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zuendung

1. August 2011

M, einfach M

Infiniti | 0 Kommentare

Beim einen Premiumhersteller steht M für besonders sportliche Autos, beim andern bedeutet M gross und fett, bei der japanischen Edelmarke Infiniti steht das M einfach für besonders hochklassige Limousinen. Als die zum Nissan-Konzern gehörende Marke Infiniti sich dazu entschloss, vermehrt auch in Europa Autos abzusetzen, lancierte sie vor einem Jahr nicht nur die mittelgrossen G-Modelle […]

Beim einen Premiumhersteller steht M für besonders sportliche Autos, beim andern bedeutet M gross und fett, bei der japanischen Edelmarke Infiniti steht das M einfach für besonders hochklassige Limousinen.

Als die zum Nissan-Konzern gehörende Marke Infiniti sich dazu entschloss, vermehrt auch in Europa Autos abzusetzen, lancierte sie vor einem Jahr nicht nur die mittelgrossen G-Modelle (Limousinen, auch mit Allradantrieb, Coupé und Cabrio), den Crossover EX und den riesigen SUV namens FX, sondern auch die relativ neue M-Reihe.

Während die G-Modelle in etwa auf die Dreier-BMW, die C-Klasse von Mercedes oder die A4/A5 von Audi zielen, ist der M eine Nummer grösser und kann mit E-Klasse, 5er BMW, A6 oder Jaguar XF und Citroën C6 verglichen werden.
Mit knapp 4.95 Meter ist der M zum Beispiel rund 2 – 3 cm länger als der neue Audi A6. Über Geschmack oder Schönheit kann man trefflich streiten. Infiniti hat es immer fertig gebracht, Autos harmonisch zu designen, die äussere Erscheinung strahlt bei aller geballten Kraft immer Eleganz und Harmonie aus. Der neue A6 wirkt länger, dynamischer und moderner, der M daneben, je nach Blickwinkel, vielleicht sogar etwas barock, aber die ab Mitte der hinteren Türen bis über die Hinterachse leicht angehobene Linie hat etwas von einer zum Sprung ansetzenden Raubkatze. Erfunden hat Infiniti diese Linienführung nicht, sie findet sich auch bei vielen sehr potenten Sportwagen.

Eingeführt hier in Europa und damit der Schweiz wurden zuerst die Benzinermodelle, die M37 heissen. Der 3,7 lt.-V6 mit 320 PS wird schon seit längerem auch in G- und EX-Modellen eingebaut. Im Zeichen von Downsizing, Benzinsparen und CO2-Denken, ist dieser Kraftbrocken, der nicht unter 10 Liter zu bewegen ist, wohl nicht der Motor der Zukunft.

Infiniti baut bereits in andern Modellen einen in Frankreich gebauten 3-Liter -Turbodiesel ein, der weniger kraftvoll auch in Renault- und Nissanmodellen Verwendung findet, als 238 PS-Version mit 550 Nm (bei 1‘750 U/min) aber Infiniti exklusiv zur Verfügung steht. Bereits im EX machte dieser Motor ausserordentlich viel Freude, in jeder Beziehung, ob im Durchzug oder dem Sound, vor allem aber auch im Verbrauch.

Wir bemühten uns deshalb um einen M mit Dieselmotor. Wegen der Erdbeben- und Flutkatastrophe in Japan hatten die neuen Modelle etwas Rückstand, aber endlich klappte es. Unser Testwagen war noch so neu, dass er noch nicht definitiv immatrikuliert war und wir ihn mit Garageschildern zur Verfügung hatten. Vielen Dank für das Vertrauen.

M30d AT S Premium
Der günstigste M kostet als M37 mit Automatik CHF 76‘080, als M30d CHF 78‘580, (zum aktuellen Europreis und MwSt.-bereinigt rund 15‘000 Franken mehr als in Deutschland). Das sind zwar relativ hohe Einstiegspreise, aber geschätzte 95% dessen, was Käufer vergleichbarer Autos dann noch dazu bestellen, ist hier serienmässig schon eingebaut.
Je nachdem, ob man mehr Wert auf Komfort oder auf Sportlichkeit legt, kauft man den M als GT oder GT Premium (Komfort) oder eben als S und S Premium.

