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amadefries

1. November 2024

Verzicht war gestern

Dacia | 0 Kommentare

Vorbei die Zeit, in der Dacia für Billigware aus dem Osten stand. Was hier vor mir steht, ist der brandneue Dacia Duster als 4×4 in der Extreme-Ausstattung. Und er schaut richtig gut aus, vor allem auch in der Kaki Lichen genannten Farbe. Die wirkt in der Sonne fast weiss, im Schatten dagegen tendiert sie ins […]

Vorbei die Zeit, in der Dacia für Billigware aus dem Osten stand. Was hier vor mir steht, ist der brandneue Dacia Duster als 4×4 in der Extreme-Ausstattung. Und er schaut richtig gut aus, vor allem auch in der Kaki Lichen genannten Farbe. Die wirkt in der Sonne fast weiss, im Schatten dagegen tendiert sie ins Bräunliche. Klingt komisch, passt aber bestens zum modernen Design des neuen SUV.

Früher eher dezent gehalten, schaut der neue Duster richtig entschlossen auf die Strasse. Der Grill integriert das neue Markenlogo, das die Buchstaben A und C in abstrahierter Form enthält, mich aber eher an eine gesprengte Kette erinnert. Flankiert wird der Kühler von Scheinwerfern mit auffälligen Y-förmigen LED-Signaturen. Zusammen mit der stark konturierten Haube und dem Unterfahrschutz in Kontrastfarbe entsteht ein durchaus angriffslustiger Look. Auf der Seite fällt die massive Kunststoffbeplankung im Bereich der Radhäuser auf. Als Stylingelement von den Vorgängern übernommen wurde die aufrechte Blende im Bereich der A-Säule, die neben dem Modellschriftzug auch noch stolz das Logo für rezyklierten Kunststoff eingeprägt hat.

Y: Wer die Heckleuchte genau betrachtet, kann den Buchstaben auch hier erkennn.

Auch hinten zeigt sich optisch ein neues Selbstverständnis der Marke. Die wie Klammern gestalteten Heckleuchten erzeugen eine gewisse Breite. Blickt man etwas mehr von der Seite darauf, ist auch in diesen Leuchten das Y-Thema zu erkennen. Der ausgeschriebene Markenname trägt Kupferfarbe. Wie heute fast überall üblich, fällt die Heckscheibe klein aus. Alles andere als klein zeigt sich dann der Innenraum. Fünf Personen finden gut Platz, mit kleinen Einbussen auf dem Mittelplatz hinten. Auch innen ist die Zeit des Billiglooks definitiv vorbei, nur haptisch erinnert einen das harte Plastik dann wieder an den Budgetpreis. Das Y findet sich kupfern in den Lüftungsdüsen. Ablagen gibt es genügend, einige von innen sind sinnigerweise gummiert. Bedienelemente wie der Lenkradsatellit, das Lenkrad selber oder auch die Tastenleiste unterhalb des Bildschirms erinnern an das Mutterhaus Renault.

Erwachsen: Der Dacia Duster ist bei den „Grossen“ angekommen

Ebenfalls von Renault stammt natürlich der Motor. Der Dreizylinder holt aus 1200 Kubizentimetern immerhin 130 PS. Das Drehmoment des kleinen Turboaggregats liegt bei 230 Nm. Bedient wir das Ganze ganz traditionell über ein Sechsgangschaltgetriebe. Also den Ersten eingelegt und los geht’s. Das typische Reihendreier-Geräusch klingt nicht unsympathisch. Beim Auffahren auf die Autobahn drehe ich den Motor aus, um das entsprechende Tempo zu erreichen. Eine Rakete ist der Duster bestimmt nicht, für den Sprint auf 100 benötigt er 11 Sekunden. Trotzdem reicht sein Temperament für die allermeisten Situationen aus. Eher störend: Die Anschlüsse der Gänge passen nicht ganz.

Kette: Das neue Dacia-Logo hat durchaus Wiedererkennungswert

Was ebenfalls stört, ist der Tempolimitwarner. Doch an den müssen wir uns leider in allen neuen Fahrzeugen gewöhnen. Dafür lässt sich Apple CarPlay kabellos verbinden und das Handy wird induktiv geladen. Auch sonst ist Dacia längst in der Neuzeit angekommen. Ein Totwinkelwarner ist ebenso dabei wie eine 360°-Kamera (wobei keine Vogelperspektive möglich ist) ein Fernlichtassistent oder ein Spurhalteassistent. Letzterer zerrt zwar etwas gar stark am Lenkrad, hier wäre noch Feintuning nötig. Trotzdem wird klar, verzichten muss man in diesem Duster auf kaum etwas. Die Sitze sind bequem und taugen auch für längere Touren. Gerade in Zeiten von Range Anxiety bei Elektroautos entspannend: Die Reichweite beträgt locker über 800 Kilometer.

Design: Auf den SUV-Look wurde rundum geachtet

Bei der Fahrt in die Stadt wird klar, wie kompakt der Duster immer noch ist. 4,34 lang und 1,83 Meter breit findet sich praktisch immer ein Parkplatz. Dass im Test immer mal wieder ein Totalausfall der Kameras zu beklagen war, ordne ich unter Softwareproblemen ein. Die akustische Parkdistanzkontrolle schützte den in Rumänien gebauten SUV aber auch so zuverlässig vor Feindkontakt.

Bequem: Der Arbeitsplatz des Duster ist gefällig und praktisch eingerichtet

Die lebhafte Lenkung mit kleinem Wendekreis und das nicht zu weich abgestimmte Fahrwerk lassen auch fahrdynamisch etwas Freude aufkommen. Die Bremsen hinten sind standardmässig mit Trommeltechnik ausgerüstet, wie beim Testwagen auf Scheiben zu setzen macht aber wohl Sinn. Überhaupt würde ich die beiden Pakete Techno (Scheibenbremse, Navi, Induktionsladegerät) und Safety (Totwinkelassistent, 360°-Kamera) für zusammen 1150 Franken sehr empfehlen. Der Testwagen kommt mit der erwähnten Lackierung, hübschen 18-Zöllern und einem Ersatzrad auf 29’440 Franken.

Stadttauglich: Auch hier macht der neue Duster eine gute Figur

Wer Lust auf etwas Abenteuer hat: Dacia bietet für den Duster wie bereits für den Jogger ein Schlafpaket an. Ebenfalls im Angebot befinden sich ein Heckzelt und Verdunkelungsrollos. Dazu passen die Offroadmodi des Allradantriebs und die Bergabfahrhilfe, die im Gelände das Tempo stabil hält. So steht der Ausfahrt in die Wildnis nichts mehr im Wege.

Schön auch, dass man bei Dacia den Sinn für nette Kleinigkeiten entdeckt hat. So findet sich ein kleiner Duster in der rechten unteren Ecke der Windschutzscheibe. Im Kofferraum liegt für allzu dreckige Stiefel eine herausnehmbare Gummimatte bereit. An kleinen quadratischen Halter (genannt Youclip), die überall im Auto verteilt sind, lassen sich Lämpchen, Tablethalter oder kleine Cupholder befestigen. Von vielen Piloten unentdeckt bleiben dürfte ein kleines Bedienungshighlight: Oben auf dem Touchscreen haben die findigen Dacia-Ingenieure physische Tasten für die Regelung der Lautstärke installiert. Erfreulicherweise ebenfalls zu den Kleinigkeiten gehört der Verbrauch, der im Test bei 6.7 Liter auf 100 Kilometer lag. So macht verzichten dann auch wieder Spass.