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amadefries

1. August 2024

Auf grossem Fuss

Land Rover | 0 Kommentare

Wenn man den neuen Range Rover Sport so sieht, kann man kaum glauben, dass er nur das zweitgrösste Modell der Marke sein soll. Was für ein Trumm! Ein Blick auf das Datenblatt weitet die Pupillen noch mehr: Fast 3,1 Tonnen wiegt dieses Auto – Unbeladen. Da bringt alles Low-Carb nix, wenn das Fahrzeug selbst schon […]

Wenn man den neuen Range Rover Sport so sieht, kann man kaum glauben, dass er nur das zweitgrösste Modell der Marke sein soll. Was für ein Trumm! Ein Blick auf das Datenblatt weitet die Pupillen noch mehr: Fast 3,1 Tonnen wiegt dieses Auto – Unbeladen. Da bringt alles Low-Carb nix, wenn das Fahrzeug selbst schon an solchem Übergewicht leidet. Doch gibt es natürlich Gründe für die massige Erscheinung. Gewichtige, sozusagen.

Doppelt hält besser: Die Zwillingshaifischflossen halten den Kontakt zur Aussenwelt (Antennen)

Denn unser Testwagen verfügt über die Kraft der zwei Herzen, ist ein PlugIn-Hybrid mit einer kombinierten Leistung von 550 PS. Dabei kommen 400 Pferde vom drei Liter grossen Reihensechser, weitere 150 steuert der Elektromotor bei. Eine weitere spannende Zahl: 31,8. So gross ist der Akku in kWh. Manch kleiner Elektrowagen hat nicht viel mehr zu bieten. Dementsprechend gross soll die rein elektrische Reichweite ausfallen: Über 120 Kilometer werden vom Hersteller versprochen.

Range Rover: Für jene, denen die Marke tatsächlich noch nicht bekannt ist, hat man den Schriftzug gross auf die Haube geklebt.

Ob diese und andere Versprechen gehalten werden, soll unser Test klären. Range Rover gelten gemeinhin als komfortable Optionen im der Welt der Geländewagen und SUV. Zur Verfügung steht uns ein Autobiography, also die nobelste Ausführung des Sport. Auf den vielfach verstellbaren Sitzen nimmt man gerne Platz. Ein Startknopf erweckt standardmässig nur das Elektrosystem, der Verbrenner ruht. Im Display stehen bei vollem Akku 85 Kilometer elektrische Reichweite.

Proportionen: So gross er ausfällt, so stimmig schaut der Range Rover Sport aus.

Schon bei der Ausfahrt aus der Tiefgarage zeigt sich das Luftfahrwerk von seiner guten Seite. Unebenheiten werden glattgebügelt. Dies trotz mächtiger 23-Zoll-Räder. Wenig später geht es auf die Autobahn, wo trotz der Beschleunigung auf 120 Stundenkilometer nur der Elektromotor arbeitet. Erste kleine Abstriche im Komfortbereich gibt es für die recht gut wahrnehmbaren Windgeräusche. Ansonsten alles sehr Range Rover hier drin: Gute Übersicht, sattes Fahrgefühl, hohe Sitzposition, noble Materialien. Die Füsse weilen auf hochflorigem Teppich, wie man ihn aus Grossmutters Wohnzimmer kennt. Die Türen werden im „Soft Close“-Verfahren ins Schloss gezogen. Das hat Stil.

Ganz hinten wartet ein mit 650 Liter nicht nur ziemlich grosser, sondern auch praktisch nutzbarer Laderaum. Eine kleine hochklappbare Zwischenwand mit integrierten Spanngurten hält Kleinzeug fest. Darunter gibt es Platz für die Ladekabel. Einzig die trotz abgesenkter Luftfederung etwas gar hoch liegende Ladekante könnte allfällige Umzugspläne noch durchkreuzen. Praktisch dagegen: Die Rücksitze lassen sich aus dem Kofferraum per Taste absenken und auch wieder hochklappen. Die Passagiere auf der Rückbank profitieren auch davon, nämlich in Form der elektrischen Neigungsverstellung der Rückenlehne.

Varesine Blue: Warum den Range nicht einfach mal ein wenig farbig bestellen?

Zurück auf den Platz vorne links. Die Lenkung ist feinfühlig aber leichtgängig. Praktisch für ein Auto mit diesen Ausmassen ist der relativ kleine Wendekreis. Trotzdem meidet man Parkhäuser besser, die Breite von 1,99 Meter ist dafür einfach etwas gar grosszügig ausgefallen. Die knappen fünf Meter Länge sind dagegen ebenso wenig ein Problem, wie die 1,82 Meter Höhe. Das leichte Rollen in den Kurven ist auch im Sportmodus noch spürbar. Wer es härter mag, müsste zum brutalen SVR greifen, der jedoch weder sozialverträglich noch einfach so erhältlich ist.

Nobel: Nur wenige Autos vermitteln einem so gekonnt das Gefühl, etwas besonderes zu fahren.

Etwas zu hart fallen dagegen die Schaltrucke aus, wenn der Stromvorrat einmal zur Neige gegangen ist. Erstaunlich, denn das ZF-Getriebe ist sonst für seine sehr sanften Übergänge bekannt. Überzeugen konnte dagegen das Zusammenspiel der Assistenten, gut erlebbar auf einer Fahrt auf der Autobahn, bei der das hohe Verkehrsaufkommen immer wieder zu Stillständen führt. Kein Problem für den Abstandstempomaten, der dem vorausfahrenden Auto problemlos folgt und bei Bedarf abbremst und wieder beschleunigt.

Aerodynamik: Wie viel die bündig einfahrenden Türgriffe wohl bringen?

Keine Beschleunigung mehr braucht das Bordentertainment. Die aktuelle Generation des bei Range Rover „Pivi“ genannten Systems funktioniert angenehm einfach. Wie bei allen Premiummarken ist man auch hier von den Knöpfen abgekehrt und baut auf ein während der Fahrt eher schwierig zu bedienendes Touchsystem. Problemlos funktioniert auch die kabellose Anbindung eine Apple iPhone über Carplay. Umso unverständlicher, dass es nur einen induktiven Ladeplatz und nicht deren zwei gibt. Das ist, wie irgendwie das ganze Auto, ein Anachronismus.

PHEV: Als PlugIn-Hybrid könnte der Range Rover Sport auch im Elektrozeitalter noch etwas überleben.

Und doch bemüht man sich bei Land Rover mit dem PlugIn-Modell eine Brücke in die neue Welt zu schlagen. Tatsächlich funktioniert das im Alltag bestens, denn die Reichweite erreicht durchaus respektable 85 Kilometer, was für viele Pendler ausreichen dürfte. Damit man sich den Testwagen leisten kann, braucht es mehr als „ausreichende“ finanzielle Ressourcen. Über 160’000 Franken kostet der Range Rover Sport P550e Autobiography, wobei 16’000 Franken auf Optionen entfallen. Das elegante Varesine Blue gehört ebenso dazu wie die 23 Zoll Räder. So ein Range Rover Sport lebt eben auf grossem Fuss.