Unser Testwagen (M30d S Premium) ist in ungefähr das Topmodell und kostet aktuell 96‘665 Franken. Als Zubehör kann man noch für 390 Franken ein Notrad kaufen (statt nur Reparaturset) und 1‘450 Franken kostet die Metallic-Lackierung. Alles Andere ist dabei, sodass der Endpreis nicht 30‘000 oder 40‘000 Franken über dem Grundpreis liegt (und das Eine oder Andere hat man dann noch vergessen zu bestellen), sondern ziemlich genau 98‘000 Franken beträgt. Damit hat man zwar ein nicht billiges Auto, aber ein vollständig ausgerüstetes Oberklasse-Auto, das es bezüglich Umfang und Aktualität der Ausrüstung, Technik und Qualität, durchaus mit Selbstbewusstheit aufnimmt mit der europäischen etablierten Konkurrenz und erst noch mindestens 10‘000, eher 20‘000 Franken günstiger ist. Kenner billigen dem Infiniti durchaus auch Prestigewirkung zu, die sich beim Wiederverkaufswert aber (vermutlich) nicht niederschlägt.


Zugegegen, es hat da etwas gar viele Knöpfe und Knöpfchen, aber man hat sie relativ schnell "im Griff".

Treten wir näher
Das Schlüsselkästchen bleibt in der Tasche, Knöpfchen drücken an einer der Vordertüren genügt und die M-Türen sind entriegelt. Wunsch: Dass man das auch von den hinteren Türen aus tun kann. Weil das Lenkrad beim letzten Aussteigen nach vorn oben geschwenkt ist und der Fahrersitz nach hinten gefahren, können auch beleibtere ältere Herren bequem Platz nehmen. Das Interieur ist, wie gewohnt von Infiniti, vom Material, der Gestaltung und Farbgebung her, recht edel, die Sitze bequem, aber fest. Nach Drücken des „Start Engine“-Knopfs fahren Lenkrad und Sitz wieder in die korrekte Position. Ein Diesel ist das? Hört man kaum. Dank der Rückfahrkamera ist das Rangieren aus der engen Garage (relativ) problemlos.
Dank 550 Nm schon ab 1‘750 U/min rauscht die 1‘845 Kg wiegende Limousine bei Bedarf schon ab Stillstand fast ab wie eine Rakete. In 6,9 Sekunden müsste Tempo 100 erreicht sein.
Die verschiedenen Sicherheitsassistenten sind unter dem Begriff «Dynamisches Safety-Shield-Paket» zusammengefasst.
Befasst man sich bspw. zu sehr mit den Instrumenten und den vielen Knöpfen und droht die Fahrspur zu verlassen, warnt ein gelbes Signal und ein „bibibip“ der LDW (Lane Departure Warning), dass man die Fahrrichtung korrigieren sollte. Tut man das nicht, hilft das Auto sogar, wieder zurück auf die eigene Spur zu finden.
Auf der Autobahn gewöhnt man sich auch sehr schnell an das Abstandsradar, sprich ICC (Intelligent Cruise Control), IBA (Intelligent Brake Assist) und vor allem auch die DCA (Distance Control Assist). Man wird sogar gewarnt, wenn man ungebremst auf ein stillstehendes Auto losfährt, wenn man die Funktionen gar nicht aktiviert hat. Sicherheit geht eben vor. Wer hat noch nie ein sich im toten Winkel schräg hinter einem fahrendes Auto erst bemerkt, als der gehupt hat, weil man ihn beim Ausschwenken auf die Überholspur nicht beachtet hat? Der Infiniti M hat innen links und rechts je eine orange Leuchte, die aufleuchtet, sobald sich links oder rechts ein Auto im toten Winkel befindet. Praktisch.
Was das alles kostet? Nichts, ist im Preis inbegriffen – und noch mehr!

Somit hindert einen eigentlich nichts daran, ruhig und gelassen dahin zu rollen oder auch dynamisch und aktiv zu fahren. Doch, etwas hindert: Der Lärm, den die 20“-Bridgestone Potenza machen. Gemäss Auskunft von Infiniti habe der Testwagen zu grosse Felgen montiert, was der Grund für die (bekannten) Lärmimmissionen sei.

Apropos gelassen oder dynamisch: Selbstverständlich verfügt die 7-Gang-Automatik, die man mittels Schaltwippen am Lenkrad auch von Hand schalten kann, über vier Fahrmodi. Snow braucht man im Sommer nicht, aber im Eco schaltet er nicht so oft und spart damit Diesel (sehr angenehmes Langstreckenfahren), im Normalmodus kann man schon recht rassig fahren und im Sportmodus fährt man am besten ohne empfindliche Passagiere.

