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amadefries

10. November 2024

Liebling, ich hab den Jeep geschrumpft!

Jeep | 0 Kommentare

Ja, er ist auf den allerersten Blick als Jeep zu erkennen. Auch wenn er die etwas untypische senfgelbe Farbe trägt, so sind da doch genügend Ähnlichkeiten zu den Familienmitgliedern ersichtlich. Allen voran natürlich der typische Grill. Dazu kommt eine auf Geländewagen getrimmte SUV-Form und grosszügige Radausschnitte, die zusammen mit etwas mehr Bodenfreiheit auf die scheinbar […]

Ja, er ist auf den allerersten Blick als Jeep zu erkennen. Auch wenn er die etwas untypische senfgelbe Farbe trägt, so sind da doch genügend Ähnlichkeiten zu den Familienmitgliedern ersichtlich. Allen voran natürlich der typische Grill. Dazu kommt eine auf Geländewagen getrimmte SUV-Form und grosszügige Radausschnitte, die zusammen mit etwas mehr Bodenfreiheit auf die scheinbar vorhandene Offroadkompetenz hinweisen sollen.

Gute Aussicht: Die Übersicht stimmt und das Ambiente ist einladend.

Doch an unserem Jeep Avenger sind zwei Dinge völlig un-jeepig: Die Grösse und der Antrieb. Erstere muss schon eher als Kompaktheit bezeichnet werden. Er wurde quasi geschrumpft: Gerade mal 4,08 Meter misst der Kleine in der Länge und auch die Breite fällt mit 1,76 Meter eher gering aus. Damit die Proportionen wieder passen, misst er in der Höhe 1,53 Meter. Zum Vergleich: Ein Renault Clio oder auch ein VW Polo kommt auf 4,05 Meter Aussenlänge, in der Breite leistet sich der Franzose sogar noch 3 Zentimeter mehr. Jetzt also zum Antrieb: Unser Testwagen ist ein reiner Elektriker, der nur die Vorderräder antreibt. Im Prinzip ein absolutes Sakrileg, doch auch Jeep muss sich den Bemühungen zur Reduktion des CO2-Ausstosses anschliessen. Somit dürfte man froh um die elektrische Ergänzung im Portfolio sein. Und weitere werden folgen, als nächstes der elektrische Jeep Compass.

Jeepig: Wer diese Front sieht, weiss, hier kommt ein Jeep.

Ich stelle den Kompass nun aber wieder etwas mehr auf den elektrischen Avenger ein, den es übrigens auch als Vollhybrid (100 PS plus 29 PS Elektromotor) und reinen Benzin-Verbrenner (100 PS) gibt. Der Electric Avenger kommt auf 153 PS und gehört in die Familie der kompakten Stellantiselektromodelle auf der Plattform e-CMP. Dort stehen beispielsweise auch Opel Mokka, Citroën ë-C4, DS3, Peugeot e-208, Fiat 600e oder Alfa Junior drauf. Fahrer:innen dürften auch auf das Interieur des US-Amerikaners stehen, der übrigens in Polen gebaut wird. Der Streifen in Wagenfarbe bringt nicht nur Pep in den Innenraum, sondern wirkt im Zusammenspiel mit den anderen Materialien durchaus wertig. Die grosszügigen Ablagen beinhalten vorne auch eine mit Abdeckung, die auch die induktive Ladestation für das Smartphone beheimatet. Dazu kommt das grösste Handschuhfach, das ich je gesehen habe.

Also drücke ich den Startknopf und dann in der Knopfleiste am unteren Ende der Mittelkonsole auf D. Doch nichts rührt sich. Der Avenger braucht offenbar seine Zeit, bis er ready für den Start ist. Also ein zweiter Tastendruck und jetzt kann es tatsächlich losgehen. Die grosse Frontscheibe und die flache Haube ergeben eine übersichtliche Front, was heute doch eher selten ist. Ja, man sieht tatsächlich noch die Motorhaube vom Fahrersitz aus. Darunter gibt’s übrigens leider keinen Frunk. Seitlich führen die steil aufragenden Seitenwände zu einem grosszügigen Raumgefühl, das nicht an einen Kleinwagen erinnert. Dazu kommt, dass er auch richtig erwachsen fährt. Die gelungene Fahrwerksabstimmung ist ausgewogen, bügelt auch mal gröbere Fahrbahnunebenheiten weg. Die Lenkung ist leider zu leichtgängig und gänzlich gefühllos. Die Rekuperation ist nur schwach spürbar, nimmt auch beim Wechsel in den B-Modus nicht stark zu. Um anzuhalten muss ich immer die Bremse betätigen. Das liesse sich eleganter lösen.

