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zuendung

21. September 2008

Sympathischer Zwerg mit grüner Mütze

Citroën | 0 Kommentare

Sympathischer Zwerg mit grüner Mütze Citroën C3 1.4 GNV *Nach dem kleinen Lieferwagen wollten wir auch noch eine mit Erd-/Biogas-betriebene kleine Limousine testen. Warum nicht den C3, der sich seiner rundlichen und nicht alltäglichen Formen wegen grosser Beliebtheit erfreut und eben, mit umweltfreundlichem Bio- oder Erdgas betrieben wird.* Wenn man etwas drauf achtet, fällt auf, […]

Sympathischer Zwerg mit grüner Mütze

Citroën C3 1.4 GNV

*Nach dem kleinen Lieferwagen wollten wir auch noch eine mit Erd-/Biogas-betriebene kleine Limousine testen. Warum nicht den C3, der sich seiner rundlichen und nicht alltäglichen Formen wegen grosser Beliebtheit erfreut und eben, mit umweltfreundlichem Bio- oder Erdgas betrieben wird.*

Wenn man etwas drauf achtet, fällt auf, dass der Citroën C3 offenbar ein bei Hausfrauen beliebtes Einkaufsäwägelchen ist. Mit seinen nur gerade 3,85m Länge passt er gut in die Parklücke im Einkaufscenter und im Stadtverkehr ist er handlich. Trotzdem weist er 5 Sitzplätze auf, sodass auch die Kinder und/oder die Schwiegermama mitgenommen werden können. Und es gibt ihn als Erdgasmodell. Was bei uns CNG heisst (Compressed Natural Gas), heisst bei den Franzosen einfach GNV, was Gaz Naturel pour Véhicules heisst.

Wie man sich schon gewundert hat, dass damals Peugeot/Citroën ihren Technologievorsprung beim Dieselpartikelfilter nicht werbetechnisch ausnutzten, als die deutschen Autoproduzenten damit heillos im Rückstand waren, erstaunt auch jetzt, dass Citroën sein Erdgasmodell nicht aktiv bewirbt. Im 27-seitigen Prospekt ist zwar von "Mehr Umweltschutz" die Rede und dass die Motoren des C3 "auf grösstmögliche Umweltverträglichkeit ausgelegt" seien. Erwähnt werden aber nur die Benziner und Diesel. Kein Wort über den Biogasmotor.
Auch in einer separaten Werbebroschüre namens C-News werden C3 zu Promopreisen angeboten, vom trendigen Erdgasmodell kein Wort. Eigenartig.
Aber es gibt ihn! Wir sind ihn gefahren!

Den kleinen C3 (darunter gibt's ja sogar noch den C1 und den C2) kann man mit einem 60PS-1124er Motörchen haben. Zur Zeit unseres Tests gab's ihn in der billigsten Ausführung (genannt X) grad zum Promopreis (mit gedruckter Preisliste!) für Fr. 14'990 (statt 17'960).
Die 15,9 Sekunden von 0 auf 100 machen ihn nicht zur Rakete, der Gesamtverbrauch von 6 Litern nicht zum Sparkünstler und die 143 g/km CO2 nicht zum Umweltschoner.

Diverse 1400er sind erhältlich, 75 und 90 PS als Benziner, mit 75 PS als Diesel und mit 68 PS als GNV (Erd-/Biogas). Für rassige Fahrer gibt es einen 1600er Benziner mit 110 PS (handgeschaltet knapp 24'940, als Automat Fr. 27'140), sowie einen sehr sparsamen 1600er Diesel mit ebenfalls 110 PS (4,5 Lt. gesamt!), der allerdings netto fast 30'000 Franken kostet.

Der C3 GNV mit dem 1400er 68PS-Motor hat einen Nettopreis von Fr. 24'235. Wenn man berücksichtigt, dass der 1400er Benziner mit 90 PS statt der normalen Fr. 23370 zum Promopreis von Fr. 19'990 abgegeben wird, muss man schon sehr Fan sein, den Mehrpreis von weit über 4000 Franken zu bezahlen, um den erdgasbetriebenen C3 zu kaufen.

Unser Testwagen
Unser C3 1.4i GNV wiegt gemäss Fahrzeugausweis 1'158 Kg. Die Zuladung des 5-Plätzers beträgt 352 Kg. Ebenfalls gemäss Fz-Ausweis beträgt die Leistung 54 kW (73,5 PS). Gemäss Prospekt/Preisliste dürften es nur 68 PS sein (49 kW).
Es stimmen aber auch noch andere Angaben nicht. Für alle C3 wird ein Kofferraumvolumen von 308 Lt. angegeben (1155 Lt.) bei umgelegten Rücksitzen. Da die Erdgastanks unter dem Kofferraum angeordnet sind, ist dadurch der Kofferraum aber viel kleiner geworden.

