Seite wählen

zuendung

5. September 2005

Gruppen-sechs

Honda | 0 Kommentare

Die Idee ist nicht wirklich neu. Drei Sitze in der ersten Reihe gab schon in den Varianten besonders rostig (Matra Bagheera), besonders schnell (McLaren F1) und besonders skurril (Fiat Multipla vor dem Facelift). Das sechssitzige Van-Konzept des letzteren wurde vergangenes Jahr von Honda aufgegriffen. Die Japaner haben ihrer Kreation das kryptische Kürzel FR-V verpasst, dessen […]

Die Idee ist nicht wirklich neu. Drei Sitze in der ersten Reihe gab schon in den Varianten besonders rostig (Matra Bagheera), besonders schnell (McLaren F1) und besonders skurril (Fiat Multipla vor dem Facelift). Das sechssitzige Van-Konzept des letzteren wurde vergangenes Jahr von Honda aufgegriffen. Die Japaner haben ihrer Kreation das kryptische Kürzel FR-V verpasst, dessen exakte Bedeutung dem Kaufinteressenten verborgen bleibt.

Was dem Betrachter hingegen sofort auffällt, dass die Mercedes-Benz-Designabteilung sich den FR-V ziemlich genau angesehen und für gut befunden haben muss, schließlich ist ein ähnliches Styling bei den Schwaben als B-Klasse zu finden. Wer hat gesagt, dass nur die Asiaten kopieren können? Wie dem auch sei, der Honda schaut für einen Van recht sportlich aus, ohne sich CST (Compact Sports Tourer – Amade hat sich mit diesem Konzept ja schon näher befasst) nennen zu müssen – FR-V klingt eh' schon kryptisch genug. Rot steht dem Japaner übrigens richtig gut, aber inzwischen ist sowieso alles besser als silber. Innen tut sich dagegen ein Orgie in schwarz für sechs auf.

Die sechs Einzelsitze lassen sich in diverse Positionen verschieben, falten oder ausbauen, doch sie sind schwarz. Tiefschwarz. Zu allem Überfluss schlägt Honda den Innenraum mit Stoffen aus, die nur schwer von den Überbleibseln der bevorzugten Van-Klientel – gemeinhin Familien – zu befreien ist. Böten die Sitze den Insassen genau soviel Halt wie Bröseln, Fusseln und Haaren, ließe sich der erhöhte Reinigungsaufwand eventuell verschmerzen. Dem ist allerdings nicht so. Der Körper erfährt lediglich einseitige Unterstützung durch die Nähe zur Karosserie, denn die äußeren Sitze sind dicht an den Türen montiert. Anders wäre der FR-V wohl zwei Meter breit geraten. Dabei wäre Seitenhalt durchaus wünschenswert, denn der Japaner ist ein durchaus fahraktives Auto. Die Lenkung vermittelt guten Kontakt zur Straße und ist ausreichend direkt, das Sechsganggetriebe überzeugt mit Honda-typischer Präzision und kurzen Wegen. Zudem ist der Schalthebel äußerst griffgünstig in der Armaturentafel unmittelbar neben dem Lenkrad platziert – besser geht's nicht.

Den restlichen Fahrspaß besorgt der jüngst zum "Engine of the year" gekürte i-CDTi-Diesel mit 2,2 Liter Hubraum und 140 PS. Die Auszeichnung trägt dieses Triebwerk definitiv zu Recht, es dürfte kaum einen laufruhigeren Selbstzünder mit einer ähnlich homogenen Leistungsentfaltung geben. Nur in punkto Drehfreude hat er mit 150 PS-CDTi-Motor von Opel seinen Meister gefunden, aber dieses Triebwerk stammt ja auch von Alfa Romeo.

Doch zurück in den Honda. Dass ein Sechssitzer nicht unbedingt die Kurvengeilheit auf vier Rädern darstellt, dürfte klar sein. Doch der FR-V macht seine Sache gut. Die Karosseriebreite von 1,81 Meter erzieht den Van zusammen mit dem erträglich straff abgestimmten Fahrwerk zu einem Freund weit geschwungener Landstraßen. Wie eingangs erwähnt, setzten hier die Sitze das Limit. Auf der Autobahn schwingt sich dann der Japan-Multipla auf der Drehmomentwelle seiner 340 Newtonmeter in Tachoregionen etwas oberhalb der 200 km/h-Marke auf. Dabei wahrt der Diesel stets sein Gesicht, pardon, seine akustische Zurückhaltung. Derweil können die ein bis sechs Insassen die etwas basslastigen Klänge aus dem ansonsten ausgesprochen guten Soundsystem genießen oder sich der ausgezeichneten Rundumsicht erfreuen. Erstaunlich, wie viel Spaß ein Van machen kann – ohne dass er sich das Attribut "Sport" auf die Fahnen schreiben muss. Doch wie bei den anfangs aufgezählten Drei-in-einer-Reihe-Autos gilt vermutlich auch für den wirklich gelungenen Honda FR-V die Titelzeile eines Tocotronic-Songs: Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit.