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1. Dezember 2017
Renault RN Captur Infeliz Wer mit einem Auto zufrieden ist, dem fällt es viel leichter, darüber zu berichten als im umgekehrten Fall. Wer mit einem Auto unglücklich ist, der tut sich da etwas schwerer. Die Testfahrt fand in Portugal statt, deshalb: Wir waren infeliz (unglücklich) mit dem Renault Captur. Vor zwei Jahren hatten wir in […]

Renault RN Captur

Infeliz

Wer mit einem Auto zufrieden ist, dem fällt es viel leichter, darüber zu berichten als im umgekehrten Fall. Wer mit einem Auto unglücklich ist, der tut sich da etwas schwerer. Die Testfahrt fand in Portugal statt, deshalb: Wir waren infeliz (unglücklich) mit dem Renault Captur.

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Vor zwei Jahren hatten wir in Portugal als Mietwagen etwas Kleines bestellt und einen Captur erhalten. Der war ein hübsches Wägelchen, für nur in der Umgebung genügte sein Dieselmotor, auch wenn er bergauf etwas Mühe hatte. In diesem November nun waren etwas weitere Strecken geplant, weshalb wir gerne etwas Grösseres gehabt hätten, Astra, Focus, Mégane oder dergleichen. Was erhielten wir? Einen Captur. Ja nu, dachten wir, wenn er einen vernünftigen Motor hat, warum nicht.

Zwar war im Auto kein Fahrzeugausweis zu finden noch sonst irgendeine Angabe, was wir da hatten. Nicht mal am Heck war etwas angeschrieben. Es hiess einfach Renault RN Captur. Das Ding ist 4.12m lang und 1.78m breit und relativ hoch. Mini-SUV nennt man das offiziell.

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Ein erstes Mal schimpften wir, als wir zwei normale Reisekoffer in den Kofferraum laden wollten und die bei weitem nicht in den Laderaum passten. Der Laderaum ist viel zu klein. Er fasst auf dem Prospekt zwar 377 bis 455 Liter, aber eben, um etwas zu laden muss man die Rücksitze ablegen. Der Captur wird dann zum Zweisitzer.

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Dann fuhren wir los. Dass der Motorsound des Benziners Ähnlichkeit mit dem eines Trabants hatte (täng dere täng täng), war Gewöhnungssache. Es musste wohl ein Dreizylinder sein, der aber leider nicht so hübsch knurrig tönte wie Dreizylinder der Mitbewerber: 898 ccm Hubraum und 90 PS (Echt? 90 PS?). Im Grossstadtverkehr mit Stop and Go genügte die Leistung. Aber manchmal muss man sich etwas beeilen und wäre froh um etwas Vortrieb. Der aber blieb doch sehr bescheiden. Ein 34 PS-VW Käfer wäre nicht langsamer gewesen.

Das Navi war einfach zu begreifen. Nur spiegelte das Display so, dass es vom Fahrersitz aus kaum je ablesbar war. Selbst die Beifahrerin musste meist den Kopf nah ans Display bringen, um ablesen zu können, wo abzubiegen war und informierte dann den Fahrer. Fazit: Praktisch unbrauchbar.

Wir wollten diesmal etwas weiter fahren (und hatten deshalb ja eigentlich ein grösseres Auto bestellt), aber da verging einem die Lust. Wir befuhren trotzdem einige Autobahnen in der Nähe von Lissabon. Das Auto mit seinen 90 PS (Ponystärken?) konnte keine 120 Km/h halten, wenn es bergauf ging. 114, 110, 101, 97, 93 Km/h, mit Vollgas! Echt eine Zumutung, wenn man in einem modernen, 8 Monate jungen Auto mit knapp 16’000 Km auf dem Zähler von 15- und 18-jährigen Clios überholt wird.

Unser Captur wiegt leer 1’173 Kg und leistet den Paradesprint (0 bis 100) in 13.05 Sekunden (uns kam’s wie eine halbe Ewigkeit vor). Das wären, für einen Mini-SUV, ja nicht so schlechte Eckdaten, auch wenn die 140 Nm Drehmoment nicht viel Fahrspass versprechen. Aber im Ernst, wer wird mit so einem Auto glücklich? Die fehlenden Assistenten (Parkpiepser, Lane Keeping, Tempomat, …) könnte man wohl dazu bestellen. Dann kämen zu den 18’080 € Basispreis wohl noch etliche Euros dazu. Ein Schnäppchenpreis ist das nicht gerade.

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Überland, wo in Portugal oft auf 50 beschränkt ist, kann man den Captur mit seinem Zuckerwassermotörchen einigermassen brauchen, auch auf dem Autobahnring im dichten Verkehr mitschwimmen geht. Aber wenn man vorankommen will und die Geographie nicht topfeben ist, ist man mit dem Renault RN Captur infeliz, unglücklich.

Als Gesamtverbrauch nennt Renault für dieses Auto 5.1 Liter Bleifrei 95. Wir haben gesamthaft 6.41 Liter verbraucht. Das hat unterwegs nach mehr getönt, ist also gar nicht mal soo schlecht. Aber das wäre auch mit einem «richtigen» Motor zu erreichen.

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Wer sich so einen Dreizylinder – Captur anzuschaffen gedenkt, dem sei eine ausführliche Probefahrt empfohlen, auch mit Autobahnsteigungen.

Nüt für unguet:  Heiny Volkart, VOLKARTpress