Die Internetseite von "erdgas mobil" (www.erdgasfahren.ch) gibt hier viel genauere Angaben:
Mit Erdgasantrieb 68 PS, mit Benzinantrieb 73 PS.
Drehmoment mit Erdgas 108 Nm, mit Benzin 116 Nm.
Beschleunigung 16 Sek. mit Erdgas, 14,5 Sek. mit Benzin.
Reichweite: für 220 Km reiche das Erdgas, für 690 Km das Benzin, total also 910 Km.

Der Verbrauch (dessen Angabe auf der Citroën-Preisliste ebenfalls unbrauchbar ist) soll gemäss erdgasfahren.ch Gesamt 4,3 Kg Erdgas betragen (was 6,3 Lt. Benzin entspräche). Bei Benzinbetrieb würden 6,5 Lt. Bleifrei 95 durchrollen.

Unsere Erfahrungen
Ein gefälliges Wägelchen, mit bequemen Sitzen und gefälliger Schaltung. Nicht zu klein und nicht zu gross. Ausreichende bis gute Sicherheitsausstattung mit Front – und Seitenairbags, ABS mit Bremskraftverteiler, Wegfahrsperre. Auch die Komfortausstattung umfasst das Wesentliche (Klima, Radio/CD, elektrische Fenster vorn, Servolenkung, verstellbares Lenkrad, usf.).
Der Kofferraum ist allerdings für ein "Poschtiauto" wegen der Gastanks viel zu klein geworden und ist jetzt recht unpraktisch zu beladen.
Inoffiziell sollen die Gastanks (man findet nirgends eine verbindliche Angabe) 9,5 Kg fassen. Viel zu wenig. Wir haben nach Leerfahren einmal 7,53 Kg tanken können. Bei Verbräuchen von 4,65 Kg, 5,33 Kg und 6.0 Kg oder durchschnittlich 5,2 Kg auf 100 Km, reicht der Gasvorrat gerade mal für 150 Km. Das macht keinen Sinn.

Der Testverbrauch belief sich auf umgerechnet 7,6 Lt. (Der Benzinverbrauchsanteil betrug nur gut 10% des Gesamtverbrauchs), viel zu viel für dieses sonst echt gäbige Auto.

Woran lag es? Die Kraftentfaltung auf der Autobahn ist dermassen laaahm, dass halt immer mit Vollgas gefahren wird, auch von Leuten, die sonst noch kleinere Autos fahren.

Immerhin sind die Fr. 9.36 Treibstoffkosten auf 100 Km (5,2 Kg zu Fr. 1.80) nur mit einem Benzinverbrauch von unter 5 Litern zu erreichen (Bf 95 zu Fr. 1.90). Das ist kaum machbar.

Fazit
Der Citroën C3 wäre eigentlich ein durchwegs empfehlenswerter Kleinwagen, gefällig, bequem, gut ausgerüstet, gut fahrbar, günstig, vor allem mit den Promopreisen. Der GNV macht in den Citroën-Unterlagen aber etwas den Eindruck eines Alibi-Fahrzeuges. Nicht einmal in seiner eigenen Spalte der Preisliste werden richtige Angaben gemacht oder überhaupt welche zum Gasbetrieb. Im Prospekt existiert er gar nicht.
Der Gasbetrieb macht ihn zwar umweltfreundlich. Beim erfahrenen Mehrverbrauch dürften aber die 119 g/km CO2 auch nicht stimmen.
Die Gastanks sind viel zu klein. Sie müssten mindestens doppelt so gross sein (15 bis 20 Kg), ggfs. zu Lasten des normalen 45-Liter-Benzintanks. Der Kofferraum ist zu klein und ungünstig zu beladen geworden, die Fahrleistungen sind – ausser innerorts – ungenügend, der Verbrauch an der oberen Grenze.
Der Aufpreis von rund Fr. 1'000 gegenüber dem viel stärkeren Nur-Benziner, resp. sogar um die Fr. 4'000 bei Promopreisen ist nicht wieder herein zu holen durch günstigeres Gas.

Eigentlich schade. Das alles färbt die "grüne Mütze" dieses sonst sympathischen Zwergs halt doch wieder Richtung rot, wie die aller andern Zwerge. (sprich üblicher und normaler Autos)

Heiny Volkart VOLKARTpress