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zuendung

16. Januar 2006

Rüstiger Rentner

BMW | 0 Kommentare

Es mag mir als ewig gestrige Fehlpolung auf meiner cerebralen Festplatte ausgelegt werden, doch ich stehe dazu: Ich stehe auf weiße Autos und kann mit neumodischen SUVs nichts anfangen. Der regelmässige zuendung.ch-Leser hat's vielleicht schon mitbekommen. Nun, und dann gibt's Tage, da kommt beides zusammen. Für ein aus Übermut angeschobenes Volvo-Orignal-Cup-Projekt musste ein Schlacht-240er her. […]

Es mag mir als ewig gestrige Fehlpolung auf meiner cerebralen Festplatte ausgelegt werden, doch ich stehe dazu: Ich stehe auf weiße Autos und kann mit neumodischen SUVs nichts anfangen. Der regelmässige zuendung.ch-Leser hat's vielleicht schon mitbekommen. Nun, und dann gibt's Tage, da kommt beides zusammen. Für ein aus Übermut angeschobenes Volvo-Orignal-Cup-Projekt musste ein Schlacht-240er her. Der fand sich ganz in der Nähe, zufälligerweise ein weißer Kombi, bedingt fahrbereit. Da der Standort des Gutmenschen-Kombis rund 300 Kilometer von den heiligen Schrauberhallen entfernt lag, war ein kräftiges Zugfahrzeug samt Hänger von Nöten.

Und Schluss: Das BMW-Erfolgs-SUV bekommt Ende 2006 einen Nachfolger

So gesehen kam der X5 gerade recht. Dass es aber gleich ein 4,4-Liter-V8 wurde, war nicht geplant. Der Dreiliter-Diesel darf auch bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen und wäre obendrein deutlich sparsamer gewesen. Dazu aber später. Zunächst sollte erwähnt werden, dass der X5 am Ende seines Produktionszyklus steht. Vorteil: Der Brummer sieht nicht nur aus wie eine Kreuzung aus Wikingerschiff und Teutonen-Burg, er fühlt sich auch genauso solide an. Nachteil: Er fährt sich auch so. Das war aber schon immer der Fall. Ein vor gut drei Jahren über die Autobahn geprügelter 4,6is (bevor jemand nörgelt: Der 4,8is kam erst zur Modellpflege 2004) verhielt sich ähnlich behäbig. Klar, die Längsdynamik passt. Und wenn man die Querdynamik mit der eines Landrover Defender vergleicht, ist der X5 sicher ein äußerst sportliches Fahrzeug. Doch selbst wenn man Otti Fischer die neuesten Nike-Laufschuhe anzieht, wird er kaum den Rekord im 100 Meter-Hürdenlauf brechen.

Paradedisziplin: Seine Daseinsberechtigung findet der X5 als Zugfahrzeug

Keine Frage, der X5 beeindruckt. Zum einen wegen der Eingangs erwähnten Solidität, zum anderen mit seiner Mühelosigkeit. Beim Auffahren auf die Autobahn hatte ich fast vergessen, dass ein beladener Hänger hinten dranhängt. Erst als ich anfing mich zu wundern, dass ein gammliger 240er Volvo genauso schnell beschleunigt und partout nicht aus dem Rückspiegel verschwinden wollte, fiel's mir wieder ein. Solche Fahrmanöver empfehlen sich aber nur bedingt, schränken sie doch den Aktionsradius des 320 PS-SUV erheblich ein. Spass macht's allerdings schon, denn der X5 darf nicht nur mit der Kraft seines V8 angeben, sondern auch mit standesgemäßem Sound – ein dumpfes Brabbeln aus vier etwas halbstark wirkenden Auspuffrohren.

Ende mit Haken: Der BMW darf aus seinen vier Endrohren sogar richtig brabbeln.

Traktionsprobleme glänzen naturgemäß durch völlige Abwesenheit und die Übersicht ist, bei dieser Fahrzeuggattung ebenfalls üblich, famos. Was den Fahrkomfort betrifft, muss erwähnt werden, dass BMW bei der Entwicklung des X5 gesteigerten Wert auf Sportlichkeit legte. Dazu kommen die Konzeptbedingten Nachteile des hohen Schwerpunkts und des kurzen Radstandes, die eine gewisse Disharmonie im Aufbau zur Folge haben. Es wankt und stukkert teils doch recht vernehmlich. Die weichen 18-Zoll-Winterräder tragen auch nicht unbedingt zu der den BMW-Pkw eigenen Direktheit bei. Hoffentlich kapieren die Hersteller bald, dass SUVs keine Eierlegenden Wollmilchsäue sind und werden.

Kleinwagen: Der Innenraum ist verhältnismäßig klein

Ganz nebenbei bemerkt bietet der X5 trotz seiner 4,67 Außenlänge einen erschreckend kleinen Innenraum. Zwar kommen sich die Passagiere dank genügend Innenraumbreite nicht ins Gehege, der Knieraum hinten ist jedoch alles andere als üppig. Der Kofferraum bietet ebenfalls nur spärlichen Platz für Urlaubsgepäck. Beide Phänomene sind in gleichem Maße übrigens auch beim VW Touareg zu beobachten. Auf die Nachteile des Leergewichts von 2,2 Tonnen muss an dieser Stelle nicht näher hingewiesen werden, denke ich. Ein prima Zugfahrzeug ist der BMW X5 4,4i also. Doch wie bei allen SUVs ergeben sich im Alltag zu viele Nachteile. Selbst weiß könnte darüber nicht hinwegtäuschen.

Verfolger: Am Ende konnte der Volvo den BMW dann doch nicht überholen