amadefries

9. Juni 2025

Wie der Urgrossvater so der Sohn

Toyota | 0 Kommentare

Ein paar Konkurrenten mag der Toyota Land Cruiser haben. Wer aber schon irgendwo in Afrika war, kennt die erste Wahl der Offroad-Fahrer. Und heute geht es tatsächlich auch ein bisschen Offroad, wenn auch nicht nach Afrika. Im Seelisberg Eventcenter stehen gleich drei Toyota Land Cruiser bereit, um ihre Talente abseits der befestigten Wege zur Schau […]

Ein paar Konkurrenten mag der Toyota Land Cruiser haben. Wer aber schon irgendwo in Afrika war, kennt die erste Wahl der Offroad-Fahrer. Und heute geht es tatsächlich auch ein bisschen Offroad, wenn auch nicht nach Afrika. Im Seelisberg Eventcenter stehen gleich drei Toyota Land Cruiser bereit, um ihre Talente abseits der befestigten Wege zur Schau zu stellen. Zuerst gibt es natürlich etwas Theorie. Die ist aufgrund der Funktionsvielfalt tatsächlich auch notwendig. Denn neben Untersetzung und Sperren verfügt der neue Land Cruiser auch über einen Geländetempomaten, verschiedene Fahrmodi und sogar einen entkoppelbaren Stabilisator. Doch alles der Reihe nach.

Beginnen wir mit den verschiedenen Modi zur Fahrt im Gelände. Bei Toyota heisst das Multi-Terrain Select. Sand, Schlamm, Fels, Kies und tiefer Schnee können hier direkt gewählt werden. Alternativ steht aber auch ein Automatik-Modus zur Verfügung, der immer die passende Einstellung bereitstellen soll. Diese hat Auswirkungen auf Fahrwerk, ESP, Gasannahme und Bremswirkung. Dann ist da der Geländetempomat, der den Namen Crawl trägt. Hier können unabhängig von Steigung oder Gefälle fünf Stufen gewählt werden, wobei jede 1 km/h entspricht. Sollte die Achsverschränkung nicht ausreichen, kann der Stabilisator via Tastendruck entkoppelt werden.

Und nun geht’s ab auf die Geländepiste. Der Praxisteil zeigt schnell, warum die Theorie nötig war. Auf dem Armaturenbrett des neuen Land Cruiser finden sich noch immer sehr viele Tasten. Die Feineinstellung erfolgt jeweils noch zusätzlich über ein Drehrad. Klingt komplizierter als es ist, doch man sollte sich zwingend vor der Abfahrt damit vertraut machen. Die Untersetzung wird mittels Wippe eingelegt, was von der Anzeige 4L bestätigt wird. Aufgrund des nicht wahnsinnig schwierigen Untergrunds schalte ich MTS (Multi-Terrain-Select) auf Auto. Den Crawl-Modus kommt vorerst auf die langsamste Stufe, um ein Gefühl dafür zu entwickeln.

So eingestellt, brauche ich dem Land Cruiser nur noch die Richtung per Lenkbewegung vorzugeben. Da der Weg relativ eng ist, freue ich mich über das hervorragende Kamerasystem. So habe ich über die Aussenspiegel die Hinterräder und via Kamerabild die Vorderräder im Blick. Dazu kommt die „durchsichtige“ Haube, welche eine gute Aussicht auf das vor uns liegende Gelände ermöglicht. Es wird schnell deutlich: Bei so viel hervorragend orchestrierter Technik kann man auch als Laie ein Auto Offroad bewegen.

Bei der Fahrt über die Wippe helfen dann die Kameras wieder. Nach so kurzer Zeit entwickelt man kaum ein Gefühl für die Ausmasse des Fahrzeugs, doch mit den Leitlinien lässt es sich trotzdem wunderbar platzieren. Um sich dem Kipppunkt der Wippe zu nähern, eignet sich der Crawl-Modus eher weniger, da er etwas zu forsch aufs Gas geht. Hier wird offensichtlich, wer besonders viel Gefühl im Gasfuss hat.

Es folgt eine steile Bergabfahrt. Kurz bevor es nach unten geht, ist nur auf dem Screen erkennbar, ob der LC auf dem richtigen Weg ist. Ist er. Sanft und langsam mit gut getimten Bremseingriffen geht es nach unten. Stets dabei ist das sichere Gefühl, jederzeit eingreifen zu können, wobei die Technik hier einmal mehr das Vertrauen in sie bestätigt.

Schliesslich die Schrägfahrt. Das unangenehme Gefühl, dass man kurz vor dem seitlichen Kippen steht, kann einem auch der neue Land Cruiser nicht nehmen. Doch mit seinen Neigungsanzeigen, die zum einen natürlich den Winkel in Grad anzeigen, zum anderen aber auch mit Farben die entsprechende Gefahr ausdrücken, ist man auf der sicheren Seite – im wahrsten Sinne des Wortes. Sobald es Orange wird, lenkt man besser wieder nach unten. 30° gehen aber locker, zumindest für das Auto. So richtig wohl fühle ich mich mit der seitlichen Aussicht auf den Boden aber nicht.

Das Pièce de Resistance im Eventcenter Seelisberg ist natürlich die Fahrt über das Schulungslokal. Hier geht es 100% bergauf, über das Dach und dann wieder 100% hinunter. Der vergitterte Boden der Rampe sorgt für gleichmässige Traktionsverhältnisse. Tatsächlich geht es absolut problemlos, nur der eigene Magen leidet unter Umständen ein wenig. Vor allem, als wir an der steilsten Stelle nach unten fahrend anhalten, wird einem ein bisschen mulmig.

 

Wenn diesem neuen Toyota Land Cruiser etwas fehlt, dann die Überraschung, dass etwas nicht funktionieren würde. Im Gelände legt er genau jene Kompetenz an den Tag, die man von so einem Urgestein erwarten würde. Nur sind die elektronischen Helferlein inzwischen so begabt, dass selbst ein Fahrschüler kaum Kummer hätte, müsste er eine herausfordernde Aufgabe abseits von befestigten Wegen meistern.

Optisch hat die neue Generation extrem dazugewonnen. Sie nimmt historische Zitate und passt sie geschickt auf den heutigen Geschmack an, ohne dabei allzu modisch zu wirken. Klassisch ist übrigens auch der Antrieb: Der Diesel-Vierzylinder verfügt über 2,8 Liter Hubraum und erreicht damit eine Leistung von 204 PS. Was er auf der Strasse kann, klären wir in einem separaten Test.