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zuendung

15. April 2011

Suedois large mais aimable

Saab | 0 Kommentare

Auf der Suche nach einem geeigneten Presseshuttle für die Fahrt an den Genfer Salon stiessen wir auf den Saab 9-5. Und tatsächlich: Vor dem ersten Pressetag konnte ich dieses eindrückliche Auto übernehmen. Normalerweise sind Fahrzeuge erst eindrücklich, wenn man sie bewegt. Bei dieser Limousine liegt der Fall etwas anders: Unglaubliche 5008 Milimeter misst der Schwede. […]

Auf der Suche nach einem geeigneten Presseshuttle für die Fahrt an den Genfer Salon stiessen wir auf den Saab 9-5. Und tatsächlich: Vor dem ersten Pressetag konnte ich dieses eindrückliche Auto übernehmen. Normalerweise sind Fahrzeuge erst eindrücklich, wenn man sie bewegt. Bei dieser Limousine liegt der Fall etwas anders: Unglaubliche 5008 Milimeter misst der Schwede. Noch 71 mehr und man wäre gleichauf mit Mercedes' S-Klasse. Eindrücklich eben.

Für die Fahrt in die automobile Hauptstadt der Schweiz zeigt sich der Brocken zunächst von seiner besten Seite. Im 515 Liter fassenden Kofferraum verliert sich meine Fotoausrüstung schon fast. Gut, das noch die Reisetaschen von drei Personen folgen, damit das Fotozeug nicht hilflos in der Halle herumfliegt. Drin gibt's genug Platz für das zündung.ch-Team und ein bisschen Reiseproviant.

Typisch für Saab war ja das Zündschloss auf dem Mitteltunnel. Da man Zündschlüssel heute aber in etwa so cool findet wie das Modellprogramm von Saab gross ist, gibt es natürlich auch hier einen Startknopf. Unverständlicherweise kostet der schlüssellose Zugang einen saftigen Aufpreis (1300.-). Dafür ist das beige Leder der Sitze serienmässig. Auf selbigen sitzend ging es über fast leere welsche Autobahnen bis zum Neuheitentempel Palexpo.

Gerade auf der Autobahn passt der Comfort-Modus des DriveSense genannten Systems bestens. Die Lenkung reagiert nicht übernervös, das Getriebe gibt sich relaxed, die Gasannahme ist eher gemütlich und der Allradantrieb hält sich dezent im Hintergrund. Das Fahrwerk ist zwar komfortabel, bei kürzeren Wellen verhält es sich aber zu stössig. Von einem Auto mit über 2,8 m Radstand würde ich noch eine Prise mehr Abrollkomfort erwarten. Sicher helfen die sehr hübschen 19-Zöller auch nicht gerade, wenn es um kaum spürbares Dahinrollen geht. Ausserdem haben sich einige Journalisten die Randsteine etwas zu genau angesehen und den "Turbinenrädern einige unschöne Biegungen verpasst.

Etwas genauer hinsehen muss ich manchmal auch bei der Geschwindigkeit. Die Tachoeinheit ist wirklich hübsch gestaltet – besonders die grünen Akzente gefallen dem zündung.ch-Team – jedoch leidet die Ablesbarkeit unter dem Design. Wie bei Saab üblich, soll der Arbeitsplatz des Piloten an jenen in einem Kampfjet erinnern. Dazu sind die Bedienelemente leicht zum Fahrer geneigt und im Mitteldisplay lässt sich das Tempo sogar im Stile eines künstlichen Horizonts einblenden. Letzteres buchen wir mal als gut gemeinte Spielerei ab. Ein sinnvoller Griff in die Flugtechnikkiste ist dagegen das Headup-Display, das die Schweden hinter dem Begriff "Piloten-Blickfeldanzeige" in der Optionenliste verstecken. Das Air-Force-Feeling kostet stramme 1300 Franken. Der Pilot ist übrigens mit Vorteil ein kleiner Opel-Fan, denn nicht wenige Bedienteile stammen vom Rüsselsheimer Insignia.

Obwohl der Turbomotor einst charakteristisch für die etwas exzentrischen Wagen aus dem Norden war, liegt auch der Ursprung der 220 PS Maschine ein wenig näher bei unserem Ziel. Die Kombination mit dem Automatikgetriebe scheint mir gerade auf Autobahnetappen sehr passend. Für dynamisch gefahrene Überlandpassagen empfiehlt sie sich aufgrund eher unmotivierter Gangwechsel weniger. Wird man an der Tankstelle für den samtenen Gasfuss belohnt: Im Test schluckte der Schwedenhappen 9,7 Liter. Da wir praktisch nur auf der Autobahn unterwegs waren, geht der Verbrauch in Ordnung.

Ein wirklich schönes Auto, das Saab mit dem 9-5 im Angebot hat. Seine Grösse gereicht ihm allerdings manchmal auch zum Nachteil: Bei der Parkplatzssuche zum Beispiel. Unser Testwagen kostet 84'700 Franken. Der Basispreis für den Saab 9-5 2.0T XWD liegt derweil bei 72'600 Franken. Damit ist die Allradlimousine sicher ein faires Angebot, das nicht zuletzt auch vom Design lebt. Wer gerne auch mal weitere Strecken bequem zurücklegen will, liegt mit der schwedischen Schönheit ganz bestimmt nicht falsch. Sein bequemer und praktischer Innenraum machen ihn zu einem liebenswerten Begleiter. Für den Nachfolger sollte man sich in Trollhättan allerdings überlegen, ob ein Saab mit schierer Grösse Eindruck schinden muss.

P.S. In Genf durften wir die Studie Saab Phoenix bewundern, die einen Ausblick auf den 9-3 bieten soll. Der kleine Bruder des 9-5 soll dereinst mit BMW-Triebwerken kommen. Wir sind gespannt.