Infiniti bemüht sich, wie gesagt, um Harmonie. So verwundert es nicht, dass man sich nicht einfach mit einer Klimaanlage oder Klimaautomatik zufrieden gibt. In den Premium-Modellen gibt es die Funktion «Forest Air» mit Brisen-Modus (), automatischer Umluft , Luftreiniger und anderem Chichi, vor allem aber reichern ätherische Öle die einströmende Luft an. Sehr diskret und unaufdringlich, wirkt (offenbar) auch beruhigend und ist echt viel weniger blöd als es hier tönt.

Das Glasschiebedach ist serienmässig bei allen M, die doppelt verglasten Seitenfenster dämmen Aussenlärm, …. Es ist halt ein Premiumauto der Sonderklasse. Nicht zu vergessen ist das bei allen Infiniti eingebaute nostalgische Analogührchen, das bei allen Insassen positive Erwähnung findet.

Die Fahreigenschaften sind, bezogen auf die Grösse des Autos, vorbildlich und auch wenn ein Audi, BMW oder Benz noch etwas flinker um die Ecken wetzen sollte, für den Alltag und die alltäglichen Notsituationen ist der M gerüstet. Schliesslich steht ja auch das Wissen eines der grossen Player im Automobilbau, Nissan, dahinter.

Infiniti hat seit neustem drei Verkaufsstandorte, neben Genf und Zürich (Seebach) ist neu auch Basel (Kaiseraugst) dazu gekommen. Für den Service und Reparaturen werden die Autos bei den Kunden daheim abgeholt und anschliessend zurückgebracht, dies während drei Jahren oder 100‘000 Km. Ersatzteile inbegriffen (ohne Flüssigkeiten und Reifen). Und die Mobilitätsgarantie (Infiniti Touring Assistance) kümmert sich überall und jederzeit um das Auto, selbst wenn «Sie nicht mit Ihrem Infiniti unterwegs sind».

Zusammenfassung
Die M-Reihe von Infiniti misst sich selbstbewusst mit etablierten Premiumbewerbern wie E-Klasse, A6, 5er, XF oder C6, und ist auch vollständig ausgerüstet für unter 100‘000 Franken zu haben. Während der Benzinmotor (M37) nicht mehr so recht in die heutige Zeit passt, ist der M mit dem 3-Liter-V6-Diesel up-to-date, sowohl leistungsmässig, als auch was den Verbrauch angeht. Bei letzterem haben allerdings Audi und Mercedes die Nase ganz vorn.

Seine Form wirkt harmonisch, von der Seite auch sportlich, von hinten eher etwas barock. Die verwendeten Materialen sind hochwertig und die Farbgebung sehr geschmackvoll.

Die 450 Liter Kofferraumvolumen (50 Liter weniger als im Benziner) sind Normalmass für diese Art Auto. Der Tank fasst 80 Liter, womit wir beim Verbrauch wären. Wie alle Diesel fährt auch der M30d am sparsamsten auf Langstrecken. 7,5 Liter lautet die Werksangabe für den kombinierten Verbrauch. Im sparsamen Autobahnverkehr haben wir sogar nur 6,54 Liter verbraucht (Anzeige Bordcomputer 7,1 lt.). Wenn viele Kurzstrecken zu fahren waren, stieg die Bordcomputeranzeige jeweils ständig an: 7.5, 7.6, … bis auf 8.0, effektiv waren es dann gemessene 8,29 Liter. Wird das Auto als komfortabler Reisewagen gefahren, sind die 7,5 Liter absolut erreichbar und realistisch. Dies entspricht 199 g CO2 pro Km und der Effizienz-Kategorie D.

Schade, dass auch der Infiniti M kein Tagfahrlicht aufweist, schade, dass die 20-Zoll-Reifen so laut sind. Es kam während des Tests vor, dass sich die Elektronik irgendwie verschluckte und Cruise Control und Lane Assist dann nicht mehr funktionierten. Schnell rechts ran, Motor aus, Motor an und schon war alles wieder OK. Genau wie der Reset beim PC .

Neu gibt es nun auch vom M einen Hybriden, namens M35h. Er verfügt über einen 3,5 Liter-V6-Benziner und einen Elektromotor, der primär Treibstoff spart. Er hätte eigentlich ab Frühjahr im Handel sein sollen, doch hat Erdbeben und Tsunami eine Verspätung auf die Marschtabelle verursacht.

Heiny Volkart, VOLKARTpress