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zuendung

1. Juli 2014

Nach der Fitnesskur

Land Rover | 0 Kommentare

Was hat der Range Rover Sport abgespeckt. Um unglaubliche 420 kg je nach Version wurde gegenüber seinem Vorgänger erleichtert. Das ist etwa so, als würden vier Sumoringerjunioren aus dem Auto steigen. Gleichzeitig hat er unter der Haube an Schlagkraft zugelegt. Denn aus dem Jaguar F-Type bekommt der Sport ein Herz mit satten 340 PS spendiert. […]

Was hat der Range Rover Sport abgespeckt. Um unglaubliche 420 kg je nach Version wurde gegenüber seinem Vorgänger erleichtert. Das ist etwa so, als würden vier Sumoringerjunioren aus dem Auto steigen. Gleichzeitig hat er unter der Haube an Schlagkraft zugelegt. Denn aus dem Jaguar F-Type bekommt der Sport ein Herz mit satten 340 PS spendiert. Am auffälligsten ist aber die neue adrette Hülle. Und auch innen hat er sich herausgeputzt.

Der Range Rover Sport der ersten Generation wurde 8 Jahre lange gebaut. Im letzten Jahr wurde das Erfolgsmodell dann abgelöst. Und wenn man die beiden direkt nebeneinander sieht, kann man gar nicht glauben, wie alt der Alte nun auf einmal ausschaut. Für sich betrachtet macht der aufrechte, eckige MkI noch immer eine gute Figur. Aber der Neue spielt nun wirklich in einer ganz anderen Liga. Er wagt einen Schritt weg von der klassischen Range-Rover-Form, hin zu einem Look, der ganz gezielt Anleihen beim Erfolgsmodell Evoque nimmt. Die geducktere Silhouette lässt ihn nun auch tatsächlich etwas sportlicher ausschauen. Hinten wichen die "gestapelten" Rückleuchten einer eher horizontal orientierten Variante, wie man sie in ähnlicher Form vom kleinere Bruder kennt. Vorne erinnert das etwas verschnörkelte Tagfahrlicht unverblümt an den "grossen" Range. Gesamthaft betrachtet eine optisch überaus gelungene Kombination, die den fortschreitenden Erfolg dieses Modells ganz bestimmt nicht behindern wird.

Beim Einsteigen ist allenfalls die schiere Höhe ein leichtes Hindernis. Auf dem Fahrersitz angekommen geniesse ich den Ausblick und drücke natürlich sofort den Startknopf. Mit einem etwas vorwitzigen Bellen erwacht der V6, was ich aber nur dank der noch offenen Fahrertüre wahrnehme. Ist die Pforte zu, schwelgt man im puren Luxus, der auch mit einer gewissen Ruhe einher geht. Unglaublich, wie viel feines Leder und hochfloriger Teppich hier verbaut und verlegt wurde. Natürlich ist nicht alles davon serienmässig mit dabei. Der Basispreis des hier getesteten TDV6 liegt bei 98'600 Franken. Das Testauto kostet 131'700 Franken. Über die Zusatzausstattung alleine könnte man einen Roman schreiben, was wir hier natürlich unterlassen. Erwähnt sei aber der Havana genannte Lack, der für 2800 Franken einen von Dunkelgrau nach Braunschimmernd wechselnden Look bietet, was äusserst edel wirkt.

Edel ist auch die Art der Fortbewegung, solange ich das Gaspedal nur leicht streichle. Die 8-Gang-Automatik sortiert die Gänge souverän und nahezu unmerklich. Anders als im grossen Range steht hier übrigens ein "richtiger" Wählhebel zur Verfügung und nicht bloss ein Wählrad. Dafür entfällt aber auch die Show dessen Auftauchens. Die Lenkung ist zwar sehr leichtgängig, was aber nicht zu Lasten ihrer Präzision geht. Kurven gelingen trotz sehr stattlichen Ausmassen perfekt. Der grosse Wagen fühlt sich locker eine Klasse kleiner an. Die britischen Ingenieure haben einen feinen Kompromiss gefunden. Ohne grosses Wanken aber dennoch mit angemessenem Komfort schafft der Sport Biegungen aller Art. Also wollen wir den Jaguar unter der Haube mal etwas reizen: Auf den Vollgasbefehl folgt heiseres Fauchen aus der Ferne. Der ZF-Automat scheint sich kurz etwas zu verschlucken ob so viel Vorwärtsdrang. So bleibt die Beschleunigung angenehm aber auch relativ unspektakulär. Wer den Sport lieber noch schneller hätte, muss zum 510 PS starken V8 greifen, der in fünfeinhalb Sekunden auf Hundert rennt.

Ein Range Rover wäre kein Range Rover, würde er nicht auch abseits der befestigten Strasse brillieren. Wir testen das mit einem etwas ausgefalleneren Parkmanöver. An einem Hang wird er neben seinem Vorgänger platziert. Das Gras ist nicht ganz trocken, was die Aufgabe noch erschwert. Rückwärts wieder rauf sollen die schweren Brocken. Ob das mit den All-Season-Pneus klappen kann? Tatsächlich schlägt er seinen Vorgänger auch dank aktivierten Geländefunktionen souverän. Mit nur leicht durchdrehenden Rädern kriecht er den Grashang hinauf, als wäre es das Leichteste der Welt. Erstaunlich. Auch wenn in der Praxis das verstellbare Luftfahrwerk kaum je wirklich gebraucht werden dürfte, ist es doch immer gut zu wissen, dass man könnte, wenn man denn wollte oder müsste. Unter dem gleichen Motto laufen wohl die beiden Sitze im Kofferraum, die den Sport zu einem "5+2" machen. Elektrisch lassen sich die zwei Notsitzgelegenheiten ausfahren. Naja, dieses Extragewicht kann man sich auch sparen.

Sparsam ist der Brite trotz meines meist leichten Gasfusses natürlich nicht geworden. Auch nach der Fitnesskur bringt er es immer noch locker auf über 2,1 Tonnen. Damit sind sozialverträgliche Spritverbräuche nun mal einfach unmöglich. Fragt sich nur, wie nahe man der Werksangabe von 10,7 Liter in der Praxis kommen kann. Im Test waren es dann 13,1 Liter auf 100 km. Auch wenn die Kundschaft ganz bestimmt nicht aus Rappenspaltern bestehen wird, dürften die Dieselalternativen auch in der Schweiz bevorzugt werden, zumal es mit dem V8 dort ein gleich starke Variante im Programm gibt.

Dennoch bleibt die Kombination des sportlichen Kompressor-V6 mit der sportlichen Hülle und dem souveränen Fahrwerk attraktiv. Wer den Range Rover Sport tatsächlich getreu der Modellbezeichnung bewegen möchte, ist mit dieser Motorisierung gut bedient, weil sich der hochdrehende Sechser dann so richtig austoben kann. Zur fast schon plüschigen Verwöhnausstattung des Testwagens mag das nur begrenzt passen. Eher schaue ich etwas angewidert auf die ML63, Cayenne Turbo und X5 M hinab, als dass ich mich mit ihnen würde messen wollen. Selbst als Sport zelebriert ein Range Rover eben stets eine gewisse Souveränität die ihresgleichen sucht. Das bleibt auch in der neuen, massiv gewichtsreduzierten Auflage so.