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5. Juli 2012

Phönix aus Korea

SsangYong | 0 Kommentare

SsangYong Korando D20T A/T Der Phönix aus Korea Eigentlich bedeutet SsangYong Zwillingsdrache. Doch wenn man die bewegte Geschichte des viertgrössten koreanischen Autobauers anschaut, wäre auch Phönix ein passender Name. Bereits 1954 fabrizierte die heute SsangYong genannte Autobude Ha Dong-hwan Jeeps für die US-Army. Es folgten Fusionen und Übernahmen, dazukommende Autofirmen, mehrere Namenwechsel und Ausbauten. All […]

SsangYong Korando D20T A/T

Der Phönix aus Korea

Eigentlich bedeutet SsangYong Zwillingsdrache. Doch wenn man die bewegte Geschichte des viertgrössten koreanischen Autobauers anschaut, wäre auch Phönix ein passender Name.

Bereits 1954 fabrizierte die heute SsangYong genannte Autobude Ha Dong-hwan Jeeps für die US-Army. Es folgten Fusionen und Übernahmen, dazukommende Autofirmen, mehrere Namenwechsel und Ausbauten. All die Namen muss man hier und heute nicht wissen. Nur eins: Bereits 1983, also vor knapp 30 Jahren, gab es ein Modell namens Korando. 1986 stieg die SsangYong Group ins Unternehmen ein und änderte – einmal mehr, aber jetzt endgültig – den Firmennamen in SsangYong Motor.

An die Technologiepartnerschaft mit Mercedes-Benz (ab 1991) kann man sich noch erinnern. Dass in den SsangYongs Mercedes-Lizenzmotoren liefen, verlieh den Exoten etwas Seriöses. 1997 kaufte Daewoo Motors die Anteilsmehrheit an SsangYong, wodurch SsangYong-Fahrzeuge und somit Mercedes-Benz-Nachbauten als baugleiche Modelle unter dem Namen Daewoo angeboten wurden. Aber finanzieller Probleme wegen verkaufte Daewoo SsangYong im Jahre 2000 wieder. Ende 2004 wurde SsangYong gar chinesisch, indem SAIC knapp 49% der Anteile übernahm. (Quelle teilweise Wikipedia).

Etliche SsangYong hatten den Weg auch in die Schweiz gefunden, nicht zuletzt, weil man um die Zusammenarbeit mit Mercedes wusste. Aber die finanziellen Probleme wurden grösser und grösser. Fast in jeder Ausgabe von «Automotive News Europe» war damals von noch mehr Milliarden Schulden die Rede und SsangYong wurde in der Schweiz zur Randerscheinung. Im Januar 2009, genau 55 Jahre nach der ersten Firmengründung, war SsangYong Konkurs und stellte die Fabrikation ein, die allerdings bereits einen Monat später wieder aufgenommen wurde. SsangYong war praktisch nicht mehr existent. Aber wieder einmal auferstand SsangYong: Die indische Mahindra & Mahindra übernahm die Mehrheit der SsangYong Motor Company.

Der Korando
Unter dem seit Jahrzehnten bekannten Namen Korando stellte SsangYong Anfang 2011 einen kleinen SUV vor, ein «Classy Utility Vehicle». Die Fahrzeuge werden von der in die Alcadis Gruppe integrierten SsangYong Schweiz AG in Dietlikon importiert. SUV und/oder Crossovers in der Korando-Grösse erleben einen Boom in der Schweiz. Dass der neue Korando von Giorgio Giugiaro (Italdesign) designt ist und nicht mehr die typisch skurrilen Formen trägt, die man von gewissen SYs her gewohnt ist, mögen Fans der Marke bedauern, dem Normalpublikum gefällt der Korando.
Heute, Mitte 2012, steht der Korando nicht nur mit dem neuen 2.0-Liter-Turbodiesel zum Kauf bereit, auch einen 2.0-Liter-Benziner (149 PS) gibt’s, man kann wählen zwischen Front- und Allradantrieb und neben dem 6-Gang-Schaltgetriebe steht auch eine 6-Stufen-Automatik zur Wahl. Mit andern Worten: SsangYong, der Zwillingsdrache, ist wie ein Phönix auferstanden.
Mit Preisen ab 24‘990 Franken (neu ab 1.7.12) und schon sehr guter Basisausstattung wird der Phönix, pardon, SsangYong Korando, seine Liebhaber finden. Und tatsächlich: In den ersten sechs Monaten nach Erscheinen verkaufte sich der Korando 132-mal, etwa gleich, wie viele seiner etablierten Mitbewerber.

