Sport. Sport. Sport. Das steht als Titel auf dem Prospekt der BMW R 1200 S. Doch sie kommt nicht daher wie eine CBR oder eine R1. Keine Kampfbemalung, keine ausufernde Verkleidung. Im Gegenteil. Mit ihrer Halbschale erinnert sie eher an die sportlichen Bikes der 70er Jahre denn an moderne Strassenrenner. Von vorne zeigen Niere und asymmetrische Scheinwerfer sofort, aus welchem Haus die sportliche Dame stammt. Von hinten erkennt man die BMW höchstens an den seitlich überstehenden Boxerzylindern. Den unter die Sitzbank gepackten Auspuff kennt man eher von Ducati, das LED-Rücklicht wirkt japanisch inspiriert.
Yellow: überraschenderweise tritt die BMW in Gelb an.
Sehr gelungen ist dagegen die Führung der polierten Auspuffrohre und auch der sichtbare Rahmen gefällt. Und am Heck sitzt dieses an der Einarmschwinge befestigte Rad in Schwarz. Überhaupt die Farbgebung: Wer würde von BMW ein gelbes Bike erwarten? Doch hier geht's natürlich um mehr denn Optik. Also aufgesessen und Finger an den Anlasserknopf. Der sitzt BMW-typisch auf dem Notaushebel. Kurz drauf gedrückt und schon schüttelt's gewaltig. Wer nicht dafür bereit ist, wird von den Fliehkräften zu seinen Füssen doch ordentlich überrascht.
Schlechte Ergonomie: Bei höheren Geschwindigkeiten sind die Zahlen auf dem Tacho nicht mehr ablesbar.
Das Geschüttel hält bis ungefähr 2000 Touren an. Und ganz ehrlich: mich würde das gewaltig nerven. Im Stadverkehr, wo man sich oft nur von Ampel zu Ampel hangelt, ist diese Charakteristik besonders störend. Doch die r 1200 S ist bestimmt nicht für die City gebaut. Nicht umsonst ist sie auch in einer (aufpreispflichtigen) Rot-Silbernen Rennlackierung erhältlich. Auf der Rennstrecke dürfte dann auch die Sitzposition passen. Den Hintern ganz hinten am Buckel anstellen und den Kopf fast auf die Instrumente gesenkt lassen sich auf Geraden bestimmt irrsinnige Geschwindigkeiten erzielen. Da stört es denn auch nicht, dass der Tacho bei hohen Tempi sozusagen gar nicht mehr ablesbar ist.
Japanische Ducati? Nein, einer BMW gehört dieser Auspuff mit darüberliegender LED-Rückleuchte.
Auf der Landstrasse, wo man eher etwas aufrechter fährt, fehlt einem ein gut ablesbarer Digitaltacho. Ansonsten ist das BMW-Cockpit aber ohne Tadel, Ganganzeige, Drehzahlmesser und auch Wassertemperaturanzeige sind vorhanden und bestens ablesbar. Leider ist das Windschild etwas klein geraten, so dass der Pilot der Witterung doch recht stark ausgesetzt ist. Natürlich hat er die Méglichkeit, allfälligen Regenschauern mit einem beherztem Zug am Gashebel zu entfliehen. 122 PS reissen die BMW dann nach vorne.
Optisches Schmankerl: Schönes Rad, nur einseitig an der Schwinge befestigt.
Der dabei entstehende hämmernde Boxersound schafft es nicht bis in mein Herz. Es fehlen die tiefen Töne und besonders locker klingt das Aggregat dabei auch nicht. Doch was soll's, einen Gesangswettbewerb will die Halbnackte aus Bayern sowieso nicht gewinnen. Mit ihrem relativ hohen Schwerpunkt ist sie bestens geeignet, bei der Kurvenhatz so einiges in die Tasche zu stecken. In der Tat ist sie für ein Bike dieser Hubraumkategorie erstaunlich wendig.
BMW durch und durch: Vorne trägt die R 1200 S die typische Niere zur Schau.
Die R 1200 S ist also mehr Landstrassenheizer denn Stadtracer. Mit ihrer individuellen Optik dürfte sie nicht jedem gefallen, speziell ist sie aber auf jeden Fall. Eine echte BMW halt. Richtig nervig sind die Vibrationen im unteren Drehzahlbereich. Ihre Agilität und die ausdauernde Boxerpower erfreuen die Biker schon eher. Ausserdem verfügt sie BMW-typisch über den wartungsarmen Kardanantrieb. Mit ABS kostet sie etwa 19'500 Franken.