SUV: Das steil aufragende Heck passt zum Offroad-Look

Doch im Stadtverkehr bewegt man sich dafür umso eleganter. Klar, mit so kompakten Ausmassen passe ich mit dem Jeep in jede Parklücke. Für eine etwas frechere Fahrweise empfiehlt sich der Sportmodus, der sich auf der Mittelkonsole via Drive-Modes-Schalter aktivieren lässt. Ebenso gibt es dort neben Eco und Normal je eine Einstellung für Schlamm, Schnee und Sand. Doch mangels Allradantrieb dürften diese dann doch eher der Show dienen. Und da sind wir sofort wieder beim Auftritt des Jeep Avenger. Das fängt schon bei der Lackfarbe Sun Yellow an und führt über diverse kleine Eastereggs zu vielen Jeep Schriftzügen am Fahrzeugen.

Eastereggs: Kleiner Originaljeepgrill im unteren Frontgitter und Sternengucker in der Frontscheibe

Vorne findet sich ein kleiner Original-Jeep-Grill als Dekoelement im Stossfängerbereich. Diverse Jeep-Logos wurden innen und aussen grosszügig verteilt. Dazu findet man auf der Frontscheibe vor dem Lenkrad einen winzig kleinen Beobachter mit Fernrohr. Beobachten konnte ich im Test auch die Fähigkeiten der Assistenten des Avenger. Praktisch ist die 360°-Kamera, die das Auto aus der Vogelperspektive zeigt. Aufgezeichnet wird aber erst, wenn der Rückwärtsgang eingelegt wird, weshalb zunächst ein Teil der Darstellung ohne Kamerabild auskommen muss. Der Abstandstempomat funktioniert einwandfrei, der Spurhalteassistent zeigte sich dagegen als eher bockig. Häufig „sah“ er die vorhandenen Linien nicht oder dann bestand er zu sehr auf seinem Kurs, was meist zum Ende des jeweiligen Versuchs führte. Hier hat man beim kleinen Jeep also noch Nachholbedarf. Wobei es positiv hervorzuheben gilt, dass die entsprechende Technik bei einem so kleinen Auto an Bord ist.

Doch das kleine Auto ist auch nicht ganz gratis. So wie getestet kostet der Jeep Avenger Summit 46’590 Franken, wobei die einzige gewählte Option die Zweifarbenlackierung mit schwarzem Dach ist. Sicher, viel Geld für einen Kleinwagen, auch wenn dieser vollständig ausgestattet ist. Im Alltag spart man dann durch die niedrigeren Betriebskosten gegenüber einem Verbrenner wieder einiges an Geld ein. Besonders sparsam ging der Avenger im Test mit dem Strom allerdings nicht um, brauchte etwas mehr als 19 kWh auf 100 Kilometer. Somit liegt die Reichweite in der Praxis bei 280 – 300 Kilometer. Um in die Nähe der versprochenen 400 Kilometer zu kommen, müsste man wohl meist im Eco-Modus unterwegs sein. Im Test habe ich weitgehend darauf verzichtet, weil dann die Leistung relativ stark reduziert wird.

Farbe: Den Avenger findet man in jedem Parkhaus

Wer sich den „geschrumpften“ Jeep gönnt, kann ihn auch als Erstwagen nutzen. Er bringt genug Platz und Sicherheitsausstattung mit, dass man auch mit der kleinen Familie mit ihm unterwegs sein mag. Zudem macht sein fröhliches Boom-Check-Blinkergeräusch nach anfänglicher Irritation einfach gute Laune. und dann schaut er doch einfach knuffig aus. Dafür, dass Jeep nur Ruby Red als aufpreisfreie Farbe anbietet, verdienen die US-Amerikaner ein besonders Lob. So tragen die Avengers zu etwas bunterem Leben auf unseren Strassen bei. Davon dürften sich auch die erwachsenen SUV anderer Marken gerne eine Scheibe abschneiden.