Der Testwagen
Das neuste Korandomodell ist aktuell der Diesel mit Automat. Und genau den konnten wir erleben. Das 4.41m lange und 1.71m hohe Auto hat einen 2-Liter-Diesel, der 175 PS (129 kW) leistet. Er verfügt über ein Drehmoment von 360 Nm zwischen 1‘800 und 3‘200 U/min. Die 6-Gang-Automatik ergibt eine höhere Endgeschwindigkeit (186 statt 179), dafür beschleunigt der Automat etwas langsamer als der Handschalter (10.8 statt 10.0 Sekunden von 0 auf 100). Zum Leergewicht von 1‘767 Kg kommen 493 Kg Zuladung. Nicht genug damit; besonders stolz ist man bei SsangYong Schweiz auf die 2,4 Tonnen Anhängelast, für die der Korando Automat in der Schweiz homologiert ist (manuell 2.25 to). Das macht ihn zum Leader in dieser Klasse Auto.

Während man den Korando mit Frontantrieb bereits ab 24‘990 Franken kaufen kann, schlägt der Diesel-Allradler dann mit rund 34‘000 Franken zu Buche. Unser Testwagen in der Spitzenausstattung Sapphire kostet 37‘190 Franken. Im Verhältnis zu seiner umfassenden Ausstattung und der 5-Jahresgarantie ist das immer noch ein Schnäppchen. Fr. 2‘200 verrechnet SY für die Automatik, Fr. 750 für die Metallicfarbe und Fr. 800 für das Luxuspaket (elektr. Fahrersitz, Supervision Cluster, whatever this may be). Zusammen mit dem Pioneer-Navi für 1‘835 Franken beträgt der Endpreis immer noch erst günstige 42‘775 Franken. Dabei ist dann alles dabei, von den 18“-Alufelgen, Lederinterieur, Klimaautomatik, der vollständigen Sicherheitsausstattung, Allradantrieb, Sitzheizung vorn und hinten, und so fort bis zur USB- und zur Bluetooth-Schnittstelle und vielem mehr.

Unterwegs mit dem Korando
Am besten lernt man ein Auto kennen – und schätzen – wenn man es im Alltag einsetzt. Nach gebührend anerkennendem Nicken zum Giugiaro-Design fällt das aus dem letzten Jahrhundert stammende Schlüsselsystem auf. 8,5 cm lang ist der Schüssel mit dem nicht einklappbaren Bart, ein richtiger Vestontaschen-Killer. An einem Ring hängt dann ein Kästchen von rund 4 auf 5 cm als Fernbedienung für die Zentralverriegelung. Da man 50% Chance hat, es verkehrt herum zu halten, drückt man dann gerne zuerst mal auf die falsche Taste. Aber weil der Korando die „Ohren“ einzieht beim Abschliessen, resp. ausfährt beim Aufschliessen, merkt man Fehlbedienungen problemlos.
Sitzen tut man gut im Korando, Lenkrad und Sitze sind x-fach verstellbar (auch die Fondsitze können verstellt werden!). Die Ladekante hinten ist eher hoch, aber der Laderaumboden wird schön flach, wenn man die Hintersitze ablegt.

Der Motor springt sofort an, unüberhörbar ein Diesel. Leider wird der Diesel auch wenn warmgefahren nicht wesentlich leiser, aber besonders aufdringlich ist er nun auch wieder nicht. Man gewöhnt sich an den Sound. Beim Wegfahren fällt zuerst eine leichte Anfahrschwäche auf, aber sind 1‘800 Touren erreicht, verhelfen die 360 Nm zu ansehnlicher Beschleunigung. Ausser die Schaltarbeit der Automatik zu überlassen, kann der Korando auch manuell geschaltet werden: Schalthebel nach links in die manuelle Gasse. Dann genügt ein Fingerdruck nach vorn oder nach hinten an einem kleinen Knöpfchen am Schalthebel, um den nächsthöheren oder tieferen Gang einzulegen. Das gefällt. Wer nicht gern das Lenkrad loslässt, kann auch an Schaltknöpfen (D- / D+) am Lenkrad andere Gänge einlegen.

