzylinder, der nach dem Atkinson-Prinzip arbeitet und 99 PS leistet im Zusammenspiel mit einem 82 PS starken Elektromotor zum Einsatz. Es braucht schon eine Portion Humor, ein so motorisiertes Fahrzeug mit dem Label F-Sport zu versehen, auch wenn es bloss eine Ausstattungsvariante bezeichnet. Aus der Sicht eines Sportwagenfahrers bewegt sich der CT200h nämlich eher im Stile einer Wanderdüne. Zwar kann man mit einem Schalter zwischen Eco, Normal und Sport wählen. "Sport" verbessert das Ansprechverhalten und lässt den Elektromotor seltener ganz alleine arbeiten. Ansonsten ist der einzige Unterschied beim Wechsel in diesen Modus ist das Erscheinen eines rot hinterlegten Drehzahlmessers, wo vorher noch eine Eco-Anzeige zu ökonomischem Fahren motivierte.

Blickt man sich im Interieur um, könnte man tatsächlich in einem Sportwagen sitzen: Dunkle, hochwertige Kunststoffe, schwarzer Himmel, Sportlenkrad, genoppte Metallpedale, Sportsitze und eine nicht eben überragende Übersicht. Der seltsame Schaltstummel fällt auf. Kurz die Power-Taste getippt und ebendiesen Stummel in Position D geschoben, schon erscheint das Wörtchen "Ready" im Tacho. Mangels Anlassergeräusch ein durchaus willkommener Hinweis. Wer nun das Gaspedal nur streichelt, kann vollelektrisch von Dannen schleichen. Bei mir ist jeweils schon an der Rampe der Tiefgaragenausfahrt Schluss mit emissionsloser Fortbewegung. Aber auch mit dem Benziner im Duett wird es kaum laut im Maschinenraum. Erst als ich etwas zackiger beschleunigen möchte, erklingt das CVT-typisch heulende Motorgeräusch, das so gar nicht zur sportlichen Typenbezeichnung passen will.

Wer einmal des Nachts in Le Mans einen BMW M1 Procar über die Hunaudières-Geraden durchbeschleunigen gehört hat, wird das Schaltgeräusch für immer mit Sportlichkeit assoziieren. Das hat auch Hollywood entdeckt. Man muss nur mal darauf achten, wie oft in den Fast-and-Furious-Filmen Schaltvorgänge gezeigt werden. Im Lexus ist man in der komfortablen Position, die Akustik des Antriebs mit jener der Audioanlage übertönen zu können. So bleibt mir vom sportlicher ausgerichteten CT200h immerhin noch das dynamische Fahrwerk und die präzise Lenkung, die allerdings gerne mehr Gefühl vermitteln dürfte. Es bleibt dabei: So richtig gerecht wird der Fünftürer dem bei Lexus für die sportive Linie stehenden Buchstaben F nur aussen, wo er etwas ausladendere Schweller und Spoiler trägt.

Und doch fasziniert mich der neue Lexus. Mit noch vorausschauenderem Fahren versuche ich, den Verbrauch unter die 5-Liter-Marke zu drücken. Das wäre dann, zumindest vom Bordcomputerwert her, nicht mehr so weit von der Werksangabe (4,1 Liter) entfernt. Tatsächlich pendelt sich der Benzinhunger bei 5,2 Liter ein, wenn man einen ruhigen Gasfuss hat. Mit weniger Rücksicht und im Sportmodus bewegt, verändert sich der Wert auf 5,7 Liter. Angesichts des gebotenen Temperaments gerade noch passend.

61'350 Schweizer Franken sind eine überaus happige Ansage für ein Fahrzeug der Kompaktklasse. Dafür gibt es auch einen VW Golf R oder einen Audi S3. Sogar ein Nissan 370Z liegt schon drin, um noch einen echten Sportler zu nennen. Aber wer den Lexus CT200h F-Sport nur an seinem Preis misst, der hat sowieso nichts verstanden. Die Fahrer des Kompakthybriden können sich dabei nicht nur am sehr attraktiven äusseren Styling erfreuen. Der Innenraum ist modern und praktisch gestaltet, ausserdem überzeugt die Verarbeitung. Wer übrigens noch etwas sparen möchte, sollte am ehesten das Schiebedach aus der Ausstattungsliste des Testwagens streichen. Die anderen gewählten Optionen (Navi, Leder, Parksensoren und Metallic Farbe) sind für ein Fahrzeug dieser Art unverzichtbar. Mich hat diese sanfte Art der Fortbewegung in Kombination mit modernster Technik fasziniert. Zum einen, weil das Zehntelliterfeilschen einfach Spass macht, zum anderen weil dieser entspannte japanische Wagen so etwas wie eine Wellness-Oase inmitten all dieser Dynamiker Marke "Premium" ist.