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zuendung

4. Februar 2006

Ballerina Rossa

Alfa Romeo | 0 Kommentare

Trotz Fernsehen und Internet gibt es laut neuen Studien immer noch Menschen in deutschsprachigem Gebiet, die vom Rostschiksal eines jeden Alfa Romeo überzeugt sind. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig und hatte wohl auch lange seine Berechtigung. Besonders angejahrte Wagen aus Mailand vermögen mit ihrem meist roten Farbkleid bald nicht mehr alle Rostkrümel überdecken. So hätscheln […]

Trotz Fernsehen und Internet gibt es laut neuen Studien immer noch Menschen in deutschsprachigem Gebiet, die vom Rostschiksal eines jeden Alfa Romeo überzeugt sind. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig und hatte wohl auch lange seine Berechtigung. Besonders angejahrte Wagen aus Mailand vermögen mit ihrem meist roten Farbkleid bald nicht mehr alle Rostkrümel überdecken.

So hätscheln die Alfa-Besitzer ihre Klassiker über den Winter in der salzsicheren Garage und sichern der Nachwelt lochfreie Schönheiten. Gut so. Und was füttert die menschlichen Sinne in dieser Zeit? Es ist zwar saukalt, aber die Strassen sind trocken. Also kein Salz. Zumindest lässt sich dieses wegdiskutieren, sobald der ausgehungerte und wintersportgeplagte Gasfuss des Autotesters in Richtung originalem Alfa Romeo GTV 2000 Bertone lenkt.

Urs Stalder und Jürg Moser von alfa-oldtimer.ch können der Winterpause genauso wenig widerstehen. Jürg schwärmt von der Präzision dieses Wagens: "Kein Rütteln, kein Quietschen, punktgenau lässt er sich durch Kurven schwingen." Bald heult der Zweiliter-Vierzylinder auf und will die 6,5 Liter Motorenöl von Minus fünf auf Normaltemparatur wärmen. Tatsächlich, der Vorbesitzer des 130 PS starken Granturismo scheint seiner Liebe Sorge getragen zu haben, mechanisch ist alles bei bester Laune. Nicht bretthart und servogefiltert wie moderne "Sportwagen", sondern kommunikativ und leicht fliegt das Coupé auf Kurven zu. Auch die vier Scheibenbremsen sind schön dosierbar. Ein Stoss Zwischengas an die zwei Doppelwebervergaser, ein Zug am langen Schaltstock, und der zweite Gang flutscht klick-klack in Stellung.

War die Autowelt 1972 noch in Ordnung? Oder ist sie es heute noch? Im Alfa stellen sich diese Fragen nicht. Erst recht nicht bei Kurvenfahrt, dem Wagen ist eine faszinierende Leichtigkeit eigen, obwohl fern vom krassen Seitenhalt moderner Geschütze. Schon wenig Gaseinsatz lässt das Heck mitlenken – ein Genuss. Doch halt, was ist das? Ist da nicht eben ein See an uns vorbeigeflogen? Siehe da, ein zugefronerer See, menschenleer und inklusive Auffahrrampe! Also doch 1972?

Mit Sommerreifen ist zwar nicht viel Vorwärtskommen, aber mit etwas Zehenspitzengefühl gelingt die eine oder andere Pirouette – wohl um einiges leichter als auf Schlittschuhen…
Nach ersten Eisknackgeräuschen rettet sich der GTV wieder auf befestigte Strassen und fühlt sich gleich viel wohler. Traktion ist nun mal ein Muss, um den Drezhalbereich bis 6000 Umdrehungen geniessen zu können (und damit das knackige Ansauggeräusch, das die vier Trichterchen von sich schreien).
Wen es nach genau diesem Alfa Romeo gelüstet, melde sich bei Stalder und Moser in Rickenbach bei Winterthur. Dort steht der originale Wagen zum Verkauf.