Die Lenkung ist eher zu leichtgängig, die Servounterstützung zu stark, doch ist der Fahrbahnkontakt spürbar, was Sicherheit gibt. Die Klimaanlage ist relativ einfach, sie kühlt einfach (aber wirksam). Der Bedienungsanleitung von Radio und Navi sollte man mal eine Stunde opfern; die Bedienung der Audio-/Navianlage ist nicht intuitiv erfassbar.

Die koreanischen SsangYong-Ingenieure sind Optimisten. Sie rechneten nicht damit, dass Schweizer Autobahnen grosse Ähnlichkeiten mit Pisten in Entwicklungsländern haben. So lässt einen die Federung (und die 18-Zöller) jede Rille und Unebenheit, jedes Schlagloch unserer teuren Autobahnen spüren. Und wie fanden wir den Tempomaten? – Per Zufall, ganz unten rechts neben dem Lenkrad. Aber im Gegensatz zu manch teurerem Auto hat der Korando einen!

7.5 Liter soll der Gesamtverbrauch der Automatikversion betragen, immerhin 1.1 Liter mehr als der Handschalter. Mit vorwiegend Kurzstrecken haben wir wesentlich mehr verbraucht. Bei zügiger Autobahnfahrt ist der Verbrauch gemäss Bordcomputer aber auch auf 8.1 Liter gefallen. Für die Grösse und Form des Autos und die Motorisierung ist das kein hervorragender, aber ein akzeptabler Wert. Denn (teure) spritsparende Hightech-Lösungen sind natürlich nicht verbaut, vermisst man in diesem Auto auch weniger.

Fazit
Europäisch anmutender (Giugiaro-Design), voll im Trend liegender mittelgrosser SUV (4.41m lang). Es ist alles drin, was man braucht und noch mehr. In Anbetracht der sehr vollständigen Ausstattung ist der Preis (ab knapp 24‘990 / 28‘490) wirklich sehr tief und selbst bei Vollausstattung mit unter 43‘000 Franken günstig. Mit den 7.5 Litern gemäss Werk und wahrscheinlich um die 8 Liter im Alltag ist er zwar kein Sparkünstler, aber für 175 PS / 360 Nm nicht schlecht dran. Die 5 Jahre Garantie geben Sicherheit, falls man SY doch noch nicht ganz traut.

Unsere Mäkeleien sind Jammern auf hohem Niveau, denn echte Kritikpunkte gibt’s am Korando Automatik kaum. Im Gegenteil: Es gibt ganz viele Kleinigkeiten an diesem Auto, die kaum erwähnenswert sind, aber den Komfort, die Sicherheit und den Fahrspass wesentlich erhöhen. Und vergessen wir die oft geschätzte hohe Anhängelast nicht.

Mit dem ab Juni 12 kommenden Benziner eröffnet sich noch einmal ein neues Kundensegment. Dazu sucht SsangYong Schweiz noch weitere Garagepartner, die die Marke SsangYong als Zweitmarke übernehmen wollen. Das ist ein wichtiges Kriterium, denn Herr Schweizer möchte mit seinem Auto höchstens bis ins Nachbardorf zum Service fahren – wenn überhaupt.

Btw: Zur Zeit sind noch diverse Edition-Modelle im Angebot (Swiss, Black, White), die 3‘000 bis 4‘000 Franken Kundenvorteil bieten. Dazu die neusten Sondermodelle „Quartz“ für 28‘990 (2WD), resp. 31‘490 (4WD). Müsste man profitieren davon! Auf Lagerwagen (MY11) gibt’s sogar noch 3‘500 Franken €-Bonus (Fz kommen aus Belgien).

Alles in allem: Diesmal könnte der Phönix sich endgültig aus der Asche erhoben haben. Guten Flug, Zwillingsdrache!

Heiny Volkart, VOLKARTpress